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JAHRESHEFTE
des
Vereins für vaterländische Naturkunde in
Württemberg.
Herausgegeben von dessen Redactionscommission
Prof. Dr. H. v. Fehling, Prof. Dr. 0. Fraas, Prof. Dr. F. v. Krauss, Prof. Dr. P. v. Zech in Stuttgart.
SIEBENUNDDREISSIGSTER JAHRGANG.
Mit 2 Tafeln.
STUTTGART, E. Schweizerbart’sche Verlagshandlung (E, Koch). | 1881.
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Inhalt.
I. Angelegenheiten des Vereins.
' Eröffnungsrede des Geschäftsführers, Forstmeister Freiberrn v. Hügel Bericht über die a iltrensckte hg den 4, J uni 1880 in Hall.. Von Oberstudienrath Dr. F. v. Krauss. 1. Rechenschaftsbericht über das Jahr 1879/80. Von Ober- studienrath Dr. F. v. Krauss . N RE 2. Zuwachs der Vereins- Nine neshilune: A. Zoologische Sammlung, v. Oberstudienrath Dr. F.v. Krauss B. Botanische Sammlung, von Prof. Dr. v. Ahles. 3. Zuwachs der Vereinsbibliothek, von Oberstudienrath Dr. Fr. v. Krauss. 4, Rechnungs - Mbschiteg: für Bi Jahr 1879/80. Be Hofrath Ed. Seyffardt in Stuttgart aan RR IE E 5. Wahl der Beamten
II. Vorträge und Abhandlungen.
1. Zoologie.
Die Eichengallen und ihre Bewohner. Von Custos Dr. E. Hof-
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Ueber das Sorkatuiien von Detran er BE in Wirtiembers. Von Dr. R. Finckh, Oberamtsarzt in Urach . A ;
Die Fische in Würltembere, faunistisch-biologisch betrachtet, und die Fischereiverhältnisse daselbst. Von Prof. Dr. C. B. Klun- zinger. ER N
Beiträge zur Geläbiepie der Fische. Von Generalstabsarzt Dr. v. Klein. (Mit Tafel II)
29. Mineralogie, Geognosie und Petrefactenkunde.
- Die geologischen Verhältnisse der Haller Gegend. Von Prof. Dr. OÖ. Fraas a ee A U TEN EEE
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IV Inhalt.
Zur klimatischen Frage. Von Dr. J. Probst in Unteressendorf Zur Kenntniss der quartären Wirbelthiere in Oberschwaben. Von Dr. J. Probst in Unteressendorf . : Simosaurus pusillus aus der Lettenkohle von Fiohenonk’ Von Prof. Dr. OÖ. Fraas. (Mit Tafel D.. BR Die 17 grössten erratischen Blöcke Oberschwabens.. Von Dr. K. Miller in Essendorf .
3. Botanik.
Vergleichende Untersuchung über die Flora der vulkanischen Hegauberge. Von Friedrich Karrer, k. Revieramtsassistent in Hohentwiel
4. Physik, Chemie, Meteorologie etc.
Die Kälte des vergangenen Winters. Von Prof. Dr. v. Zech
Chemische Analyse des Göppinger Sauerbrunnens. Von H. Feh- ling und C. Hell.
Der Blitzschlag im Walde. Von Oberförster Frib les in nBichichein
III. Kleinere Mittheilungen.
Strudellöcher im württembergischen Schwarzwald. Von Ingenieur E. Hammer in Stuttgart FD ARE N
Magnetische Elemente von Stuttgart. Von Prof. Dr. Dietrich in Stuttgart Rn EN
Bücher-Anzeigen
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Statuten des oberschwäbischen Zweigvereins nebst Verzeichniss der Mitglieder desselben .
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I. Angelegenheiten des Verems.
2 Beriehtüber die fünfunddreissieste reneralversammlung | | vom 24 Juni 1880: in Hall:
Von Öberstudienrath Dr. F. v. Krauss.
Es war von der letzten Generalversammlung in Stuttgart ein glücklicher Beschluss, das Jahresfest am Johannisfeiertag 1880 in dem fränkischen Theil des Landes zu halten und der freund- lichen Einladung der dortigen Mitglieder folgend die Stadt Hall als Versammlungsort zu wählen.
Schen seit einiger Zeit hatten sich in der alten Reichsstadt und ihrer Umgegend sehr erfreuliche Kundgebungen für historische _ and naturwissenschaftliche Forschungen gezeigt, die zur Hofinung berechtigten, dass der Verein mit seinen Bestrebungen auch im _ Frankenlande willkommen sein werde. Seine Erwartungen haben sich vollkommen erfüllt und die Versammlung ist als eine nach allen Richtungen gelungene zu verzeichnen. Durch die Bemühungen des Geschäftsführers, Herrn Forstmeister Freiherr W. v. Hügel, sind dem Verein in kurzer Zeit viele neue Mitglieder beigetreten. Unter seiner ausgezeichneten Leitung und der umsichtigen Unter- stützung des Herrn Dekans Schmid und einiger Haller Mit- glieder wurden alle Vorbereitungen zur Versammlung und zum angenehmen Aufenthalt der Theilnehmer in Hall aufs Trefflichste
ausgeführt. Vielen auswärtigen Mitgliedern war es. durch die
Württemb. naturw. Jahreshefte. 1881, 1
neu eröffnete Murrthalbalın sehr erleichtert, die Reise nach Hall sogar in Einem Tag auszuführen, und so kam es denn, dass die Versammlung sehr zahlreich und aus allen Theilen des Landes besucht war.
Schon am Vorabend des Festes war eine gesellige Vereini- gung In dem Gasthof zur Eisenbahn veranstaltet, bei welcher der Geschäftsführer, Herr Forstmeister v. Hügel, die auswärtigen Gäste willkommen hiess, und der Vereimsvorstand, Herr Ober- studienrath Dr. v. Krauss, die zahlreich versammelten Haller Mitglieder herzlich begrüsste.
Hierauf nahm Herr Prof. Dr. OÖ. Fraas Anlass, die Haller Michaelskirche der Aufmerksamkeit der Gäste in zweifacher Hin- sicht zu empfehlen. Einmal hängt im dortigen Chor in kunst- voller Schlosserarbeit in Eisen gebunden ein Mammuthszahn mit. der leider jetzt übertünchten Wandinschrift: „1605 den 13. Fe- bruar ich gefunden war bei Neubronn in dem Haller land am Bühlerfuss zur linken Hand sammt grossen Knochen und lang sebein Sag Lieber! was arth ich mag seyn.“ Ausserdem nemnt Cuvier in seinen Ossements fossiles das Jahr 1494 in welchem bei schwäbisch Hall gleichfalls ein Zahn des genannten Thieres gefunden worden sei, worüber im vorigen Jahrhundert schon ein junger Haller Doktor Beyschlag eine Dissertation zu Halle a. S. schrieb. Von jener Zeit ab bis auf die jüngste Zeit der Eisen- bahnen wiederholen sich die Mammuthsfunde im Haller Land. Eine andere Erscheinung die an den Kirchthüren beobachtet wird, sind die Rillen und Rinnen in den Sandsteinen am Eingang, auf welche man seit den letzten Jahren in ganz Deutschland auf- merksam wird, sie rühren von dem Schärfen der Schwert-, Dolch- und Lanzenspitzen her, welche, wenn am Heiligtkum der Kirche geschärft, eine besondere gefeite Kraft hatten. Neben den Killen sieht man gewöhnlich auch Masse in den Stein gehauen oder aus Schmiedeisen erstellt in den Stein eingefügt, welche, wie 7. B. an der Hohenstaufenkirche zu Hagenau im Elsass, die zu- lässige Schwert- und Dolchlänge begreifen. Ä
Am Tage der Versammlung selbst benutzten viele Mitglieder und Gäste, unter der gefälligen Führung der Einheimischen, die
Zeit vor Beginn der Verhandlungen und besichtigten die am Abend zuvor erwähnten Merkwürdigkeiten der alterthümlichen Michaelskirche und ihre interessanten Denkmäler. Andere durch-
wanderten die eigenthümlich gebaute Reichsstadt und liessen sich das Rathhaus und die Einrichtungen im der Saline und dem neuen Scolbad zeigen.
Für die Verhandlungen hatten die Behörden den sehr zweck- mässigen Festsaal des für die höheren Lehranstalten neu erbauten Gebäudes bereitwilligst überlassen. Es waren daselbst folgende inter- essante naturhistorische Gegenstände zur Besichtigung ausgestellt.
1) Durch Se. Durchlaucht den Fürsten von Hohenlohe- Langenburg eine merkwürdige weissliche Fuchsvarietät, 1874 geschossen auf der Markung Nassau, OA. Mergent- heim, und eine Wiesenweihe im Jugendkleid, 1879 ge- schossen bei Kirchberg a. J. Die Fuchsvarietät ist ebenso gefärbt und zierlich gebaut, wie die beiden 1871 im Staats- wald Roggenberg bei Mergentheim erlegten Varietäten, worüber Krauss (Jahreshefte 1872 S. 39) ausführlich be- richtet hat, und gehört wohl zu diesen.
2) Durch den historischen Verein in Franken eine sehr reichhaltige geogmostisch - paläontologische Sammlung von Herın Dekan Schmid aufgestellt, und ein vollständiges Herbarium aus der Umgegend von Hall.
3) Durch Herrn Schulmeister Mammel in Hall eine hübsche Sammlung von Schmetterlingen aus der nächsten Umgebung dieser Stadt.
4) Durch Herrn Apotheker Picot in Hall zum Austheilen eine grössere Anzahl getrockneter F’ritillaria Meleagris L., welche bei der Mühle zu Haagen bei Hall wächst.
5) Durch Herrn Forstmeister v. Hügel frische Doronicum Pardalianches L. und Drosera rotundifolia L. in Töpfen zum Austheilen.
6) Durch Herrn Med. Dr. Haueisen von Hall lebende Axolotl, Kamm- und Feuer-Tritonen und einige Wasserschnecken. in 10 Uhr eröfinete der Geschäftsführer, Herr Forstmeister
v. Hügel, die Verhandlungen mit folgender Ansprache.
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Verehrte Versammlung!
Die voriges Jahr in Stuttgart abgehaltene Generalversamm- lung unseres Vereins hat als Versammlungsort für dieses Jahr die Stadt Hall erwählt und mich als Geschäftsführer bestellt.
Als solcher heisse ich Sie herzlich willkommen.
Indem Ihre Wahl auf Hall fiel, wollten Sie ohne Zweifel
dem schönen Frankenland näher treten und das Interesse für den Verein auf einem Boden wecken, der in naturwissenschaft- lichen Beziehungen so Mannigfaltiges aufzuweisen hat.
Welches Echo Ihr Ruf in Franken fand, dafür dürfte der Umstand am meisten sprechen, dass dem Verein, welcher seither ' wenige Mitglieder in Franken zählte, seit Ihrer getroffenen Wahl 31 weitere Mitglieder beigetreten sind. Iliervon entfallen auf die Stadt Hall allein 24, so dass die Gesammtzahl in letzterer 29 Mitglieder beträgt.
Sie mögen hieraus ersehen, welchen Anklang unser Verein in der alten, soviel Interessantes bietenden Reichsstadt Hall findet. Zur besonderen Ehre gereicht dem Verein auch der Beitritt zweier hervorragender Herren. Es sind |
Seine Durchlaucht Fürst von Hohenlohe-Waldenburg, Ehren- präsident des historischen Vereins für Franken, ein Mann, dessen - berühmte Thätigkeit auf diesem Feld uns annehmen lässt, dass sie auch auf die Zwecke unseres Vereins sich ausdehnen wird.
Der zweite Herr ist Seine Durchlaucht Fürst von Hohenlohe- Langenburg, Reichstagsabgeordneter.
Wir Alle kennen sein warmes Interesse für einzelne Zweige. der Naturwissenschaften, es ist dies eine Bürgschaft dafür, dass unser Verein an ihm einen eifrigen Förderer gewonnen hat.
Mit besonderer Freude werden Sie, meine Herren, auch be- grüsst von den Mitgliedern der naturwissenschaftlichen Abtheilung des hiesigen historischen Vereins.
Ueber die geologischen Verhältnisse von Hall und seiner Umgebung wird Ihnen heute von Hrn. Professor Fraas Vortrag erstattet werden. Im Namen der städtischen Collegien von Hall. habe ich den Mitgliedern des Vereins als freundlichen Gruss und zur Erinnerung an den heutigen Besuch der Stadt ein Schrift-
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chen über das neue Soolbad einzuhändigen. Dasselbe enthält in
. naturwissenschaftlicher Beziehung so Vieles über Stadt und Land,
dass ich fürchten müsste, Sie zu ermüden, wenn ich auch über ‚ letzteres sprechen wollte.
Die erwähnte Schrift ist in ihrem naturwissenschaftlichen Theil von unserem verehrten Mitglied, Hrn. Dekan Schmid hier, das mediecinische von Hrn. Stabsarzt a. D. Dr. Franck in Stuttgart verfasst. |
Möchten Sie, meine Herren, beim Durchlesen des Schrift- ‚chens sich stets angenehmen Erinnerungen an Hall hingeben können. Und nun, meine Herren, lassen Sie uns mit den Ver- handlungen beginnen.
Auf den Vorschlag des Geschäftsführers wurde Herr Ober- studienratb Dr. v. Krauss zum Vorsitzenden für die heutige Versammlung gewählt.
Derselbe trug sodann den
Rechenschaftsbericht für das Jahr 1879—1880 vor.
Hochgeehrte Herren!
Wie schon seit einer langen Reihe von Jahren habe ich auch heute wieder die Ehre, Ihnen über die Thätigkeit des Ver- eins und zunächst über den Fortgang der Arbeiten in dem nun abgelaufenen 36. Vereinsjahr Bericht zu erstatten.
Der Verein hat unausgesetzt die ihm in seinen organischen Bestimmungen angewiesenen Zwecke zur Erforschung der natür- lichen Verhältnisse im engeren Vaterlande verfolgt. Eine ganze Reihe von gediegenen wissenschaftlichen Arbeiten, welche wäh- rend seines Bestehens und auch im verflossenen Jahre sowohl über das gesammte Württemberg als über einzelne Theile des- selben veröffentlicht werden konnten, gibt hievon Zeugniss. Nicht minder zeugt von seinem steten Fortschritt die wachsende Zahl .und Bedeutung seiner Mitglieder. Trotzdem bleibt noch Vieles zu leisten übrig und noch harren verschiedene Landesstrecken einer gründlicheren Durchforschung und wissenschaftlichen Be- arbeitung. Auch der Nordosten unseres Landes ist ein solches
Gebiet, und noch in den Rechenschaftsberichten der letzten Jahre ist eine lebhaftere Theilnahme*an den Bestrebungen des Vereins angeregt worden.
Mit um so grösserer Freude wird es Alle erfüllen, dass namentlich durch die Bemühungen eifriger Mitglieder in Hall
sich nun auch das schöne und interessante Frankenland uns eı-
schlossen und mit anerkennenswerther Rührigkeit begonnen hat, die Vereinszwecke zu unterstützen und zu pflegen. Der Verein verzeichnet heute eine stattliche Anzahl von neuen Mitgliedern aus dieser Gegend und es lässt sich hoffen, dass die Zeit nicht mehr ferne ist, in welcher auch hier, wie in anderen Theilen des Landes ein Zweigverein für vaterländische Naturkunde sich gebildet haben wird.
Was die Vereinssammlungen betrifft, so sind bei ihrer Reich- haltigkeit in Folge eines mehr als dreissigjährigen Sammelns wohl schon manche Gruppen in nahezu vollständigen Formen vorhanden, es bleiben jedoch bei dem für die Erforschung der Naturkunde Württembergs wichtigen Bestreben, von allen Kreisen des Landes über das Vorkommen und die Verbreitung der Natur- produkte erschöpfende Belege aufzuweisen, noch viele Wünsche übrig.
Auch dies gilt insbesondere von den Gebieten der Tauber, der Jagst und des Kocher, welche verhältnissmässig am wenigsten vertreten, noch ein sehr dankbares Feld zum Untersuchen und Sammeln bieten. Es darf daher an alle Mitglieder und Natur- freunde die Bitte zu richten gestattet sein, dass sie keine Ge- legenheit unbeachtet vorübergehen lassen möchten, von ihrer Seite hiezu soviel als möglich beizutragen. |
Der vaterländischen Naturalien-SammInng sind im letzten Jahr zugewachsen: 9 Säugethiere, 11 Vögel mit 8 Nestern und 7 Eiern, 3 Reptilien, 89 Fische, 812 Insekten und einige Spinnen, 41 Conchylien, 2 seltene Schmarotzerarten, ein Torf- ochsen-Skelet, 45 Arten Phanerogamen, 20 Cryptogamen und 13 Holzabschnitte inländischer Bäume.
Die ganze Sammlung der Conchylien, die seit Jahren einen sehr bedeuteuden Zuwachs, insbesondere durch die Herren Baron
|
Richard König- Warthausen, Dr. Fricker in Heilbronn, Dr. Weinland in Esslingen und Kaufmann Hermann Reichert in Nagold erhalten hat, ist nun unter Beihülfe von Herrn Otto Buchner, ebenso die Sammlung der Gallinsekten durch die be- treffenden Conservatoren neu geordnet und aufgestellt worden.
Die Vereinsbibliothek hat sich abermals und zwar um 516 Bände und Schriften vermehrt. Dem Verein ist es nach jahrelangen Bemühungen gelungen, jetzt mit 130 naturwissen- schaftlichen Gesellschaften, Akademien und Universitäten aller Welttheile in Schriftenaustausch zu stehen, und er darf sich rühmen, die periodischen Zeitschriften in seltener Reichhaltigkeit und häufig mit allen älteren Jahrgängen zu besitzen. Welchen Umfang die Bibliothek erhalten hat, mögen Sie aus dem neuestens in den Jahresheften herausgegebenen Katalog ermessen. Ihre Benützung steht den Mitgliedern jederzeit zu Diensten.
Die im letzten Jahr mit anderen Gesellschaften eingeleiteten neuen Tauschverbindungen sind:
Aerztlicher Verein in Stuttgart,
Naturforschende Gesellschaft in Bern,
Schweizerische entomologische Gesellschaft, Nederlandsche Dierkundige Vereeniging te Leiden, Societe Linneenne du Nord de la France & Amiens, Royal society of Edinburgh,
Geological society of Edinburgh,
Natural history society of Glasgow,
Reale Istituto Lombardo dı Milano,
Sociedad Mexicana de historia natural. |
Von den Jahresheften des Vereins ist der 36. Jahrgang rechtzeitig ausgegeben worden.
Die Mitglieder sind ersucht, die Herausgabe der Vereins- schrift durch fleissige Zusendung von wissenschaftlichen Arbeiten _ zu unterstützen und zu fördern.
Zu correspondirende Mitglieder sind in dankbarer An- erkennung ihrer Verdienste um die Bibliothek ernannt worden:
Prof. Spencer F. Baird, Director of the Smithsonian Institution in Washington,
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Prof. Dr. Alexander Agassiz, Director of the Museum of comparative Zoology in Cambridge, U. S.
Auch in diesem Winter sind die Mitglieder mit ihren Damen durch Vorträge, welche stets dankbar aufgenommen werden, erfreut worden. Es sprachen die Herren: |
Prof. Dr. v. Zech über den Planeten Vulkan,
Prof. Dr. v. Ahles über die Zelle als Grundorgan des Pflanzenleibs, erläutert durch Glasphotogramme, die zur Projection vermittelst des Scioptikons dienen,
Dr. © B. Klunzinger über Nil und Rhein und ihre Analogie,
Prof. Dr. 0. Köstlin über die Gesetze der Körper- proportionen des Menschen. |
Schliesslich habe ich noch allen Mitgliedern und Gönnern, welche die Sammlungen und Bibliothek mit Beiträgen be- schenkt haben, im Namen des Vereins aufs Verbindlichste zu danken. Ihre Namen und Geschenke werden stets auf den Etiketten der Gegenstände bekannt gemacht und sind in den nachstehenden Zuwachsverzeichnissen angegeben. |
A. Zoologische Sammlung. (Zusammengestellt von Oberstudienrath Dr. v. Krauss.)
fr. Säugethiere.
Als Geschenke:
Synotus Barbastellus K. & Bl., Männchen, Plecotus auritus K. & Bl., Männchen, von Herrn Müller Härter in Oberdigisheim; Vespertilio murinus Schreb., Männchen, | von Herrn Bauinspector Klemm in Geislingen; Vesperugo serotinus Schreb., Männchen, von Herrn Kaufmann Hermann Reichert in Nagold; Talpa europaea Iı., 3 kleine Junge von einer Coronella laevis Laur. ausgespieen, | von Herrn Stadtdirectionswundarzt Dr. Steudel; Mustela Erminea L., Weibchen im Sommer, von Herrn. G. Grellet in Munderkingen.
| Dureh Kauf: Talpa europaca L., var, aurantiaca, Weibchen, aus Friedrichsruhe.
a 1. Vögel. Als Geschenke:
Tinnuneulus alaudarıus Gray, junges Männchen,
Passer domesticus Briss., var. alba, junges Weibchen, Oedemia fusca Flemm., altes Männchen, bei Eltingen, Turdus musicus L., Nest,
Passer montanus Br., Nest, Muscicana grisola L., Nest, von Herrn Forstmeister Herdegen in Leonberg; Emberiza schoeniclus L., Nest im Gras, Passer domesticus Briss., grosses Nest auf einem Zwetschgenbaum, von Herrn G. Grellet in Munderkingen; Gallinula chloropus Lath., Nest mit 7 Eiern, von Herrn Kaplan Dr. Miller in Essendorf; Stercorarius pomarinus Temm., junges Weibchen, von Herrn Oberförster Bührlen in Nagold; Colymbus glacialis L., junges Weibchen, von Herrn Revierförster Blessing in Schönmünzach; Colymbus septemtrionalis L., junges Weibchen; von Herrn Kaufmann C. Reibel in Heilbronn; Colymbus glacialis L., junges Männchen, von Mussberg, von Herrn Joh. Nill in Stuttgart; Rallus aquaticus L., altes Männchen, von Herrn Lehrer Mangold in Steinberg; Parus caudatus L., Nest auf einer Eiche, von Herrn Forstassistent Keller in Mergentheim ; Sturnus vulgaris L., altes Weibchen, weisse Varietät, von Herrn Forstwächter Frisch in Bergenweiler; Fringilla carduelis L., Nest, von Herrn Forstmann Sigel in Tübingen; Turaus pilaris L., altes Männchen, von Herrn Oberförster Frank in Schussenried.
Dürch Kauf:
Stercorarius pomarinus Temm., junges Weibchen bei Oefiingen.
II. Reptilien.
Als Geschenke:
Tropidonotus natrix L., sehr gross, | von Herrn Pfarrer Günzler in Weiler.
Tropidonotus natrie L., und eine Varietät, Bufo calamita Laur., aus dem Steinacher Ried, von Herrn J. N. Kees in Waldsee.
IV. Fische. Als Geschinte
Gobio fluviatilis Cuv., ausgewachsen, Tinca vulgaris Cuv., jung, aus dem Bodensee, von Herrn Hermann Lanz in a Siılurus glanis L., sehr jung, von Herrn Apotheker Valet sen. in Schussenried;
Trutta fario L., durch Hochwasser in die Donau geschwemmt, Perca fluviatilis L., Cottus gobio L., Leuciscus rutilus L., Squalius cephalus L.,
a leuciscus L., Abramis Brama L., Chondrostoma nasus L.. Esorx lucius 1. Lota vulgaris Cuv., Thymallus vulgaris Nils., Petromyzon fluviatilis L., Cobitis taenia L., sämmtlich aus der Donau,
von Herrn G. Grellet in Munderkingen; Trutta fario L., jung, » » Weibchen 5i/, Pfund schwer, Farhiis fluwiatilis Ag., Tinca vulgaris Cuv., Squalius cephalus L., Abramis Brama L., Chondrostoma nasus L.. Alosa vulgaris Cuv., Zisox lucius L., alle gross und aus den: Neckar, Phosinus laevis L., Gartachbach-Mündung, Gasterosteus aculeatus L., Bach bei Nordheim, von Herrn Kaufmann Friedr. Drautz in Heilbronn.
Durch Kauke
Trutta lacustris I, sterile Form aus dem Bodensee.
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V. Crustaeceen.
Als Geschenk:
Tracheliastes polycolpus Nordm., als Schmarotzer an der Rücken-
flosse von Phorinus laevis L., von Herrn Kaufmann Friedr. Drautz m Heilbronn.
VI. Insecten.
Als Geschenke:
Coleopteren, 4 Arten in 28 Stücken, von Herrn Kaufmann Scriba in Heilbronn;
Coleopteren, 2 Arten in 26 Stücken mit Entwicklungsstufen,
von Herrn Kaplan Dr. Miller in Unter-Essendorf; Dipteren mit Gallen auf Achillaca nobilis L., Lepidopteren-Raupe,
von Herrn Garnisonsprediger Ziegele auf Hohen-Asperg; Hymenopteren, 2 Arten in 24 Stücken, von Herrn Kaufmann Klinckerfuss;
Coleopteren, 2 Arten in 10 Stücken,
von Herrn Lieutenant Wundt auf Hohen-Asperg; Lepidopteren, 3 Arten in 10 Stücken,
von Herrn Revisor Eich;
Coleopteren, 8 Arten in 14 Stücken,
. Hymenopteren, 30 Arten in 65 Stücken,
Lepidopteren, 25 Arten in 36 Stücken, Dipteren, 38 Arten in 60 Stücken, von Herrn Stadtdirections-Wundarzt Dr. Steudel; Hemipteren, 10 Arten in 26 Stücken, von Herrn Oberamtsarzt Dr. Vöhringer in Sulz; Coleopteren, 10 Arten in 24 Stücken, von Herrn Lehrer Müller in Heidenbeim;
. Raupe von Sphinx atropos L., auf einem Apfelbaum,
von Herrn Theodor Lindauer; Eier von Sphinxz atropos L., von Herrn Juwelier Trinker; Coleopteren, 6 Arten in 9 Stücken, von Herrn Oberrevisor Jaumann;
Sinodendrum cylindricum 1.., Larven,
von Herrn Oberförster Hepp in Hirsau; Grapholitha duplicata Zttrst., von Herrn Stud. med. Reihlen in Tübingen; Aphridis apiformis 1., Larven,
Phloeosinus Thujae Perrvis, von Herrn Forstassistent v. Biberstein in Blaubeuren ; Hepiolus Humuli L., Raupe. von Herrn Inspector Hahne in Wasseralfingen; Biorhıza aptera Fabr., Gallen, von Herrn Dr. Weinland in Esslingen; Stenopterys hirundinis L., an Fledermäusen, Lepidoceyrtus n. sp., bei Tübingen, | von Herrn Dr. Fries in Göttingen; Pisodes Piceae Nlig., Larven, Phloeopterus tarsalis Forst., von Herrn Dr. E. Hofmann; Sisyphus Schäfferi Fab., 2 Käfer mit Kugel, von Herrn Präceptor J. Schaumann in Sulz a. N.;; Trigonaspis megaptera Panz., Gallen an Eichen, von Herrn Apotheker Reihlen; Lucanus cervus L., 2 Cocons aus Eichen, Hymenopteren, 15. Arten in 26 Exemplaren von Wildbad, von Herrn Decorateur Scheiffele; Üecidomyia brassicae Winnertz, aus Repssamen, | von Herrn Oekonomiepächter Rössler von Kapfenburg; Gnorimus nobilis L., Käfer, | von Herrn Dr. med. Kammerer; a Tortrix histrionana Fröl., Raupen bei Calmbach, schädlich, von Herrn Oberforstrath Dr. v. Nördlinger in Hohenheim.
Dureh Kauf:
Coleopteren 10 Arten in 24 Stücken, Lepidopteren 38 Arten in 81 Stücken, Hymenopteren 22 Arten in 61 Stücken,
Dipteren 50 Arten in 184 Stücken, sämmtlich mit Ent- wicklungsstufen, Acarıden 10 Arten in 40 Stücken.
VE-Arschniden.
Als Geschenk: Atypus Sulzeri Koch, mit der Röhre, von Herrn Rev.-Assistent Karrer im Bruderhof.
VI. Anneliden. Als Geschenk: Piscieola respirans Trosch., als Schmarotzer auf Forellen, von Herrn Kaufmann Aug. Reichert in Nagold.
rs VIH. Helminthen. Als Geschenke:
Hystrichis tricolor Duj., Ascaris infleea Rud., beide in Enten, von Herrn Obermedicinalrath Dr. v. Hering.
IX. Mo LLusk en. Als Geschenke:
Zebrina detrita Müll., vom Kapellenberg b. Erolzleim, | von Herrn Vikar Moenig in Mieterkingen; Anodonta cygnea L., sehr gross vom Rösslerweiher,
Oyclas cornea L. und CO. calyculata Drap.,
| von Herrn Stud. Sporer in Weingarten; Helis nemoralis L., 2 seltene Formen, Helix pomatia L., var. parva, - Limneus stagnalis L., | von Herrn Stud. Otto Buchner.
LH POLL Lo LEen. Als Geschenke:
Skelet vom Torfochs, aus dem Steinenhauser Ried, von Herrn Oberförster Frank in Schussenried; Schädel und Humerus vom Hund, Steinhauser Ried, | von Herrn Betriebsinspector Mayer in Aulendorf; - Disaster carinatus Goldf., vom Locken, von Herrn Gerichtsnotar Elwert in Balingen.
B. Botanische Sammlung. (Zusammengestellt von Prof. Dr. v. Ahles.)
1. Phanerogamen.
Pyrola umbellata L., Alb bei Justingen, neu für Württemberg, von Herrn Revieramts- Assistent Karrer auf dem Bruderhof | ” bei Hohentwiel;
Ophrys arachnites Hofim. und apifera Sm. nebst Mittelform | zwischen beiden, bei Rottweil, Collomia grandiflora Doug., verwildert daselbst,
von Herrn Kreisgerichtsrath Lang in Rottweil;
Viola collına Bess., vom Staatswald Köhnenbuch bei Blaubeuren,
von Herrn Forstassistent v. Biberstein in Blaubeuren;
Die Carices von Württemberg (44 Spec.) von Dr. F. Fleischer gesammelt, als Material zu seiner Dissertation: „Die Ried- gräser Württembergs mit besonderer Berücksichtigung der in der Flora von Tübingen einheimischen. Tübingen 1832,
von Herrn Kaufmann B. Fleischer in Stuttgart.
II. Kryptogamen.
Pilze aus der Umgegend von Schörzingen, OA. Spaichingen:
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Pleospora Convallariae Fkl. mit Periza Nidulus Schm. et Kze.,
Polyporus contiguus Pers., P. borealis Fr., Trametes odorata Fr., Hydnum versipelle Fr., von Herrn Pfarrer Sautermeister in Schörzingen;
Phascum curvicollum Hedw., Bietigheim a. d. Enz, Dieranum Mühlenbecki Br. et Sch., Oberschmeien bei Sigma-
ringen, Fissidens crassipes Wils., Brunnentröge in Bietigheim, Conomitrium Julianum Mont., Brunnentröge in Bietigheim, Barbula latifolia Br. et Sch., Enzufer bei Bietigheim,
n Donauufer in Sigmaringen, Encsiolus fontinalordes, an Pappeln in Sigmaringen, * aquaticus, Donauwehr in Sigmaringen,
Bartramia crispa Hedw., Oberschmeien bei Sigmaringen, Grimmia crinita Brid., unterm Berg bei Bissingen a.d. E,, Pseudoleskea tectorum Sch., Ziegeldächer in Bietigheim,
5 , N 5 in Mühlacker, Neckera pennata Hedw., Oberschmeien bei Sigmaringen, Örthothecium intricatum Br. et Sch., Storzingen bei Sigma-
ringen, Amblystegium Juratzkanum Sch., Uhlbach,
Hypnum cordifolium Hedw.. Kornthal, von Herrn Baumeister E. Kolb in Kisslegg.
1lI.. Hölzer und dergleichen.
Scheibe und Spaltstück von Quercus sessiliflora Sm.,
Stammstück von Populus tremula L.,
Rindenstücke von Pinus silvestris mit vom Spechte eingezwängten Tannenzapfen,
Kropfbildung am Stamm einer alten Tikia grandifolia Ehrh.,
Fünf.Eichenrindenstücke mit vom Spechte eingesetzten Haselnüssen,
Junge Rothbuchen von der Scheermaus benagt,
Hexenbesen von Pinus silvestris L., mit kleinen Zapfen,
von Herrn Oberförster Fribolin in Bietigheim ; Stammstücke von Acer platanoides L.,
Scheibe von Acer pseudoplatanus L.,
von Herrn Revierförster Jäger in Gomaringen;
Fasciation eines Astes von Fraxinus escelsior L.,
von Herrn Kurt Graf v. Degenfeld in Eybach.
G. Die Vereinsbibliothek hat folgenden von Dr. F. v. Krauss verzeichneten Zuwachs erhalten: | a) durch Geschenke:
Joannis Kepleri astronomi opera omnia. Kdidit: Ch. Frisch.
Vol. I— VI. Francofurtia. M. et Erlangae. 1858—1871. 8°. Von Herrn Oberstudienrath Reetor Dr. v. Frisch.
Reise nach West-Sibirien im Jahre 1876. Auf Veranstaltung des Vereins für die deutsche Nordpolarfahrt in Bremen unter- nommen mit Dr. A. E. Brehm und C. Graf v. Waldburg- Zeil-Trauchburg von Dr. OÖ. Finsch. Mit 56 Illustrationen von Dr. Finsch, einer Uebersichtskarte und 3 Kartenskizzen von Graf Waldburg-Zeil. 1.—2. Abth. Berlin 1879. 8°.
Waldburg-Zeil, Graf v., Literatur- Nachweis für das Gebiet
des „unteren Ob* inelusive Karasee, Samojedenküste etc. 2. Anhang zu Dr. OÖ. Finsch, Reise nach West-Sibirien im Jahre 1876. Stuttgart 1880. 8°.
Von Herrn Grafen Waldburg-Zeil, Hauptmann a. D.
37. Bericht über das Museum Francisco -Carolinum. Nebst der
31. Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oester- reich ob der Ens. Linz. 1879. 8°. Von Herrn Karl Ehrlich, Kais. Ratlı in Linz.
Proceedings of the zoological and acclimatisation society of Vietoria. Vol. 1. Melbourne 1872. 8°. Report of the Annual Meeting. 1872. 8”.
Papers and proceedings and report of the royal Society of Tasmania for 1877. Tasmania 1878. 8°,
Heaton, J. H., Australian dictionary of dates and men of the time containing the history of Australasia from 1542 to May 1879. Sydney 1879. 8°.
Proceedings of the Linnean society of New South Wales. Vol. IT. III. 1817. 3878, + Sydney. 8°.
Geological Survey of Victoria. Prodromus of the palaeontology
of Victoria or figures and descriptions of the Vietorian
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organic remains. 'Decade. V. by F. Me. Cov. Melbourne Tau. 8, = Von Herrn Baron Dr. Ferd. v. Mülier in Melbourne. The geological Magazine, or monthly Journal of Geology. Nr. 180. — 157. 189. New Serie Dec. II. Vol. VI. Nr. 6—12. Vol. VII. Nr. 1, 6. London 1879—1880. 8°, Von Herrn Professor Zink. Simon, H., Anleitung zum Sammeln von Paussiden, Clavigeriden. Paolsnhiden, Scydmaeniden und Mastigus. Stuttgart 1879. fol. Vom Herrn Verfasser. |
'Köstlin, ©., Dr. Prof., das Klima und sein Einfluss auf den Menschen. Ein Vortrag, gehalten im Vereine für vater- ländische Naturkunde. (Beilage des Staatsanzeigers für Württemberg. Mai 1879. 8°.)
Vom Herrn Verfasser.
Hahn, O., Dr., die Urzelle, nebst dem Beweis, dass Granit, Gneiss, Serpentin, Talk, gewisse Sandsteine, auch Basalte, endlich Meteorstein und Meteoreisen aus Pflanzen bestehen, die Entwicklungslehre durch Thatsachen neu begründet, Mit 30 lith. Tafeln. Tübingen 1879. 8°.
Vom Herrn Verfasser.
Miller, K., die Binnenmolluscen von Beuador. (Sep. -Abdr. aus
den malacoz. Blättern. Bd. XXVI. 1879.) 8°. Vom Herrn Verfasser.
Taschenberg, E. L., Einführung in die Insectenkunde. 1. Th. Einführung. 2. Th. Käfer und Hautflügler. 3. Th. Schmetter- linge. 4. Th. Zweiflügler, Netzflügler und Kaukerfe. 5. Th. Schnabelkerfe, flügellose Parasiten etc. etc. Bremen. Verlag von M. Heinsius. 1879. 8°.
Vom Herrn Verleger.
Willkomm, M., Waldbüchlein, Ein Vademecum für Wald- spaziergänger. Leipzig. C. F. Winter’sche Verlagshand-, lung... 8% |
Vom Herrn Verleger. |
Werner, G., die Naturkunde. 1. Bd. Physik und Chemie, nebst einem Anhang aus der Astronomie. 2. Bd. Naturgeschichte enthaltend Mineralogie, Botanik, Zoologie, Geologie. Calw und Stuttgart. Vereinsbuchhandlung. 1879. 8°.
a Vom Herrn Verleger. |
Fraas, O., das. todte Meer, Vortrag, 1867. Der Schwefel im Jordanthale. 1868. 8°, | | Vom Herrn Verfasser.
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Württembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. Jahrg. 35. Stutteart: 1879... 8%. Von Herrn E. Koch.
Dieselben. Von Herrn Oberstaatsanwalt v. Köstlin.
Klunzinger, B., Bilder aus Oberägypten, der Wüste und dem Rothen Meere. Stuttgart. 1877. 8°. — Gesammelte geographische und naturwissenschaftliche Ab- handlungen über Kosseir und Umgegend. Meteorologie 1377; die Vegetation der ägyptisch-arabischen Wüste; zur Wirbel- thierfauna in und am Rothen Meer. 1878; über den Schmal- fuchs (Megalotis famelicus) und einiges über die Hyäne. 1878; die Umgegend von Kosseir am Rothen Meere mit _ einer Karte. 1880. 8°. Vom Herrn Verfasser.
| Klunzinger, B., Beiträge zur Kenntniss der Limnadiden. 1864;
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die Zweibrüderinseln im Rothen Meere. 1865; statistisch- topographisch-ethnographische Schilderung von Kosseir. 1866; über eine Süsswassercrustacee im Nil; über Branchipus rubri- caudatus nov. sp. 8°. |
Koch, 6. v., die Stellungen der Vögel. Für Präparatoren, Aus-
| aeohfer ad Freunde der Vögel. Heft 1—2. Leipzig. 1878. 8°.
Schindler, E., Beiträge zur Kenntniss der Malpighischen Ge- fässe der Insecten. Dissertation. Leipzig. 1878. 8°.
Herrich-Schäffer, Synopsis generum Hemipterorum. Regens- bure..' 1835. 80,
Koch, L., übersichtliche Darstellung der europäischen Cherne- tiden (Pseudoscorpionen). Nürnberg. 1873. 8°,
— Bericht des Landesculturrathes für das Königreich Böhmen über die landwirthschaftlichen Zustände für das Jahr 1875. Brao..'1878. 80
Von Herrn Dr. E. Hofmann.
Mühry, A., über die exacte Naturphilosophie.. Ein Beitrag zu der in der Gegenwart auf wissenschaftlichem Grunde sich vollführenden neuen Constituirung der Philosophie. Göttingen. 1879, 8°.
Vom Herrn Verfasser.
. Bronn, H. G., Klassen und Ordnungen des Thierreichs, wissen-
schaftlich dargestellt in Wort und Bild, fortgesetzt von Dr. A. Gerstäcker. Bd. V. Gliederfüssler Lief. 25 —29. (Schluss); fortgesetzt von Dr. C.K. Hoffmann. Bd. VI. Abth. 3. Reptilien. Lief. 1—9; fortgesetzt von Dr. C. G. Giebel.
Württemb. naturw. Jahreshefte. 1881. 2
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Bd. VI. Abth. 5. Säugethiere. Lief. 21--25. Leipzig.
und Heidelberg. Winter’sche Verlagshandlung. 1879. 8°. Vom Herrn Verleger zur Recension.
Bischoff, G. W., Wörterbuch der beschreibenden Botanik, oder die Kunstausdrücke, welche zum Verstehen der phytographi- schen Schriften nothwendig sind. 2. Auflage von Dr. J. A. Schmidt. Stuttgart. . 1857...89
Pynaert, E., die Frucht-Häuser. Eine vollständige Abhandlung
über die Treib- und die künstliche Cultur der Obstbäume und Beerensträucher unter Glasschutz. Aus dem Franz. von Lebl. Stuttgart. 1874. 8°,
Burbidge, F. W., die Orchideen des temperirten und kalten Hauses. Ihre Cultur und Beschreibung etc. nebst einer Synopsis aller bisher bekannten Cypripedien. Aus dem Engl. von M. Lebl.. Stuttgart. 1875, 8°
Burvenich, F., die Obstbaumzucht an den Giebelmauern. Stutt- rar. 1870 80
Lebl, M., die Zimmer-, Fenster- und Balkongärtnerei. Praktische Anleitung zur Vermehrung, Zucht und Aufstellung der für das Zimmer, das Fenster und den Balkon geeigneten Pflanzen. Stuttgart. 1878. 89.
Schickler, €., Hilfsbuch für Gartenliebhaber. 2. Auflage. Stuttgart. 1880. 8°.
Illustrirte Gartenzeitung. Eine monatliche Zeitschrift für Gartenbau, Obstbau und Blumenzucht von Lebl. Jahrg. 25. 1879. Jahrg. 24. 1880. Heft 1—4.
Verzeichniss der Bücher, Landkarten, welche in jedem Jahre
erschienen sind, herausg. von der Hinrischs’schen Buch-
handlung in Leipzig. Jahrg. 1859 —1875. 8°.
Wilhelm, Unterhaltungen aus der Naturgeschichte des Pflanzen-
reichs. Bd. 1—10. Augsburg. 1810—1821. 8°. Von Herrn Ed. Koch.
Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württem- berg. Jahrg. 3. 1847. Jahrg. 4. Heft 1. 1848: Jahrg. 5 1849 bis Jahre. 7. 1851. Jahrg. 15—34.1859—78. 80
Steudel, W., Präparation der Microlepidopteren oder Klein-' schmetterlinge. Separ.-Abdr. Stuttgart. 1879. 8°.
Von Herrn Stadtdirections-Wundarzt Dr. Steudel.
König, C., der botanische Führer durch die RUeTABIUG Mann- heim. 1843. 8°.
Posselt, C. F., Beiträge zur Anatomie der Insecten. 1. Heft. Tübingen. 1804. 4°.
Von Herrn Oberamtsarzt Dr. Finckh in Urach.
TE gu.
Metzger, A., bibliotheca historico-naturalis, physica, chemica
et mathematica. Göttingen. 1874—76. 8°,
Chemnitz, J. H., von einem Geschlechte vielschalichter Con- chylien mit sichtbaren Gelenken, welche beym Linne Chiton heissen. Nürnberg. 1784. 4°.
Von Herrn Kaufmann (C. Faber sen.
Amtlicher Bericht über die 29. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden im September 1852. Wiesbaden. 1853. 4°.
Von Herrn Obermedicinalrath Dr. v. Hering.
Mac Leod, J., la structure des trachees et la circulation peri-
tracheenne. Bruxelles 1880. 8°, Vom Herrn Verfasser.
Nickerl, ©., Bericht über die im Jahre 1879 der Landwirth-
schaft Böhmens schädlichen Insecten. Prag. 1880. 8°. Vom Herrn Verfasser.
Deseriptions of new Indian Lepidopterous Insects. Khopalocera by W. Hewitson, Heterocera by F. Moore, with an introduetory noticeby A. Grote. Part. 1. Calcutta. 1879. 4°.
Von der Asiatic society of Bengal.
Nördlinger, Lebensweise von Forstkerfen, oder Nachträge zu Ratze-
burg’s Forstinseeten. 2. verm. Auflage. Stuttgart. 1880. 4°, Vom Herrn Verfasser.
5 Dissertationen über Chemie. Von Herrn Dr. Leube jun. in Ulm. Malaise, C., Prof., Description de gites fossiliferes Devoniens et d’affleurements du terrain eretace par. 1879. 4°, V XV
Leve geologique des planchettes — et — de la carte topo-
graphique de la Belgique par O0. van Ertborn avec la colaboration de P. Cogels. gr. fol.
Texte explicatif du Leve geologique des planchettes d’Hoboken
et de Contich. Bruxelles. 1880. 8°. Feuille XV. Hoboken Planch. Nr. 7. — XV. Feuili. de Coupes.
— XV. Contich Planch. Nr. 8. XXXI . XXXI
5 Leve geologique des planchettes —;- et —— de la carte topo-
graphique de la Belgique par M. G. Velge. Feuille XXXI. Lennick-St. Quintin. Planch. Nr. 5. Notice explicative servant de la complement & la carte geologique des environs de Lennick-St. Quintin par M. G. Velge. Bruxelles. 1880. 89% | Von der Commission de la carte geolorique de la Belgique. ER
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Hayden, F. V., the great West; its attractions and resources. Containing a popular description of the marvelous scenery, physical geography, fossils, and glaciers of this wonder; and the recent explorations in the Yellowstone park „the wonder- land of America“. Philadelphia. 1880. 8°.
Vom Herrn Verfasser.
b. Durch Ankauf.
Annales de la societe entomologique de France. 5. Serie MIX... 1879. Trimestre’ 1-4. "Paris 18179 280.80
Stettiner entomologische Zeitung. 40. Jahrg. Nr. 7—12. 1879. 80. 41. Jahrg. Nr. 1—6. Stettin. 1880. 8°,
Schetsen ten gebruike by de studie der Hymenoptera. Geteekend door Mr. 8. C. Snellen van Vollenhoven. TUitgegeven (door de Nederlandsche Entomologische Vereeniging. Nr. 1—4
mit 10 Tafeln. Gravenhage. 1868. q. Folio.
Bericht über die 11. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Breslau im September 1833. Breslau 1834. 4°.
Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Magde- burg. Heft 1—-3. 1869—72. 8°,
Tijdschrift der Nederlandsche Dierkundige Vereeniging in Leiden. Deoi. 1, 1874. 0%
Württemb. naturw. Jahreshefte Jahrg. 1874—T7. 22 Hefte.
— Jahrg. VIII. 1852. 4 Atlas, Jahrg. X. 1854. 4 Atlas, Jahrg. XVII. 1862. 6 Atlas, Jahrg. XXXIE . 1876. 4 vollst. Exempl., Jahrg. XXXII. 1877. 6 vollst. Exempl., Jahrg. XXXIV. 1878. 4 vollst. Exempl., Jahrg. XXXV. 1879. 10 vollst. Exempl.
— Jahrg. 30. 1874. — Jahrg. XXXIV. 1878. 14 Hefte.
c. Dureh Austausch unserer Jahreshefte als Portsetzung. ;
Abhandlungen, physicalische, der k. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1878. Berlin. 1879. 49.
Abhandlungen, mathematische, derselben Akademie. Aus dem Jahre 1878. Berlin. 1879. 4°,
Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. Bd. 14. Hett: 3,1879, Halle, ..80
Hiebei: |
Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens der natur- forschenden Gesellschaft zu Hallea.S. Halle. 1879. 4°.
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Bd. 12,: Heft: 1. 1879. Bd. 7. Heft‘, Wien. 1879210
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Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Meck- lenburg. Jahrg. 33. Neubrandenburg. 1879. 8°.
Hiezu: |
Systematisches Inhaltsverzeichniss zu den Jahrgängen XXI—XXX und alphabetisches Register zu den Jahrgängen XI—XXX der Archiv’s ete. ete. 1879. 8°.
Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz: Geologische Karte Blatt XII. Freiburg und Bern. Westlicher Theil bis zur Aare und Sense und Alpengebiet bis zum Kamme der Niesen- kette bearbeitet von V. Gillieron, das Gebiet von Neuenburg von A. Jaccard, und den östlichen Theil von J. Bachmann. Vol. XVIL I canton Tieino meridionale ed i paesi finitimi spiegazione del foglio XXIV. Duf. colorito geologieamente da Spreafico, Negri e Stoppani per Torquato Taramelli. Bern. 1880. 4°.
Bericht des naturhistorischen Vereins n Augsburg. 25. Bericht. | Augsburg. 1879. 8°,
Bericht der Wetterauischen Gesellschaft für die gesammte Natur- kunde zu Hanau vom 31. Dez. 1873 bis 25. Jan. 1879. Hanau. 1879.08,
Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen naturwissen- schaftlichen Gesellschaft während der Vereinsjahre 1877 bis 1878. St. Gallen 1879. 8°.
Bericht, 18. der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Giessen. 1879. 8°.
Garten, der zoologische. Organ der zoologischen Gesellschaft in Frankfurt a.M. hg. von Noll. Jahrg. 20. 1879. Frank- fürs 4.M. 780
Dissertationen, naturwissenschaftliche der Universität Tübingen, 12 chemische und 1 mineralogische. Tübingen. 1880. 8°,
Haupteatalog, systematisch - alphabetischer der k. Universität Tübingen. C. Philologie. (Schluss) 1879. 4°.
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Jahrg. vor: 3429. SNEE 3,4; Wien. 80.
Jahrbücher, Württembergische, für Statistik und Landes- kunde. Jahrg. 1878. 1.—4. Heft. Jahrg. 1879. Bd. ]. 1.—2. Hälfte. Bd. II. 1.—2. Hälfte. gr. 8°.
Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie etc. herausg. von F. Fittica.. Für 1878. 1.—2. Heft. 1879. Sachregister. Heft 2—3. 1879. Giessen. 8°.
Jahresbericht 28. des naturhistorischen Vereins „Loto s“. für 1878. Brass. 1879, 8°.
an
Jahresbericht der Pollichia, eines naturwissenschaftlichen Ver- eins der bayr. Pfalz. 33—35. 1875-1877. Dürkheim: 1879..8°;
Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. 56. im Jahre 1878. Breslau 1879. 8°. Jahresbericht, medicinisch-statistischer über die Stadt Stuttgart herausg. vom ärztlichen Verein. Jahrg. 5. vom Jahre 1877,
Jahrg. 6. vom Jahre 1878. Stuttgart. 8°,
Leopoldina, amtliches Organ der k. Leop.-Carol. deutschen Akademie der Naturforscher. Jahrg. 14—15. 1878— 1879. Halle 3.8. 49,
Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steier- mark. Jahrg. ‘1879. "Graz; '8°,
Hiezu:
Das chemische Institut der k. k. Universität Graz von L. v. Lebal, herausg. vom Verein f. Steiermark. Wien. 1880. 4°. Mittheilungen aus dem naturwissenschaftlichen Vereine von Neu-
Vorpommern und Rügen. Jahrg. 11. 1879. 8%
Mittheilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle a.S. Jahrg. 1879. 8°.
Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien. Neue Folge. 10. (21. Bd.) 1878. Wien. 1879. 8°. Beschreibung des Oberamts Mergentheim. Herausgeg. vom
k. statistisch-topographischen Bureau. Stuttgart. 1879. 8°,
Monatsberichte der k. Preussischen Akademie der Wissen-
schaften. 1879. Berlin. 8°.
Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. : Ba.: IV. » Heft 3;:1.18 78.188. Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien. Bd. 20. Jahrg. 1878—79. 12°. Schriften des naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig- Holstein: Bd. 3. Bett 2... 1888. Kiel > Sitzungsberichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“ zu Dresden. Jahrg. 1879. Jan. — Juni. Dresden. 8°. Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften in Wien, Mathemat.-naturwissenschaftliche Klasse. Abth. 1. )Bq. 747. Hell‘d. Bd. 78. Heft 1—5. 1878. „ DI. Bd. 77. Heft 4—5. Bd. 78. Heft 1—5. 1878. Bd. 79. Heft 1—3. 1879. „ HI. Ba. 77. Heft 1—5. Bd. 78. Heft 1—5. 1878. Bd. 79, Heft. 15.518797 Wien. 1879. 8% Sitzungsberichte der naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig. Jahrg. 9... .1878.: 8°.
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Sitzungsberichte der Gesellschaft naäturforschender Freunde in Berlin. Jahrg. 1879. Berlin. 8°.
Sitzungsberichte der physicalisch - medicinischen Societät zu Er- langen. Heft 11. 1878—79. 8°,
Verhandlungen des naturforschenden Vereins in Brünn. Bd. 17. 1878. Brünn. 8°. Verhandlungen des naturhistorisch-medicinischen Verein zu Heidel- | berg. * Neue Folge. Bd. II. Heft 4. 1879. Heidelberg. 8°. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt zu Wien. Jahrg. 1879. Nr. 7—9. 10—13— 17. Schluss. Wien. 1879. 8°. Verhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins von Hamburg- Altona. Neue Folge. 2—3. 1878, 1879. Hamburg. 8°. Verhandlungen der physicalisch - medieinischen Gesellschaft in Würzburg. Neue Folge. Bd. 14. Heft 1—2. 1880. Würzburg. 8°. Verhandlungen und Mittheilungen des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften. Jahrg. 29. Hermanstadt. 1879. 8°. Verhandlungen der Schweizerischen naturforschenden Ge- sellschaft. 61. Versammlung in Bern. Jahresbericht 1877. 1878, 5. und 16. Vers. in St. Gallen. Juli 1819, 1831. 8°. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der Preussischen Rheinlande und Westphalens. 35. Jahrg. = 4. Folge 5. Jahrg. 1.—2. Hälfte 1878. a er, aa sl Halle 1879 Bonn”. Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in 2.2 Wien. Jahre. 1879... Bd..29..1880.3.:89.
Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich.
dal. 23.5.1878: Zimichins®".
Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. 31. 1879. Berlin. 1879. 8°.
Register zu dem 21.—30. Bande der Zeitschrift der deutsch. geol. Gesellschaft. 1869—78. 8°,
Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, hg. von dem naturwissenschaftlichen Verein für Sachsen und Thüringen in Halle a.8. Bd. 52.—=3. Folge Bd. 4. Berlin. 1879. 8°.
Zeitschrift, deutsche entomologische, hg. von dem entomologischen Verein in Berlin. Jahrg. 23. Heft 2. Berlin. 1879. 8°.
Atlas de la description physique de la Republique Argentine, contenant des vues pittoresques et des figures d’histoire naturelle composees par le Dr. H. Burmeister. 1. Livr. Lepidopteres. Buenos Aires. 1879. fol.
Archives Neerlandaises des sciences exactes et naturelles publ.
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par la societe hollandaise des sciences & Harlem. T.XIV. Livr. 1—5. La Haye. 1879. 8°, |
Archiv for Mathematik og Naturvidenskab, Bd. IV. 1—3 Hefte. Christiania. 1879. 8°.
Annali del Museo ecivico di storia naturale diGenova. Vol. XIV. Genova.'. 1819. 8%
Annual report of the. board of regents of the Smithsonian Institution. For the year 1877. Washington.“ 1878. 8°,
Annales de la societe geologique de Belgique & Liege. T. V. Lieee. STB. 80 |
Annual report of the Curator of the Museum of comparative
zoology at Harvard college for 1878—79. Cambridge. 1919. (BE.
Annalen des physikalischen Centralobservatoriums herausgegeben von H. Wild. Jahr. 1878. Petersburg. 1879. 4°.
Annals of the New-York Academy of sciences (Lyceum of natural history Vol. XL. Nr. 9—12. Juni-Dez. 1877). Vol. I. Nr. 1—8. 1877 —1878. 8°, |
Atti della societä toscana di scienze naturali residente in Pisa. Vol. IV. Tase. 1. “Pisa, 118792. 2898:
Atti della R. accademia della scienze di Torino. Vol. XIV. Disp.) 2 —-7.. 1879... 8°,
Atti della societä Veneto Trentina di scienze naturali resid. in Padora. Vol WI. Fase.. 2, Anno 1879.88
Atti dell’ accademia Pontificia de’ nuovi Linceei di Roma. Anno XXXII. Roma. 4°.
Archiv, niederländisches für Zoologie hg. v. Hoffmann in Leiden. ''Bd. V. Heft 1. .: 1879. Harlem. 8%.
Bulletin of the Museum comparative zoology at Harvard Gollege, Vol V. Nr 11-16. 1879. Vol. VEN u 1879. Cambridge. 8°.
Bollettino della societa Adriatica di scienze naturali in Trieste. Vol. X. Nr. 1. 1879. Trieste. ‚80
Bollettino dell’ osservatorio della Regia universita di Torino.
Anno. XIII. 1878. Torimo. 1879. "a. folo. Bollettino della societä Veneto - Trentina di scienze naturali Padova. Anno 1879. Tom. 1. Nr. 1-3. 1879—80. 8°, Bollettino della societa entomologica Italiana. Anno XL. Tr. 1—4. 1879. Anno XIL Tr. 1. 1880. Firenze. 8°. Bollettino del R. comitato geologico d’Italia. Vol. X. Anno X. Hofna: 1819. 7,8% Bulletin of the United States geological and geographical
u
RD 2 EL
Survey of the territories. Vol. IV. Nr. 4. 1878. Vol. V. Nr. 1—3. 1879. Washington. 1879. 8°,
Bulletin de la societe geologique de France. 3. Serie. Vol. V. Nr. 10—12. Vol. VI. Nr. 3—8. Vol. VIH.. Nr. 1—4. 1876—79. Paris. 8°.
- Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscou. Annee 1879. Nr. 1—3. Moscou. 1879. 8°.
Bulletin de la societe Linneenne de Normandie. 2. Serie. Vol. 1—2. Annee 1865—71. Vol. X. Annee 1875 —76. 3. Serie. Vol. 1—2. Annde 1876—78. Caen. 8°.
Bulletin de la societe des sciences naturelles de Neufchätel. T. X1. 3. cahler. ' Nenfchätel. 1879... 8°.
Bulletin des sciences de la societe Vaudoise des sciences naturelles. 2. Serie. Vol. XVIL Nr. 32. Sept. 1879. Lausanne. 8°.
Jaarboek van de kon. Akademie van Wetenschappen gevestigd te Amsterdam. Voor 1878. Amsterdam. 8°.
Journal of the Linnean society of London. Botany. Vol. XVI.
Nr. 93-97. :1878. Vol. XVIE: Nr. 98-102. 1879. Zoology. Vol. XIH. Nr. 72. 1878. Vol. XIV. Nr. 73—79. 1879... London... 8).
Journal of the Asiatic society of Bengal. New Series. Part. 1. Vol. XLVIl 1875... Vol: XoVER. 7 N 122 18193. Part. U. Nr.‘4. 1878.08. 12, 4879. 0a cutta. 8°.
Journal of the Royal geological society of Ireland. New Series. Mol N. Part 1. 1879. 4 Dublan.. ‚8%
The Quarterly Journal of the geological society in London. Vol. 35. Part. 2—-3. Nr. 138—141. London. 1879. 8°.
Memoires de la societe des sciences physiques et naturelles de Bordeaux..:2.. Serie. ,T. 1. ‚Cab. 2—3;. .. Bordeaux, 1879—80. 8°.
Memorie dell’ accademia della scienze dell’ istituto di Bologna. s. Serie. 1..1IX. Fäse.,3—-4,. 18785, L..X. ' Fase, 1-2 1879. T. D—-IV. 1872—1874. Bologna. 4°,
Memoirs read before the Boston society of natural history. vol 3% Part. 1... Nr. 1—2.., 1878-79... 8%,
Memoires de la societe Linneene du Calvados. Annde 1824 —25. T. 1—2. Caen et Paris. 8°. Anndes 1869—72. Vol. XVI. ».Gaen et.bParın. 18422: 40. Memoires de la societe nationale des sciences naturales et mathe- matiques de Cherbourg. T. XXI. (8. Serie T. 1.) 1877—78. Cherbourg. 8°.
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Hiebei: Catalogue de la Bibliotheque de la soc. etc. etc. 2. Part. 2. Livr. 13. :Dec.: 1877. Cherbourg. 1878. 8°, Memoires de l’academie des sciences, arts et belles lettres de Dijon. 3. Serie. T. V. Anndes 1878—79. 8°, Memoires de la societe de physique et d’histoire naturelle de Genere D. XXV1 bar. 22018703 020
Memoires de la societe royale des sciences de Liege. 2. Serie. D SAL. 9111. 1978. Jaepe. 9%
Memoires, nouveaux, de la societe imperiale des naturalistes de Moscou. T.XIV (T.XX dela collection). Moscou. 1879. 4°.
Memoirs of the Museum of comparative zoology at Harvard college in Cambridge. Vol. VL. Nr. 1. Part. 1. The auriferous gravels of the S.Nevada of California. By F. D. Whitney. Cambridge. 1879. 4°,
Miscellaneous publications of the U. St. geological and geographical survey of the territories by F. v. Hayden. Nr. 11. Birds of the Colorado Valley etc. by E. Coues. Part. 1. Passeres to Laniidae. Illustrations of cretaceous and tertiary plants of the Western territories of the United States. Washington. 1878, 4°.
Annual report of the U. St. geological survey of the territories under the department of the interior. X. for the year 1876. Washington. 1878. 8°.
Proceedings of the American philosophical society held at Phi- ladelphia. Vol. XVII. Juli— Dez. 1878. Nr. 102. Jan. — Juni 1879. Nr. 103. Philadelphia. 8%
Proceedings of the American Academy of arts and sciences at Boston. Vol. XIV. New Series. Vol. VI. 1878—179. Boston and Cambridge. 8°.
Proceedings of the American association for the advancement of science. 26. Meeting held at Nashville. 1877; 27. Mee- ting held at St. Louis, Missouri. 1878. Salem 1873, 1879... 8%
Proceedings of the Boston society of natural history. Vol. XIX. Part. 1—4. 1877—1878. Boston. 1878. 8°.
Proceedings of the Asiatic society of Bengal. Nr. 9—10. Nov.— Dez. 1878. Nr. 1—4. Jan.— April. 1879. Nr. 7. Juli. ‚Ualeutta, 18709. 8%,
Proceedings of the zoological society of London. For the year 1879. Part. 1-4. bondon. 1879-80. 8%
Hiebei: List of the vertebrated animals in the gardens of the zoological
society of London. 7. edit. 1879. 8°, First supplement, 1879; 89,
Proceedings of the academie of natural sciences of Philadelphia. 1878. Part, 1—3. Jau.-—Dez. Philadelphia. 8°. Publications de linstitut royal grand -ducal de Luxembourg. Section des sciences naturelles. T. XVIL 1879. Luxem-
bourg. 8°.
Rendiconto delle sessione dell’ Accademia delle scienze dell’ istituto di Bologna. Anno accademico 1878 — 1879. Bologna. 8°.
Repertorium für Meteorologie, hg. v. d. kais. Akad. der Wissen- schaften in St. Petersburg. Bd. VI. Heft 2. 1879. Petersburg. 4°.
Report of the commissioner of agriculture. For the vears 1874. 1875.:1876. 1877. Washington. 8°.
Smithsonian miscellaneous collections. Vol. XIII. XIV. XV. 1878. Washington. 8°.
Tijdschrift, natuurkundig, voor Nederlandsche Indie. Deel XXXVIII (7. Serie Deel. VII). Batavia.. 1879. 8°.
Transactions of the zoological society of London. Vol. X. 1879. VoL“XL Part. 1-13. London. 1870. 4®,
Verhandelingen der k. Akademie van wetenschappen. Deel. 19. Afdeeling Letterkunde. Deel XII. Amsterdam. 1879. 4°.
Verslagen en Mededeelingen der k. Akademie van wetenschappen. Afdeeling Natuurkunde te Amsterdam. Tweede Reeks. Deel XIV. 1879. Processenverbal. Mai 1878. April 1879; Afdeeling Letterkunde. Tweede Reeks. Deel 8. 1879. Amsterdam. 8°.
d) Durch neu eingeleiteten Tausch.
Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in
Bern. Aus den Jahren 1866—1878. Nr. 580—936. Bern. 9°.
Memoires de la societe Linneene du nord de la France Amiens DLI- IV. 1866--1877.. Amiens.: 89.
La Naturaleza. Periodico cientifico de la sociedad Mexicana de historia natural. T. I—Il. 1869 — 1876. T. W. Entr. 1—15. 1876—79. gr. 8°.
Proceedings of the natural history society of Glasgow Vol. I—-II. 1868—1878. Glasgow. 8°.
Rendiconti delle Reale Istituto Lombardo di scienze e lettere. 2. Ser. Vol. XXI. 1877 —-78. Milano. 8°.
Tijäschriftder NederlandscheDierkundigeVereeniging
aa
in Leiden. Deel I—IV. 1875-1879. Deel V. Aflev. 2 880. N Belden. 8°. hi
Transactions of the geological society at Edinburgh. Vol: -I—E.. 1868 — 1874. - Vol DE ». bar 5 1877. Edinburgh. 8°.
Medicinisch-statistischer Jahresbericht über die Stadt Stuttg A Jahrg. 1—6. 1873—1878. 8°.
Mittheilungen der Schweizerischen entomologischen.
Gesellschaft. Bulletins Bd. I-V. 1862--80. Bern. 8°, Transactions of ths Royal society of Edinburgh. Vol. V—-XVI. 1805 —1849. Vol. XVII. prt. 1. 1845; Vol. XVII—XRX. 1848—1850; Vol. XX. prt. 1 und 4. 1853; Vol. XXL
prt. 1—3. 1856; Vol. XXTI—XXIV. 1861— 1869; Vol. XXVI.
prt.1.3.4. 1872; Vol. XXVO —XXR.prt.1.1876— 1878 — 79. Edinburgh. 4°.
Proceedings of the Royal society of Edinburgh. Session 1862 —69. Vol. V.—VI. Nr. 59—79; Session 1872 —1878. Vol. VII—IX. Nr. 85—105, Vol. X. Nr. 103. Edin- burgh. 8°.
Herr Director Dr. v. Zeller trug den von dem erkrankten Vereinskassier Herrn Hofrath Eduard Seyf fardt verfassten
Rechnungs-Abschluss für das Jahr 1879 — 80
vor: Meine Herren!
Nach der abgeschlossenen und revidirten 36. Rechnung, die den Zeitraum 1. Juli 1879 —80 umfasst, betragen
dıe Einnahmen:
A. Reste, Kassenbestand vom vorigen Jahre 753 M. 28 Pf. B. nat A ..— M. Pi C. Laufendes:
Zinse aus Activ-Kapitalien 473 M. 8PI.
Beiträge v. d. Mitgliedern 3700 M. — Pf.
Ausserordentliches . . 20. M. rk,
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Hauptsumme der Einnahmen — '- 4946 M. 36 Pf.
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Die Ausgaben:
a. host... — M. — Pf. B. Grundstock, neh, apiinlisn 880 M. 50 Pf. €. Laufendes: 1. Für Vermehrung der Samm- lungen . te RU we s Buchdrncker- U. Dich, binderkosten .„ . .. 2459 M. 43 Pf. 3. „ Schreibmaterialien, Co- pialien, Porti et... . 258M. 89 Pi. 4. „ Bedienung, Saalmiethe BE en NE. BT, 5. Steuern... era n 2 0M. 44 DT.
Ru) 6. „ Ausserordentliches. . 11M. 38 Pf. 3086 M. 9 Pr.
Hauptsumme der Ausgaben — : 3966 M. 59 Pt.
Die Einnahmen betragen hienach . . . . 4946 M. 36 Pf. „ Ausgaben is N ..23966:M. 59 Pf.
es erscheint somit am Schlusse des ne jahrs ein Kassenvorrath von — 973 M. Ti. BE
Vermögens-Berechnung.
Kapitalien nach ihrem Nennwerth . . „ „11457 M. 20 Pf. Rassenvortatl ..c..0.0 2" Ra EN IR DE TZARR Das Vermögen des Vereins belauft ai somit
Zub enar., ak ni 1 256 MOB. da dasselbe am 30. uni 1879 Be aM oe
betrug, so stellt sich gegenüber dem Vorjahre eine Zunahme von
— - 1083 M. 64 Pf.
heraus. |
Nach der vorhergehenden Rechnung war die Zahl der Aktien Vereinsmitzlieder 722 mi . .... N N AO Hiezu die 64 neueingetretenen een. nämlich
die Herren: Fürst Herm. v. Hohenlohe-Langenburg, Durchlaucht in Langenburg, Revierförster J. Geyer in Bermaringen, Uebertrag . . 726
Aktien Vebertrag . .. 726 Kunsthändler Tr. Autenrieth in Stuttgart, Kunsthändler Gottlieb Autenrieth in Stuttgart, Dr. Ed. Neuschler in Stuttgart, Dr. R. Elben in Stuttgart, Dr. A. Sigel in Stuttgart, Dr. R. Krieg in Stuttgart, Fabrikant A. Glatz in Giengen a. B., Professor F. Behr in Stuttgart, Baurath a. D. Doering in Ludwigsburg, Oberreallehrer Haegele in Aalen, Reallehrer Merz in Crailsheim, Reallehrer Winker in Gmünd, Öberreallehrer Reuter in Gmünd, Apotheker Dr. Beck in Stuttgart, Regierungsrath Rkampacher in Ulm, Pfarrer Rüdiger in Bermaringen, Professor Dr. Wiedersheim in Freiburg ı. B. Dr. Med. Rumler in Berlin, Dr. Med. Haueisen in Hall, Conditor Schauffele in Hall, Dr. G. Schnitzer in Hall, Lehrer Müller in Heidenheim, Oberreallehrer Mahler in Stuttgart, Professor Roeckl in Stuttgart, Amtsrichter Freiherr v. Linden in Ulm, J. B. Gindele in Zussdorf, | Architekt H. Peter in Stuttgart, Amtsanwalt Dr. Bertsch in Saulgau, | Generalmajor a.D.v. Eichstrom in Ludwigsburg, Hülfslehrer Dietrich in Stuttgart, Direktor Bruckhäuser in Stuttgart, Dr. Stüber in Stuttgart, Baron v. Malchus in Ulm, Dr. Med. Bosch in Aalen, Oberamtsgeometer Bauer in Hall, Professor Bernhardt in Hall, Kaufmann Closs in Hall, Dr. Med. Dürr in Hall, Reallehrer Eberle in Hall, Professor Ehemann in Hall, Oberreallehrer Fach in Hall, | Vebertrag . . 726
Hievon die 37 ausgetretenen Mitglieder, und zwar
Herren:
Uebertrag Schullehrer Fahr in Hall, Professor Haage in Hall, Stadtschultheiss Haager in Hall, Amtsrichter Höring in Hall, Particulier F. Jaeckle in Hall, Oberamtsarzt Dr. Pfeilsticker in Hall, Particulier J. Reichert in Hall, Landgerichts-Sekretär Reuss in Hall, Professor Schneider in Ellwangen, Dr. Med. Schabel in Ellwangen, Apotheker Lauk in Stuttgart, Revierförster Probst in Weissenau, Lehrer Braun in Altshausen, Oberstlieutenant etc. v. Wundt in Comburg, Revierförster Sigel in Crailsheim, Buchdruckereibesitzer Schwend in Hall, Dr. Med. Essig in Nürtingen, Lehrer Straub in Gmünd, Stadtpfleger Remppel in Hall, Oberförster Riegel in Gründelhardt, Domänendirektor Vötter in Waldenburg .
Gemeinderath E. Fetzer in Stuttgart, Kaufmann C. Reichert in Nagold, Kaufmann W. Wiedemann in Stuttgart, Apotheker Hocheisen in Ulm, Apotheker Goes in Uttenweiler, Dr. Schlosser in Stuttgart, Schulmeister Kunberger in Ottmarsheim, Buchhalter Courtin in Stuttgart, Wundarzt Schlegel in Altshausen, Obertribunalrath F. v. Gmelin in Leipzig, Revierförster v. Egen in Heudorf, Professor Lerch in Rottweil, G. F. Weigle in Stuttgart, Apotheker Fehleisen in Reutlingen, Kaufmann W. Votteler in Reutlingen, Pabrikant Roth in Reutlingen,
Uebertrag
die
Aktien
126
790
Aktien Uebertrag . . 790 Fabrikant Poeppel in Reutlingen, C. Majer in Reutlingen, Professor Paulus in Tübingen, Umgelds-Commissär Wieland in Calw, Bruno Brückmann in Stuttgart, Bauinspector Schöll in Esslingen, Gerichtsnotar Reuss in Neuulm, Oberförster Hepp in Hirsau, Commerzienrath Ostertag in Stuttgart, Apotheker Federhaff in Calw, Architekt Hess in Reutlingen, Kaufmann G. Schmid in Nagold, Werkmeister Kieferle in Reutlingen, Oekonom Mayer in Steinheim, Apotheker Kappis in Güglingen, Dr. Hartmann in Cöln, Werkmeister Arnold in Stuttgart, Kanzleirath Jaeger in Stuttgart, Baron v. Chrustschoff in Heidelberg. 37. Mitglieder mit... u. 2... 13% Die 13 gestorbenen Mitglieder, nämlich die Herren: Schultheiss Letsch in Zillhausen, Apotheker Walther in Stuttgart, Hofdekorationsmaler Mayer in Stuttgart, Lehrer Peter in Mengen, Geh. Hofratı v. Heine in Cannstatt, Commerzienrath Münzing in Heilbronn, Professor Dr. v. Fichte in Stuttgart, Dekan v. Mayr in Altshausen, Posthalter Küble in Altshausen, Rector v. Gugler in Stuttgart, Dr. Bilfinger in Neuenstadt, Medicinalrath Zindel in Stuttgart, Professor Grossmann in Stuttgart. 18. Miteleder mit So. 28
37 Mitglieder mit 50
über deren Abzug die Mitgliederzahl am Ende des Rechnungs- jahres beträgt... .... .,.10..'786 m 740 Akten, gegenüber dem Vorjahre von . . 722 „ 726 Aktien.
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Zu 09 I 1 a
Wahl der Beamten.
Die Generalversammlung wählte nach $. 13 der Statuten zum ersten Vorstand: Oberstudienrath Dr. F, v. Krauss in Stuttgart,
zum zweiten Vorstand: Professor Dr. O0. Fraas in Stuttgart,
und für diejenige Hälfte des Ausschusses, welche nach $. 12 der Statuten auszutreten hat:
Professor C. W. v. Baur in Stuttgart,
Oberforstrath Dorrer in Stuttgart,
Professor Dr. 0. Fraas in Stuttgart,
Professor Dr. O0. Köstlin in Stuttgart,
Director Dr. v. Marx in Stuttgart,
Apotheker M. Reihien in Stuttgart,
Director Dr. v. Zeller in Stuttgart, und für den nach Ravensburg beförderten Präsidenten W. von Gmelin
Dr. Fr. Ammermüller in Stuttgart. Im Ausschuss bleiben zurück:
Professor Dr. v. Ahles in Stuttgart,
Director Dr. v. Fehling in Stuttgart,
Obermedicinalrath Dr. v. Hering in Stuttgart,
Generalstabsarzt Dr. v. Klein in Stuttgart,
Director v. Schmidt in Stuttgart,
Hofrath Eduard Seyffardt in Stuttgart,
Stadtdireetionswundarzt Dr. Steudel in Stutigart,
Professor Dr. v. Zech in Stuttgart.
In der Ausschuss-Sitzung vom 25. November wurden zur
Verstärkung des Ausschusses nach $. 14 der Statuten gewählt:
Bergrath Dr. Baur in Stuttgart,
' Professor Dr. Bronner in Stuttgart, Oberlandesgerichtsrath v. Hufnagel in Stuttgart, Oberbergrath v. Xeller in Stuttgart,
als Sekretäre: Generalstabsarzt Dr. v. Klein in Stuttgart, Professor Dr. v. Zech in Stuttgart, als Kassier: Hofrat Eduard Seyffardt in Stuttgart, Bis Bibliothekar: Oberstudienrath Dr. v. Krauss in Stuttgart. Württemb. naturw. Jahreshefte. 1831. 3
RO UNE
Zum Schlusse des geschäftlichen Theils der. Verhandlungen war noch die Wahl des Versammlungsortes für 1881 vor- zunehmen. Der Vorsitzende theilte mit, dass der Ausschuss in.
seiner Sitzung vom 16. Juni hierüber eingehend berathen habe
und der Meinung gewesen sei, nicht wie es in den letzten Jahren
üblich war, alle zwei Jahre wieder Stuttgart, sondern diessmal
eine Stadt zu wählen, welche für die oberschwäbischen Mitglieder
leichter zu erreichen sei, als diess seit der Versammlung in
Biberach 1875 möglich war. Der Ausschuss bringe unter den zur Sprache gebrachten Orten die Stadt Ulm in Vorschlag, in
welcher der Verein seit 1868 nicht mehr getagt habe und welche auch als geeignetster Sammelpunkt für Unterland und Oberland den Mitgliedern der übrigen Landestheile nicht zu ent- fernt liege. Als dann noch die an den Geschäftsführer in Hall gerichtete Einladung der Ulmer Vereinsmitglieder für das nächste Jahresfest vorgetragen war, wurden Ulm für die Versammlung im
Jahr 1881 und als Geschäftsführer die Herren Prof. Dr. Veesen-
neyer und Dr. Leube jun. einstimmig gewählt.
Nach den Vorträgen, welche wegen des beabsichtigten Be- suehs von Wilhelmsglück schon vor 12 Uhr geschlossen werden mussten, machte der Geschäftsführer noch einige Mittheilungen über die des Nachmittags stattfindenden Festlichkeiten. Hierauf schloss der Vorsitzende die Generalversammlung, indem er den städtischen Behörden für ihr freundliches Entgegenkommen und dem Geschäftsführer für seine rastlosen Bemühungen und vor- trefflichen Vorbereitungen zum Gelingen der Versammlung den wärmsten Dank ausdrückte.
Das Mittagsmahl wurde im schönen Saal des neuen Sool- bades eingenommen und dabei auf den allerhöchsten Protektor des Vereins, Seine Majestät König Karl, von dem Vorstand der erste Toast ausgebracht.
Um 2 Uhr wurden die Mitglieder unter Begleitung des aus kostümirten Knaben und Mädchen bestehenden Siederhofes zum Bahnhof und von dort mit vielen Haller Beamten und Bürgern in einem Extrazug nach Wilhelmsglück zur Besichtigung des Bergwerks geführt, das durch die allerseits dankbarst an-
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erkannte Liberalität des k. Bergraths zur Feier‘ des Tages aufs Glänzendste beleuchtet war. \
Nach Besichtigung des äusseren Werkes mit der Drahtseil- bahn stiegen die Besucher unter der Führung der k. Beamten, des Freiherrn v. Hügel und des Herrn Dekans Schmid, in 2 grossen Abtheilungen durch den festlich geschmückten Eingang die vielen Treppen hinunter, zunächst in die Empfangshalle, wo ein schöner Gesang der Seminaristen aus Lorenzenzimmern die Ankommenden empfing. Von dort wurden sie durch die langgedehnten Gänge bis vor Ort geführt, wo die Bergleute in ihrer Arbeit beob- achtet werden konnten. Die Gänge erstrahlten von Hunderten von Lichtern wie glänzend illuminirte Strassen, und aus der Ferne ertönte hin und wieder zum Schrecken der Damen der Donner der Sprengungen. Auf dem Rückweg machten die Besucher an der Kapelle noch einen längeren Halt, wo sie wiederum ein weikevoller Gesang und bengalische Beleuchtung überraschte. Alle kamen voll Bewunderung über das Gesehene und Dank der vorzüglichen Vorkehrungen ohne den geringsten Unfall glücklich wieder zu Tag.
Bis zum Abgang der Bahnzüge verweilten die meisten Mit- glieder und Theilnehmer mit ihren Angehörigen in dem nahe gelegenen Hirschfelden, dessen Gasthaus aber, zumal nach ein- getretenem Regenwetter, die Gäste nicht alle beherbergen konnte.
Allen Besuchern wird aber die Haller Versammlung als eine der gelungensten in freundlicher und dankbarer Erinnerung bleiben.
)
Il. Vorträge.
——
I.
Die geologischen Verhältnisse der Haller Gegend. Von Professor Dr. O. Fraas.
Was in einer Gegend, in der man sich zu orientiren sucht, zuerst aufstösst, sind doch wohl die Menschen, ihre Wohnungen, ihre Hausthiere, ihr Landbau. Von diesen geht man dann weiter zum landschaftlichen Aeussern, zu Berg und Thal, zu Feld und Wald. Das Alles sucht der Geognost schliesslich mit den Ver- hältnissen der Schichtenlage in Einklang zu bringen, ohne damit serade Land und Leute in eine gewisse zwingende Abhängigkeit von den Schichten bringen zu wollen. Wer vermag z. B. die Stammesscheide in der Bevölkerung, welche das Atlasblatt durch- zieht, richtig zu deuten, ohne das geologische Moment des Keuper- sandsteins und der Lettenkohle zu berücksichtigen? Dort auf den waldigen Höhen des weissen Keupersandsteins oder des Stuben- sandes oder auf den rothen Böden der Thalgründe haust von jeher der schwäbische Stamm. Waldwirthschaft, Viehtrieb und Wiesenbau ist seine Hauptbeschäftigung, die schweren Thon- böden der Thäler liefern nothdürftig seines Leibes Nahrung. Sobald man aber von den Höhen in die Ebene der Lettenkohle und des Muschelkalks tritt, wo die fruchtbaren Lehmäcker sich stundenweit ausbreiten, baut der fleissigere, sparsame Franke das Land. Ohne sich viel zu mischen, leben die beiden Stämme getrennt neben einander, scharf unterschieden durch den Ton der
RENNER
‚Sprache, durch ihre Lebensweise und schliesslich durch Keuper und Lettenkohle, die sie mit Vorliebe bei der ersten Ansiedlung im Land sich ausgewählt haben.
Die Schichtenentwicklung um Hall umfasst eine Mächtigkeit von eirca 330 m zwischen dem Muschelkalk des Kocherthals und den Stubensandhöhen des Mainhardter Waldes. Weitaus der grössere Theil dieser Entwicklung fällt m die Formation des Keupers. Gerade diese Schichtengruppe weicht nun aber am wenigsten von dem Keuper im übrigen Schwabenlande ab. Die einzige Eigenthümlichkeit des Mainhardter Waldes sind wohl nur die massenhaften Feuersteingebilde im obersten Keuper, da- her auch der Schwabe des Haller Keuperlandes von den übrigen Schwaben nicht verschieden: vielleicht etwas wetterfester und härter als der Schwabe des Murrthals und Remsthals, denn der kieselharte Keuper des Waldes ist in der That eines der unauf- zeschlossensten Schichtenglieder. Nur der tiefgehenden Erosion ‚des Gebirgs durch die Atmosphärilien der Eiszeit und der Regen- zeit ist es zuzuschreiben, dass die Unfruchtbarkeit und Armuth auf dem Wald nicht noch viel grösser ist, als diess in Wirklich- keit der Fall.
Wie viel Gebirge schon durch die Verwitterung weggeführt wurde, zeigen gerade die Feuersteinmassen auf dem Frankenberg bei Hohenhardsweiler, Spöck und andern Orten, welche die neue Karte von Hall genau bezeichnet. Diese Feuersteinmassen liegen nicht etwa noch In der ursprünglichen Schichte und Lagerstätte, sondern als lose Feuersteine ohne verbindende Schichtenmasse zer- streut neben einander. Unwillkürlich erscheinen sie als der letzte Rest eines durch die Erosion verschwundenen, einst weiter ver- breiteten Schichtengliedes.
Eingekeilt zwischen die Keuperhöhen breitet sich an deren Fuss die Fruchtebene aus zwischen Biber und Bühler mit der Hauptentwickelung an dem Kocher. Rosengarten heisst der west- liche Theil, Haller Ebene der östliche Theil, denen beiden die Lettenkohle zu Grunde liegt. Der praktische Hauptwerth der Haller Lettenkohle beruht übrigens neben dem fruchtbaren Acker- boden, zu dem sich die oberen Lagen umgebildet haben, aus dem
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im Mittel 2,5 m mächtigen. Baustein, dessen vorzügliche Qualität sich nicht blos in Stuttgart eine Domäne erobert hat, sondern siegreich bis ins ferne Ausland dringt. Bibersfeld und Rieden sind die beiden Punkte, die mit bequemer Zufahrt zu der Eisen- balın jede Konkurrenz siegreich auszuhalten im Stande sind.
Doch nicht blos der Praktiker findet in den Steinbrüchen der Lettenkohle seine Befriedigung, auch für den Paläontologen sind sie seit alten Zeiten eine reiche Quelle der Funde. Am meisten lieferte der freilich jetzt verlassene und verwachsene Steinbruch beim Kastenbaucer (Rieden), aus welchem die Steine zum Bau des Kreisgefängnisses in Hall geholt wurden. Ihm entstammen die prachtvollen Ceratoden und die Mastodonsaurus- Schilder, welche hin und wieder in älteren Sammlungen ge- troffen werden, ebenso die ausgezeichnetsten Pflanzenreste, wie Marantoidea arenacca und Neuropteris remota und viele andere.
Gleich über dem Grenzdolomit der Lettenkohle folgt, wie unsere Profile zeigen, der Gyps, den Manche und nicht olne Grund noch mit der Lettenkohle vereinigen, da allerlei Fossile in denselben hinüberschweifen, die sonst der Lettenkohle eigen sind. Das merkwürdigste Fossil ist ein Ceratodus, den Quenstedt daber auch gypsatus nennt. |
Verschwindet nun wohl auch die Lettenkohle in dem Profil des ebenen Feldes, das die fruchtbare Gegend des Rosengartens und der Haller Ebene bildet und ist sie nur in Steinbrüchen auf- geschlossen, so tritt der Hauptmuschelkalk um so kenntlicher zu Tag, indem erdie Steilgehänge der Thäler bildet und z. B. ober- halb des Kochers bei Tullau in seiner vollen Mächtigkeit ansteht. Ungestört wie hier das ganze Gebirge liegen die Bänke. von der in der Thalsohle anstehenden Encrinusbank bis hinauf zum Grenz- bonebed unterhalb der Lettenkolile aufeinander. Erst wenn wir nach Hall kommen, stossen wir auf eine quer über das Kocherthal setzende Spalte, gegen welche die Muschelkalkbänke rasch in die Tiefe einschiessen. Durch diese Spalte dringt der Salzbrunnen aus der Tiefe, dieser Mittelpunkt von Hall, dem die Stadt ihren Namen, ihren Wohlstand und ihre reiche Geschichte dankt. Der alte „Haalbrunnen“ liest am rechten Ufer des Kocher, und war
einst eine der berühmtesten Salzquellen Deutschlands, die jähr- lich aus 51/, Mill. Cubikfuss Soole 92 000 Ctr. Kochsalz erzeugte. Früher soll die Soole 6—7°/, gehalten aber in den 80ger Jahren des vorigen Jahrhunderts sich verschlechtert haben. Während man Jahre lang wähnte durch niederes Halten der Wassersäule im Schacht auf Veredelung der Soole wirken zu können, ging die Soole doch immer mehr herunter und fiel schliesslich bis zu 2°/,. Seit 1805 machte man die gegentheilige Beobachtung, dass sich die Soole mit dem Steigen der Wassersäule veredle, d. h., dass die leichteren Süsswasser durch die schwerere Soole zurück- sedrängt werden. Nachdem man diess in Hall erkannt hatte, erzielte man durch vorsichtige Ausförderung anfangs 4?/,, später 50% ,, seit 1814 6°/,, in welchem Grad sich seither die Soole erhielt.
Drei Böhrlöcher (1813—1819) im Lindach südlich vom Haal, am Gradirhaus und hinter der Dorfmühle brachten kein Salz, sowenig als die 3 Bohrlöcher am Ripperg, an der Hohl- steige und bei Steinbach. Erst 5 km von der Stadt auf der Markung Uttenhofen ob der Neumühle stiess man 1822 auf Salz, das im April des nächstfolgenden Jahres bei 104 m Tiefe er- reicht und in einer Mächtigkeit von 5,5 m getroffen wurde. Es ist das heutige Salzwerk Wilhelmsglück, durch dessen regelrechte Schichten wir heute Mittag von dem Bahnhof an durch das volle Profil des Hauptmuschelkalks hinabsteigen werden, bis zu dem derben Salzstock, in dessen 6 m hohen Räumen bereits Kilometer- lange Strecken geführt sind, um den Nationalreichthum des würt- tembergischen Landes nutzbar zu machen.
1. Dr. Klunzinger gab eine biologisch - faunistische Uebersicht der Fische Württembergs. Der Vortrag mit neueren Zusätzen folgt unter den Abhandlungen.
II. Die Eichengallen und ihre Bewohner. Von Dr. E. Hofmann. Wohl alle kennen die grossen, runden Kugeln an den Eichen- blättern, ebenso weiss man, dass diese sogenannten Gallen durch
DADIUR SE. X U Ban al
den Stich einer kleinen Wespe entstehen; weniger bekannt dürfte es den meisten sein, dass die Eiche besonders von Gallwespen be- sucht ist und dass nicht weniger als 58 Arten alle Theile der Eiche bewohnen, so an den Wurzeln 2, am Stamm 3, an den Stielen 4, in und an den Früchten 6, und die übrigen an den Blättern.
Für Wien, wo noch einige Eichenarten mehr vorkommen, hat Dr. Mayr 100 Arten beschrieben und abgebildet in der Schrift: die mitteleuropäischen Eichengallen 1871.
Aber nicht nur diese Erzeuger leben in demselben, sondern eine kleine Bevölkerung ist oft in einer einzigen Galle vorhanden; da sind Schlupfwespen, welche in den Larven der Gallwespen leben, wieder solche, welche in den Larven der Schlupfwespen leben, sogenannte Schmarotzer-Schmarotzer.
Da gibt es Einmiether, d. h. solche Wespchen, welche die Galle nur zum Aufenthalt benützen, von denen Dr. Mayr in den Verhandl. zool. bot. Vereins in Wien 1872. Bd. 22. p. 669. 27 Arten aufführt.
Die Raupe eines Kleinschmetterlings, Phthoroblastis costi- punctana Hw., lebt in den Zweiggallen, ebenso die Larve eines Rüsselkäfers, Balaninus villosus Hrrest, und endlich legt eine zierliche Laubheuschrecke, Meconema varıum F., seine Eier in dieselbe Galle.
So bieten die Gallen eine sehr reiche Ausbeute für den Hymenopterologen und es sind schon aus einer einzigen Galle 114 Individuen erzogen worden, die alle entweder den Schlupf- wespen oder den FEinmiethern angehörten, während von den Gallenerzeugern entweder gar keine, oder nur eine sehr geringe Zahl vorkommen. |
Wie wichtig die Zucht der Insekten in Betreff auf die Systematik ist, haben wir gerade wieder bei diesen Eichengalien erst in diesem Jahre erfahren.
Hier sind 2 Gattungen, Biorhiza und Dryoteras, die weit auseinander standen und je aus einer Art bestehen. Nach den Beobachtungen von Dr. M. Beijerinck und Dr. Mayr müssen diese jedoch zu einer Art vereinigt werden, da nachgewiesen wurde, dass wir es mit ein und demselben Thier in verschiedener
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Generation zu thun haben, obwohl die Grösse, der Unterschied in der Lebensweise und die Erscheinungszeit vollständig ver- schieden ist. Während nemlich die der ersten Gattung nur in : Gallen an den Wurzeln der Eiche lebt und von Forstrath v. Nördlinger schon am Schnee aufgefunden wurde, befindet sich die andere in grosser Anzahl an den Terminalknospen der Eiche als schwammige rundliche Galle, aus welcher schon Anfangs Juni die Gallwespen erscheinen; diese sind nur den 4. Theil so gross als Biorhiza aptera Fap., die Männchen sind geflügelt, die Weibchen nicht.
Dr. Beijerinck beobachtete und berichtet in den entomologi- schen Nachrichten Jahrg. VI. Heft 5. 1880. p. 45 folgendes: „Am Ende Januar und während des Monates Februar kann man das sehr kenntliche und hier bei Wageningen allgemeine Insekt B. aptera Fıg. an den Seitenknospen der Stieleiche mit der Legröhre durch viele Knospenschuppen bohrend, Eier legend antreffen. Die Knospenachse wird quer durchgesägt und in die dadurch gebildeten Kammern werden eine grosse Zahl der wohl- bekannten langgestielten Bier abgelegt, wodurch auf eine früher von mir beschriebene Weise die im Mai fleischfarbenen, 2—3 cm im Durchschnitte messende spongiöse Apfelgalle der Eiche ent- steht, daraus im Anfang Juni die Wespe Andricus (Dryoteras) terminalis Fag. herausfliegt.*
Wir hätten es also mit einer kleineren Sommergeneration der ersten Art zu thun, und nur das seltene Auffinden der unter der Erde lebenden B. aptera hat dieses Verhältniss so lange verborgen gehalten. Die ausführlichen Mittheilungen des oben ' erwähnten Herrn werden uns darüber weiter aufklären und wir hoffen, uns im Februar auch durch das Auffinden der B. aptera selbst überzeugen zu können.
IV. Die Kälte des vergangenen Winters. Von Prof. Dr. v. Zech.
Die strengen Winter sind durch einen anhaltend hohen Baro- meterstand charakterisirt. Nachdem schon Anfangs December
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in Deutschland die Temperatur bis zu 10 und 15 Grad unter Null gefallen war, beginnt am 8. December der hohe Barometer- stand in Frankreich und Südwestdeutschland sich festzusetzen, es treten schon Temperaturen von 20 und mehr Grad auf, das Barometer steht (auf das Meer reducirt) auf 775 Millimeter, steigt aber vielfach bis 780 Millimeter. Gegen den 18. Dec. umfasst das Gebiet, in welchem der Barometerstand mehr als 775 mm beträgt, Grossbritannien, das südliche Norwegen, Dänemark, Nord- deutschland und Oesterreich, die grösste Kälte bis 25 Grad ruht über Südwestdeutschland.. Vom 19. Dec. an wird es etwas wär- mer, aber schon am 22. Dec. ist auf der ganzen Nordseite der Alpen bei mehr als 775 mm DBarometerstand die Temperatur wieder unter 15 und 20 Grad gesunken. Am 29, Dec. zieht sich das Maximum des Barometerstands auf die Südseite der Alpen, die Temperatur in Deutschland hekt sich bis gegen den Nullpunkt. Volle drei Wochen hatte sich der hohe Barometer- stand mit der grossen Kälte nördlich der Alpen erhalten, wäh- rend die Küsten der Nord- und Ostsee beständig ungefähr Null, Grossbritannien und Schweden und al bis zu 5 und 10 Grad Wärme hatten.
Das neue Jahr hatte in ganz Deutschland 'Thauwetter ge- bracht, am 3. Jan. drang wieder ein Maximum von Frankreich her in Südwestdeutschland ein, zugleich sank nördlich von den Alpen bis zur Mitte Deutschlands die Temperatur wieder unter Null. Langsam bis zum 12. Jan. stieg das Maximum bei fal- lender Temperatur, so dass im Elsass schon wieder 13 Grad unter Null beobachtet wurde. Am 13. Jan. war in ganz Frank- reich, Grossbritannien, Deutschland, Oesterreich und Norditalien das Barometer über 775 gestiegen. Das Gebiet nördlich von den Alpen zeigte wieder bis 14 Grad unter Null. Am 19. Jan. Morgens fiel das Thermometer in Bayern wieder unter 20 Grad, obgleich das Barometer zu fallen begann. Am 24. Jan. war das Gebiet des höchsten Barometerstands wie am 13. Jan., aber der Stand um 5 mm tiefer. Die Kälte hob sich noch einmal bei schwach steigendem und fallendem Barometerstand. Im ganzeu Monat Januar hatte die Nordküste Deutschlands Thauwetter,
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Grossbritannien, Schweden und Norwegen bis zu 5 und 10 Grad über Null, gerade so wie im December.
Im Februar behielt das Maximum seine Herrschaft, besonders im südöstlichen Deutschland, bis am 9. Februar ein starkes Mi- nimum (735 mm) über den Kanal hereinrückte, das erste wieder seit zwei Monaten. Als ihm gegen Mitte des Monats ein zweites folgte, war die Kälte definitiv gebrochen. Das Maximum war im Südosten verschwunden. | |
Die Zeit der grossen Kälte von Mitte December bis gegen. Mitte Februar mit der kurzen Unterbrechung um die Zeit des Jahreswechsels fällt also durchweg mit der Herrschaft des Maxi- mums des Barometerstands in Süddeutschland zusammen. Das Maximum sass in der ersten Periode fest nördlich von den Alpen, weniger in der Schweiz als in Südwestdeutschland, in der zweiten Periode umfasste es auch die Schweiz und zog sich weiter gegen Osten.
Dass ein Barometermaximum im Winter mit grosser Kälte zusammenhängt, ist eine schon lange, insbesondere in Nordamerika, beobachtete 'Thatsache, aber dass ein so lange fortdauerndes an das Centrum von Europa, die Alpen, gebundenes Maximum über zwei Monate anhält, bei ebenso lang dauernder strenger Kälte in seinem Gebiet, das wurde erst im letzten Winter genau fest- gestellt. Bei dem letzten strengen Winter von 1829 felllte es an ausgedehnten, regelmässigen Beobachtungen, insbesondere des Barometerstands. Der Amerikaner Loomis, der sich viel mit der Bewegung der Minima und Maxima des Barometerstands beschäf- tigt, findet, dass im Allgemeinen die Luft von einem Minimum aus in die Höhe steigt und gegen den Ort des Maximums sich bewegt, um dort wieder herabzukommen. Aus dem Herabkommen der Luft aus grosser Höhe, wo die Temperatur sehr niedrig ist, glaubt er die Kälte des Orts des Maximums im Winter erklären zu können. Ich habe schon früher Gelegenheit gehabt, in diesen Jahresheften mich gegen den allgemein aufgestellten Satz aus- zusprechen, Luft, die von oben kommt, müsse, wenn sie die Erd- oberfläche erreicht, kälter sein, als die dort befindliche; oder gegen den allgemeinen Satz, dass die obere Luft kalt, also spe-
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cifisch schwer sei und desswegen herabsinken müsse. Mit solchen Sätzen lässt sich Alles und darum Nichts beweisen. Die Tem- peratur der Luft kann wechseln, ohne dass das specifische Gewicht wechselt, und umgekehrt; heisse Luft kann zusammengepresst und dichter gemacht, kalte ausgedehnt und verdünnt werden. Der allgemeine Satz von Loomis ist schwerlich richtig. Das Heranrücken von Minima ist keute noch ebenso ein Räthsel, wie das Stehenbleiben von Maxima, so dass wir vorerst nur den ein- fachen Erfahrungssatz haben: längeres Maximum im Winter gibt strenge Kälte.
Dagegen lässt sich eher in eine Erscheinung ein Einblick thun, welche durchweg mit der letzten Kälte verbunden war. Wie die regelmässige Vertheilung der Temperatur von Süden nach Norden eine vollständige Umwechslung erlitten hatte, in der Art, dass der Norden Europa’s eine bis 20 und 30 Grad höhere Temperatur hatte, als Süddeutschland, so zeigte sich im Gebiet des Maximums mit grosser Regelmässigkeit überall eine Zunahme der Temperatur nach oben, während bei normalen Verhältnissen die Temperatur mit der Höhe abnimmt.
So betrug im December 1879 in Kärnthen:
Inder: Hohe wi 0200. 450 m: 580m 830:m':1200m das Temperaturmittel „. — 13,3 — 104. — 88 — 6,9 das Temperaturminimum — 25,6 — 21,1 — 19,3. — 183
Im Durchschnitt nahm also die Temperatur mit je 120 m Höhezunahme um 1 Grad zu, während unter normalen Umständen für je 100 m Höhenzunahme das Thermometer um einen halben Grad fällt. |
In der Schweiz war das Mittel des Monats December in Basel 10,6 unter Null, in Genf 7,2, auf dem St. Bernhard 4,9 und auf dem St. Gotthard 3,0; und in unserm Lande war z. B. Schopfloch auf der Kirchheiuier Alp um 5,2 Grad wärmer als Heilbronn.
Die nächste Erklärung für diese Thatsache scheint zu sein, dass auf den Höhen die Sonne energischer wirken konnte, es ist ja Thatsache, dass in der kalten Zeit die Luft unten meist nebelig, oben heiter war. In Kärnthen z. B. war die Bewölkung in 1200
BR. ro WU Meter Höhe nur etwa halb so gross als in 500, und während auf dem Rigi die Feuchtigkeit nur 30 Procent betrug, stieg sie in Neuchatel bis 90 Procent.
Allein dass damit die Erscheinung nicht oder wenigstens nicht ganz erklärt ist, das ergibt sich sogleich, wenn man die Temperaturmittel nach den Tageszeiten vergleicht. So betrug ‚der Temperaturunterschied von Klagenfurt und Hochobir in Kärn- then um 7 Uhr Morgens 13,2 und um 2 Uhr Mittags 11,3 Grad, gegen Abend um 9 Uhr nur 10,9; und in ähnlicher Weise be- trug zu denselben Tageszeiten der Unterschied von Carlsruhe und Höchenschwand Morgens 4,8, um Mittag 2,6 und Abends 3,1.
Würde die Einstrahlung der Sonne die Erscheinung bedingen, so müsste offenbar nach Mittag der Unterschied der grösste sein; zur Zeit der höchsten Wirksamkeit der Sonne müsste auch der - Unterschied in ihrer Wirkung oben und unten den grössten Werth haben. Das ist nicht der Fall, der Unterschied ist Mor- sens vor Sonnenaufgang am grössten. Um diese Zeit ist aber die Ausstrahlung des Bodens das für die Temperatur an der Erdoberfläche Massgebende, um diese Zeit ist die Ausstrahlung von grösster Wirkung und daher überall unter normalen Ver- hältnissen die Temperatur am niedrigsten.
Freilich können wir nicht die Folgerung ziehen: also muss die Ausstrahlung um diese Zeit unten grösser sein als oben. das widerspräche allen Erfahrungen, insbesondere der Thatsache, dass die Luft oben stets trockener war, als unten. Aber wir können annehmen, dass die oben auf den Höhen, besonders auf den schneebedeckten Höhen durch Ausstrahlung stark erkaltete Luft längs der Thalabhänge in die Thäler herabfliesse, weil sie bei nahe gleich bleibendem Druck abgekühlt, also specifisch schwerer wird. Die Luft in der Thalsohle müsste dann in die Höhe strömen. Es wäre von Interesse, Beobachtungen über solche Bewegungen der Luft in kalten heitern Nächten bei hohem Baro- meterstand anzustellen.
Hat die Ausstrahlung auf der Höhe ihren grössten Werth erreicht, was vielleicht eine bis zwei Stunden vor Sonnenaufgang der Fall ist, so wird die Einstrahlung die Höhe rascher erwärmen,
N es wird bei diesem Wendepunkt der Unterschied em Maximum erreichen, der zwischen Thal und Höhe auftritt, also wahrschein- lich erst nach Sonnenaufgang, wofür wieder Beobachtungen fehlen. Die unzweifelhafte Erfahrung, dass Reben und Obstbäume in der Höhe weniger gelitten haben, als im Thal, müsste dann daraus erklärt werden, dass die Höhe nur den Vorübergang der kalten Luft auszuhalten hatte, in der Tiefe die Einwirkung der Kälte viel länger dauerte. Es würde das dem entsprechen, dass nicht das grosse Maass der Kälte, das auch in andern Wintern vor- kommt, so schädlich ist, sondern das lange Andauern derselben, wie es in diesem Jahr stattfand. |
Der vergangene Winter hat manche neue Fragen angeregt, und mehr als viele andere eindringlich gezeigt, dass die Be- wegung der Luft, wie sie namentlich durch lokale Verhältnisse bedingt ist, noch viel zu wenig studirt wird. Beobachtungen hierüber selbst in ganz beschränkten Localitäten wären von gros- sem Vortheil für die Erklärung meteorologischer Erscheinungen.
III. Abhandlungen.
Zur. klimatischen Frage, Von Dr. J. Probst in Unter-Essendorf.
Einleitung. Ueber den Stand der Frage.
Die Paläontologen stellen auf Grund der Beschaffenheit der Organismen, die in den verschiedenen Schichten vorgefunden werden, ziemlich bestimmte Anforderungen, denen genügt werden muss, wenn die climatischen Verhältnisse der abgelaufenen geolo- gischen Perioden erklärt werden wollen. Wir fassen hauptsäch- lich die Anforderungen ins Auge, wie sie von Professor Heer* und Graf Saporta** in guter Uebereinstimmung unter einander gestellt werden.
Die silurische und devonische Formation lassen aus Ihren Organismen auf ein unter allen Breitegraden sehr warmes und überraschend gleichförmiges Clima schliessen. In neuester Zeit wurde die silurische Formation im Grinellland (790 —82° 'n. B.) entdeckt und lieferte dort ca. 60 Arten von Thieren, welche mit der gleichzeitigen Fauna auf den britischen Inseln und noch mehr mit Arten von Nordamerica übereinstimmen. (Heer: Flora fossilis arctica Band V. S. 17.) Sodann zu
* Flora fossilis arctica, Band III, S. 28. 1874. ** Le monde des plantes avant l’apparition de I’homme 1879.
Anfang der Steinkohlenzeit war die Bäreninsel (74%. 30°
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n. B.) und Spitzbergen (78°) mit einer Vegetation bekleidet,
welche fast in allen Arten mit derjenigen übereinstimmt, die damals im südlichen Irland, Deutschland, und in den Vogesen zu Hause war, so dass kaum ein Zweifel besteht, dass vom 45° bis 78° der nördlichen Breite dasselbe Clima herrschte.
Der unmittelbar darauf folgende Bergkalk schliesst zwar keine Pflanzen ein, aber zahlreiche Meeresthiere. Es sind grossen- theils dieselben Arten, die aus dem europäischen Bergkalk be- kannt sind; ja einige lassen sich bis in die Tropengegenden ver- folgen. Im Grinellland wurde diese Formation unter 799 34° bis 829 40° entdeckt; die eingeschlossenen Organismen kommen mit denen Englands grossentheils überein, selbst die Corallen fehlen nicht. (Heer 1. c. Band V. S. 17. 18.)
Die Pflanzen der mittleren Steinkohlenformation in Spitzbergen (771/,° n. B.) stimmen gleichfalls zum grossen Theil mit denen überein, welche in Mitteleuropa (Böhmen etc.) aus den gleichen Schichten bekannt sind.
Graf Saporta schätzt die mittlere Temperatur der Steinkohlen- zeit auf nicht unter 25°C. und nicht über 30°C. Heer in der 2. Auflage seiner Urwelt (S. 659) nimmt für die Schweiz 23 bis 25° C. in Anspruch.
Die Trias hat bis jetzt in der arctischen Zone keine Pflanzen geliefert, wohl aber Thierreste (Spitzbergen 78?/,°); sie stimmen mit denen der Schweiz etc. aus gleichaltrigen Schichten überein.
Die Juraformation birgt am Cap Boheman im Eisfjord (78° 24° n. B.) Farne, Coniferen, Cycadeen, die theilweise mit denen des englischen, russischen und südfranzösischen Jura über- einstimmen. Eine Vergleichung mit den Jurapflanzen Indiens ergibt, dass hier wie dort die Farne 40°/, der bis jetzt ge- fundenen Pflanzenarten bilden, wogegen die Nadelhölzer in Spitz- bergen stärker, die Cycadeen aber schwächer vertreten sind.
In der unteren Kreide trägt die Flora Grönlands den Character der tropischen und subtropischen Gegenden.
Von Beginn der silurischen Formation bis zum Schlusse der
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unteren Kreide treten uns somit in der arctischen Zone theils in der Landflora, theils in der Meeresbevölkerung tropische und subtropische Typen entgegen und erst in der ersten Stufe der oberen Kreideformation finden sich deutliche Spuren der abnehmenden Temperatur bei 70° n. Br. und damit auch eine Ausscheidung der Climate nach der Breite.
Das Eocän kommt weniger in Betracht, da in den höchsten Breiten diese Formation noch nicht nachgewiesen ist.
Die miocäne Flora dagegen, die aus allen Breiten bekannt ist, zeigt, dass die arctische Zone eine viel höhere Temperatur fordert, als jetzt in derselben herrscht. Aber gegenüber der Kreidezeit ist für Spitzbergen und Grönland unverkennbar eine Abnahme der Temperatur vorhanden. Auch tritt die zonenweise Abstufung des Climas jetzt bestimmt hervor. Nur unter dem Aequator selbst (Sumatra, Java, Borneo) zeigen die tertiären
' Pflanzen nach der übereinstimmenden Auffassung von Heer“, Göppert und Geyler keinen Unterschied gegenüber den heutzutage dort vorhandenen climatischen Zuständen. |
Schon diese Reihenfolge der climatischen Zustände der geolo- gischen Perioden gibt Räthsel genug auf. Doch sieht man, dass bis hieher eine ruhige langsame Entwickelung stattgefunden haben könne.
Eine befremdende Abänderung aber, welche mit der vorher- gehenden und zugleich mit der nachfolgenden (recenten) Periode contrastirt, tritt erst mit der quartären Zeit ein, welche schon in ihrem Namen Eiszeit ihren stark abgeänderten celimatischen Character kundgibt.
Nur Graf Saporta sucht (l. c. S. 14) derselben eine gelindere Seite abzugewinnen, welche auch von Heer und andern Paläon- tologen nicht ganz misskannt, aber als interglaciale Zwischen- periode gedeutet wird.
Aus all’ diesen mannigfaltigen Entwickelungen ging endlich
* Durch eine neue Sendung von Pflanzen aus dem Tertiär von Sumatra fand Heer die früher schon gewonnene Ueberzeugung darüber
bestätigt. cf. Urwelt etc., 2. Auflage, S. 511. 512, Württemb. naturw. Jahreshefte. 1881. 4
als letztes Glied das heutige gemässigte Clima hervor; gemässigt insoferne, als die mittleren Breiten eine nach unseren An- schauungen gemässigte Temperatur besitzen, während die hohen und niedrigen Breiten durch zuvor kaum gekannte starke Unter- schiede der Temperatur von einander abstehen.
Fasst man die Anforderungen, die an eine genügende Hypo- these gemacht werden können und müssen, zusammen, so wäre zu erklären, beziehungsweise zu begründen:
1) Das in hohem Grade gleichförmige und besonders in den hohen Breiten zugleich warme Clima der ältesten und mittleren Periode. Eine absolute Gleichförmigkeit ist hiermit jedoch nicht verlangt und eine Differenz von einigen Graden nicht ausgeschlossen, wenn sie nur die Gränzen nicht überschreitet, die auch heutzutage noch in jedem Floren- und Faunengebiet vor- kommen.
2) Die schon seit der oberen Kreideformation, deutlicher aber seit der Tertiärformation hervortretende zonenweise Anord- nung der Climate mit allmählig abnehmender Wärme der mittleren und noch mehr der höheren Breiten.
3) Die elimatische auffallende Umgestaltung zur sogenannten Eiszeit.
4) Die mildere, aber von der vorhergehenden Periode mehr oder weniger verschiedene climatische Beschaffenheit der recenten Periode.
Ob nun zur Erklärung dieser Zustände kosmische oder solare oder tellurische Verhältnisse beigezogen werden wollen, ist zu- nächst freigestellt, wenn nur die zur Erklärung herbeigezogene Grundlage selbst solid ist und sich an die dermaligen Kenntnisse befriedigend anschliesst. Es ist aber nicht zu verwundern, dass eine grosse Zahl von Hypothesen aufgetaucht ist, um diese ver- wickelten Zustände zu erklären. Dieselben zu besprechen wird jedoch nicht nothwendig sein; denn die Kritik, die hier aller- dings ein dankbares Feld findet, hat ihre Schuldigkeit zur Ge- nüge gethan. Ueberdiess können wir auf die Besprechungen verweisen, die von zwei hervorragenden Männern in neuester Zeit | gegeben wurden. Heer widmet dem Gegenstand ein Capitel in
der zweiten Auflage seiner Urwelt der Schweiz (S. 657) und dessgleichen Graf Saporta in seiner schon angeführten Schrift 348. 139),
Doch auf zwei Hypothesen müssen wir immerhin eingehen, da dieselben erst in neuester Zeit veröffentlicht wurden, von ganz neuen Standpunkten ausgehen und noch sehr wenig besprochen worden sind.
Die eine derselben von Dr. Blandet kennen wir nur aus der Relation bei Graf Saporta (l. c. $. 148). Hienach geht Blandet davon aus, dass die Eigenthümlichkeiten des Climas der alten Erdperioden in dem früheren Zustande der Sonne zu suchen seien. An die Theorie von Kant und Laplace anschliessend, weist er auf jene Zeiten hin, in welchen der Planet Mercur sich noch nicht von der Sonne losgelöst hatte, der Durchmesser der Sonne somit sich noch soweit ausdehnte, als heutzutage die Mercur- bahn von der Sonne absteht. Er hält es für möglich, dass eine solche Sonne, deren scheinbarer Durchmesser sich auf 40 Grade belaufeu hätte, während der ältesten Periode noch am Himmel gestanden habe. Hiedurch wären die Dämmerungs-Erscheinungen so lichtvoll und so verlängert geworden, dass die Nacht streng senommen aufgehört hätte. Die Wärmekraft dieser so beschaffenen Sonne, wie ihre Leuchtkraft wäre minder grell aber gleichförmiger für die ganze Erde gewesen; ihre senkrechten aber milden Strahlen hätten noch bis in unsere Breiten gereicht.
Graf Saporta bemerkt hiezu, dass diese Hypothese zwar keineswegs bewiesen sei, aber sie schmiege sich an die Erschei- nungen der Urwelt geschickt an, sie lasse die climatischen Zu- stände derselben gut begreifen, ihre halbverschleierten Tage und transparenten Nächte, die milde Temperatur der Polargegenden, die ursprüngliche Ausdehnung und allmählige Einschränkung der tropischen Zone und so fort.
Allein, so schwer wiegend die beifällige Beurtheilung des Grafen Saporta ist, so dürfen wir doch nicht ausser Acht lassen, dass heutzutage noch an unserem Himmel ein kosmisch-planeta- rischer Körper sich befindet, der Eigenschaften an sich trägt, wie sie Dr. Blandet von der Sonne in ihrem damaligen Zustande
4* UNIVERSITY OF ILLINUGN LIBRARY,
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verlangt. Wir meinen das Zodiacallicht. Die namhaftesten Astronomen erklären dasselbe geradezu für einen Ring, der frei um die Sonne rotirt. Abgesehen von Einzelheiten kann man sich wohl den Zustand der Sonne, den Blandet vorführt, nicht anders vorstellen, als das Zodicallicht ist. Es ist aber gar Nichts be- kannt, dass dieses auch nur die geringste climatische Wirkung auf die Erde ausübte, und selbst für die Beleuchtung der Nacht hat dasselbe nur einen ganz untergeordneten Werth. Ueberdiess müsste man, um die Periode der Eiszeit zu erklären, eine weitere Sonnenrevolution annehmen, von der man sich gar keine Vor- stellung machen kann. Ob eine Erklärung derselben von Blandet versucht wurde, ist aus Saporta nicht zu entnehmen.
Eine andere eigenartige Hypothese rührt von D. Wett- stein* her. Von der Grundanschauung ausgehend, dass auch das Feste nur scheinbar fest, in der That beweglich sei, wird (1. c. S. 144) ausgeführt, dass Steinkohlenschichten in Spitzbergen, welche eine tropische oder subtropische Flora einschliessen, in Wirklichkeit sich unter den Tropen gebildet haben und dem allgemeinen Gesetze der Strömungen folgend, polwärts sich be- wegt haben. Ebenso wird ausgeführt, dass, wenn die miocäne Flora auf climatische Zustände hinweist, wie sie jetzt nicht mehr an Ort und Stelle bestehen, sondern erst 10° oder 15° oder 20° weiter südlich — die betreffenden Schichten in der That daselbst entstanden seien, aber seither ihren Ort, dem Gesetze der Strö- mung folgend, verändert haben. Aehnliche Anschauungen von einer gewissen Beweglichkeit des scheinbar Festen und Starren tauchen in neuester Zeit bei nicht wenigen Naturforschern, be- sonders bei Geologen auf. Allein es stellen sich doch beträcht- liche Schwierigkeiten in den Weg.
Stellen wir uns auf den Standpunkt des Verfassers, so wäre erforderlich anzunehmen, dass während der Steinkohlenperiode etc., nur unter den Tropen sich Schichten gebildet hätten, nicht aber in mittleren bei hohen Breiten; — denn die Flora und Fauna dieser Zeit trägt überall den gleichen tropischen Typus-
* Die Strömungen des Festen, Flüssigen und Gasförmigen. 1880.
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Der Grund hierzu ist aber schwer einzusehen. Erst in der _ Miocänzeit wäre auch in mittleren gemässigten Breiten der Process der Schichtenbildung vor sich gegangen; denn in dieser Periode findet man in der That in hohlen Breiten wenigstens eine Flora, welche ein gemässigtes Clima voraussetzt; aber in den hohen polaren Breiten hätte selbst zur Molassezeit noch keine Schichten- bildung stattgefunden; denn eine dem Polarkreise entsprechende Flora und Fauna fehlt auch in dieser Periode noch gänzlich.
Andererseits zeichnet sich die Quartärzeit durch polare Flora und Fauna auch in mittleren Breiten aus. Somit müsste (nach dem Princip Wettstein’s) während der quartären Zeit die Schichten- bildung ausschliesslich in den hohen und höchsten Breiten stätt- gefunden und die Schichten dann von dort in die niedrigeren Breiten sich bewegt haben. Die Wahrscheinlichkeit ist gering. Aber mehr noch. Den Steinkohlenschichten etc. sieht man . allerdings äusserlich nicht an, ob sie unter dem Aequator oder unter den Polen gebildet worden seien. Aber für das Schichten- material der quartären Zeit kann man den Ursprungsort nach- weisen. Das Schichtenmaterial der norddeutschen Ebene stammt aus Norden, aus Scandinavien, aber ebenso sicher ist, dass das quartäre Schichtenmaterial am Fuss der Alpen nicht in polaren Gegenden seinen Ursprung hat, sondern in den Alpen selbst. Gleiches lässt sich feststellen vom quartären Schichtenmaterial der andern Gegenden, in welchen diese Formation überhaupt vor- handen ist.
Dass dieses Schichtenmaterial dislocirt wurde, ist richtig, aber es ist doch nicht jene hypothetische „Gleitschicht*, welche als Grundlage der starren Schichten die Dislocirung derselben überhaupt ermöglichen und bewirken soll, sondern es ist die ganz bekannte Gleitbahn der Gletscher.
Unsere eigene Ansicht können wir in iin Uebersicht vor- läufig so darstellen. Wir gehen von der Grundanschauung aus, dass die tellurische Entwickelung der Erdoberfläche und die climatischen Verhältnisse im innigsten Zusammenhang stehen; sie verhalten sich wie Ursache und Wirkung, oder auch sie stehen in Wechselwirkung mit einander. Die tellurischen Verhältnisse
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‘der alten geologischen Perioden waren so beschaffen, dass durch dieselben ein sehr gleichförmiges und zugleich warmes Clima über die ganze Erdoberfläche hin hervorgerufen wurde. (I. Abschnitt.)
Zur Zeit der Tertiärformation erst (beziehungsweise am Ende der Kreideformation) war die Entwickelung der tellurischen Verhältnisse allmählig so weit vorgeschritten, dieselben soweit differenzirt, dass diese Differenziirung auch in den climatischen Verhältnissen sich auszudrücken anfieng. Das Ende der Tertiär- zeit (Pliocän) insbesondere weist in Verbindung mit dem ent- schiedenen Hervortreten der reif gewordenen Continente und ihren Unebenheiten, auch ein entsprechend differenzirtes Clima auf. (II. Abschnitt.) Hiedurch und speziell durch die besondere Qualität der Unebenheiten des Landes (Gebirge) trat als Folgeerscheinung des Clima der quartären Zeit auf. (III. Abschnitt.) Diese so- senannte Eiszeit trägt jedoch mehr den Character einer vielleicht lange dauernden Uebergangszeit an sich, deren spezifische Ur- sachen im Gang ihrer Entwickelung abgeschwächt und beseitigt wurden. Das Clima der Gegenwart aber (IV. Abschnitt) ist das Resultat aller bisherigen Fortschritte und Schwankungen in der Entwicklung der tellurischen Verhältnisse der Oberfläche unseres Planeten.
In den folgenden Abschnitten werden wir suchen, diesen Gedankengang näher zu begründen.
Erster Abschnitt.
Motivirung der climatischen Verhältnisse der alten geologischen Periode.
1. Artikel. Die Bedeutung des reinen Seeclimas gegenüber dem Normalclima der Gegenwart.
Professor Dove* in Berlin hat dass Normalclima für die nördliche Halbkugel berechnet. Er erklärt, dass er unter diesem Ausdruck verstehe: „die mittlere Jahrestemperatur des Parallels (auf die Meeresfläche reducirt), somit jene Temperatur,
* Verbreitung der Wärme auf der Oberfläche der Erde. 1852,
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welche der Parallel an allen Punkten zeigen ‚würde, wenn die auf ihm wirklich vorhandene, aber ungleich vertheilte Temperatur gleichförmig vertheilt wäre.“ |
Andererseits hat Sartorius von Waltershausen” das reine Seeclima der Gegenwart. berechnet. Unter zu Grundlegung von 19 möglichst insularen Stationen auf der nördlichen und südlichen Halbkugel berechnete er die mittlere Jahrestemperatur der Parallelkreise unter dem Gesichtspunkte, dass die Erdober- fläche gänzlich mit Meer bedeckt sei oder das Land so sehr zurücktrete, dass dasselbe sich climatisch nicht geltend zu machen vermöge.
In Tabelle I sind die Resultate dieser beiden Auffassungs- weisen zusammengestellt unter Hinzufügung der Differenz des _Normalclimas und eines Seeclimas der Gegenwart in einer be- sonderen Colonne.
Da beide Autoren ihre Tabellen in Graden nach Reaumur abgefasst haben, so wurde diese Gradeintheilung beibehalten.
Tabelle I.
ii | Au nn 3 4. Bei | me, | Palo Senn | ya zu Gum grad, nach Dove. nach Sartorius. Er 2 G ee
Seeclimas.
90 — 15%20R. | + 0084R. | + 14904 R. 80 — 110,20 + 10,49 + 120,69 70 270,10 + 30,36 + 100,46 60 2 0 —+ 60,20 -+- 7,00 50 + 250 | + 9068 + 50,38 40 ı..—+ 100,90 -- 150,33- —+ 20,45 30 | + 169,80 -+ 169,70 -- 09,10 20 -+ 200,20 + 190,34 — 00,86 10 | + 210,30 —+- 200,89 — 00,41
0 .| + 21090 + 210.14 — 09.06
* Untersuchungen über die Climate der Gegenwart und Vorwelt etc. 1865.
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Betrachtet man nun die Ziffern dieser Tabelle, so erkennt man vor Allem bei dem Seeclima eine beträchtlich grössere Gleichförmigkeit der Temperatur unter den verschiedenen Breitegraden, als bei dem Normalclima.
Das Normalelima zeigt Differenzen zwischen Aequator und Pol von 340,40 R.; das reine Seeclima aber nur 200,30 R. Und doch sind auch bei Berechnung des Normalclimas die ge- birgigen Erhebungen des Festlandes durch Rechnung eliminirt und überall die Meeresfläche zu Grund gelegt.
Die andere hervorragende Eigenthümlichkeit ist, dass die Ziffern des reinen Seeclimas ganz überwiegend zu Gunsten einer grösseren Wärme sich darstellen, die jedoch in verschie- denen Breiten sehr verschieden ist. Besonders in hohen und höchsten Breiten beträgt die höhere Wärme des reinen See- climas den gewaltigen Betrag von 13—14° R. gegenüber dem Normalclima. Noch viel schärfer tritt der Unterschied nach beiden Seiten heraus, wenn ein einzelnes Beispiel von extremem Continentalclima und extremem Seeclima herausgegriffen wird, und zwar unter gleichen Breitegraden. |
Die Faröer (6293 n. Br.) haben eine mittlere Jahres- temperatur von — 70,3 C., der kälteste Monat —+ 2°,7 C., der wärmste + 1203 C., die Differenz 905 C. Dagegen hat Jakutzk in gleicher Breite, aber in Mitten von Sibirien, eine mittlere Jahrestemperatur von — 10,3 C., der kälteste Monat — 430,0 C., der wärmste — 20,4 C., die Differenz volle 630,4 C.! Die mittlere Jahrestemperatur aber stellt sich auf die Faröerinseln um 17°,6 C. höher, als in dem extrem continen- talen Clima von Jakutzk. Aber selbst in mittleren Breiten wirkt das reine Seeclima noch recht stark zu Gunsten der grösseren Wärme. Nur in den Tropen stellte sich die Temperatur des reinen Seeclimas der Gegenwart nicht mehr zu Gunsten grösserer Wärme; es findet sogar eine Abkühlung statt, aber dieselbe ist überall so schwach, dass sie nirgends ganz 1° R. erreichte.
Diese Eigenthümlichkeiten des reinen Seeclimas lassen sich aus den physikalischen Eigenschaften des Wassers leicht ableiten.
Es ist bekannt, dass das Wasser unter allen Stoffen die
grösste spezifische Wärme besitzt, dass dasselbe somit am lang- samsten sich erwärmt, aber auch am langsamsten erkaltet. Es wird schon aus diesem Grunde die mittlere Temperatur des ‚reinen Seeclimas eine innerhalb engerer Gränzen schwankende, beträchtlich gleichförmigere sein, als das Normalelima, welches mit Land und Wasser zugleich zu thun hat.
Die höhere Temperatur des Seeclimas aber kann nicht be- fremden, wenn man bedenkt, dass die Wasser der Meere in be- ständiger Circulation sind und dass bei dieser Circulation die wärmeren Wasser wegen ihres grösseren Volumens oben sich halten, während die kälteren Wassertheile sich in die Tiefe senken.
Die obersten Schichten des Wassers, die für die Berührung mit der Atmosphäre und desshalb für die climatischen Verhält- nisse die Ausschlag gebenden sind, sind zugleich die wärmsten. Dove hebt noch einen weiteren Gesichtspunkt hervor, das Herauf- fördern der Wärme des Meeresgrundes an die Oberfläche durch die Flüssigkeit des Wassers. „Die flüssige Grundlage, sagt er, (S. 4) erneuert sich ununterbrochen; denn jede Temperaturernie- drigung an der Oberfläche bringt nicht nur ein Sinken des schwerer gewordenen Wassers in die Tiefe hervor, sondern auch ein Herauf- steigen des wärmeren an seine Stelle. Hiedurch wird der Tiefe des Meeres die Wärme entzogen, welche wir an seiner Grund- fläche finden würden, wäre sie eben so tief unter einer festen Oberfläche gelegen, als sie von der flüssigen Oberfläche abliegt.*
Dass unter den Tropen überhaupt bedeutende jährliche Temperaturschwankungen nicht vorkommen, ergibt sich von selbst, weil die Stellung der Sonne zur Erde und die Tageslänge da- selbst keine nennenswerthen Unterschiede darbieten. Doch ist auch hier das reine Seeclima gleichförmiger, nur dass dasselbe hier nicht zu Gunsten grösserer Wärme wirkt. Die hohe spezi- fische Wärme des Wassers erklärt auch diesen Umstand.
Die Eigenschaft des Wassers, die vorhandene Temperatur mit Zähigkeit festzuhalten und dadurch die Unterschiede auszu- gleichen, lässt sich auch noch an anderen Erscheinungen wahr- nehmen, besonders an den Meeresströmungen, sowohl an den warmen (Golfstrom) als an den kalten (peruanischer etc.
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Strom). Je nach der Jahreszeit und geographischen Breite be- trägt der Temperaturunterschied des warmen Wassers des Stroms gegenüber dem ausserhalb desselben befindlichen 50-150 C., Der peruanische kalte Strom aber bewahrt seine niedrige Tempe- ratur bis unter den Aequator (Galapagosinseln) so, dass seine Wasser um 100—12° C. kälter sind, als die des umgebenden Meeres. (Wettstein.l. c. 8. 203 und 209.) Wenn freilich der Fall eintritt, dass ein kalter und ein warmer Strom sich kreuzen oder wenigstens zusammenstossen, wie es in der That bei dem Golfsstrom und Labradorstrom in der Nähe von Neufundland geschieht, so hebt sich ihre Wirkung zwar nicht ganz auf, aber sie wird beträchtlich abgeschwächt. Man kann sich leicht eine Vorstellung machen, wieviel Wärme dem Golfstrom durch die schwimmenden Eisberge des Labradorstroms, die in ihm ab- schmelzen, entzogen wird und wie viel energischer seine Wirkung sein würde, wenn ihm diese Eismassen nicht begegnen würden. Die Bank von Neufundland verdankt ihre Entstehung den Fels- blöcken und dem Schutt, welcher bei dem Abschmelzen der Eis- berge zu Boden gefallen ist.
In den alten geologischen Perioden war nun von Eisbergen entfernt keine Rede und die warmen Strömungen vom Aequator her konnten desshalb ihre ungeschwächte wärmende Kraft aus- üben. Die schwimmenden Eisberge sind ihrem Ursprung nach wesentlich ein Product des Landes und zwar des gebirgigen Landes; sie sind Producte der Gletscher, welche ihre Eismassen in das Meer ergiessen. Dieser Einfluss der continentalen ge- birgigen Beschaffenheit der Erdoberfläche fällt für die alten geologischen Perioden selbstverständlich ganz weg, weil damals der Ocean im Besitz der Erdoberfläche war. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass auch Sartorius von Waltershausen bei seiner Berechnung des reinen Seeclimas solche Stationen, deren Temperatur durch derartige continentale Einflüsse herab- gedrückt wird, ausgeschlossen hat; offenbar mit Recht. Bei Berechnung des reinen Seeclimas müssen die Einflüsse der Continente, seien sie nun directe. oder indirecte mit Consequenz soweit möglich fern gehalten werden.
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- Aus den bisherigen Darstellungen ergibt sich, dass in dem reinen Seeclima eine typische Annäherung an das Clima der alten geologischen Periode unverkennbar zu Tage tritt; die grössere Gleichförmigkeit der gesammten Temperatur der Erdoberfläche und die grössere Wärme in allen Breiten, jedoch mit Ausnahme der Tropen, das sind characteristische Züge, welche das Clima der Urzeiten mit dem reinen Seeclima semeinsam hat. Nur stehen die wirklichen Beträge der Tempe- raturen ausserhalb der Tropen noch viel zu weit von einander ab. Aber man darf hoffen, in dem reinen Seeclima der Gegen- wart die feste Basis und die erste Stufe zu besitzen, von wo aus man sich dem räthselhaften Clima der Urzeiten nähern kann. Der Beweis braucht kaum ausführlich geliefert zu werden, dass in den alten geologischen Perioden das oceanische Clima das entschieden vorherrschende war. Die Schichtencomplexe dieser Formationen schliessen überall fast ausschliesslich nur Reste von solchen Organismen ein, welche dem Meere angehörten. Die Reste von Landthieren und Landpflanzen fehlen nicht ganz; aber das Vorkommen derselben ist sporadisch, weil das Fest- land selbst nur in Form von wenig umfangreichen Inseln, die den Namen von Continenten nicht beanspruchen können, vor- handen war. Die relativ grösste Ausdehnung hatte in den alten Perioden ohne Zweifel das Land zur Zeit der Steinkoklenformation. Aber dieses Land war sehr niedrig und sumpfig, sank oft unter den Meeresspiegel hinab, so dass auch in dieser Periode die Erdoberfläche des oceanischen Characters nicht verlustig wurde. Dabei darf nicht übersehen werden, dass, wenn von der grossen Ausdehnung der Steinkohlenformation gesprochen wird, darunter auch der Kohlenkalkstein, eine rein meerische Ablagerung begriffen ist. Selbst noch die nichtmeerischen Schichten der Keuperlandschaft verrathen in ihren Calamiten etc. sehr bestimmt den Character eines sumpfigen Terrains, nicht den eines trockenen oder gebirgigen Landes. In der Jura- und Kreideformation über- wiegen die meerischen Bildungen mit grosser Entschiedenheit.
Wenn es nun unter Grundlegung des oceanischen Climas gelingen würde, noch einen weitern Schritt zu thun und die
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man dem Clima der alten Periode immer mehr sich nähern. In den folgenden Artikeln werden wir suchen, diese Annäherung zu erreichen. 2. Artikel. Von den Bewölkungsverhältnissen der Erde in den alten geologischen Perioden.
Der Luftocean, der die Oberfläche der Erde umgibt, zeigt heutzutage überall sehr wechselvolle Zustände der Heiterkeit und Trübung in sehr weiten Gränzen. Derselbe enthält Wasser aber sowohl in der Form des unsichtbaren Wasserdampfs, als in der sichtbaren Form des Dunstes, Nebels, der Wolken in allen denk- baren Nüancen.
Hiedurch wird das Spiel der Zustrahlung und Ausstrahlung der Wärme auf der Oberfläche der Erde sehr verwickelt; nur so viel steht fest, dass durch Heiterkeit des Himmels die Tem- peraturdifferenzen zwischen Tag und Nacht (Temperaturcurven des Thermographen) gesteigert, durch Bewölkung aber vermindert, verflacht werden.
Ob nun die Heiterkeits- und Trübungsverhältnisse zu allen seologischen Perioden den gleichen Grad und Charakter gehabt haben, wie heutzutage, darüber lässt sich mit Sicherheit nichts sagen. Wir betreten hier ein Gebiet, welchem der hypothetische Charakter nicht ganz abgestreift werden kann. Allein eine Reihe von Gründen spricht dafür, dass die Bewölkung in den alten und ältesten Erdperioden eine stärkere und constäantere ge- wesen sein müsse, als heutzutage; jedoch nicht so stark, dass durch dieselbe die Tageshelle selbst wäre ausgelöscht worden. Die hauptsächlichsten Gründe sind:
1) Es ist selbstverständlich, dass, so lange & Oberfläche der Erde zum allergrössten Theil mit Wasser bedeckt war und wohl Inseln aber keine Continente im heutigen Sinn bestanden, die Verdampfung des Wassers in weiterem Umfang stattfinden musste, als heutzutage, wo nahezu der dritte Theil der Ober- fläche aus trockenem Land besteht.
2) Ebenso ist einleuchtend, dass die durch die Sonne über climatischen Eigenschaften desselben zu verstärken, so würde
fee. den Tropen stark erwärmte Luft am meisten mit Wasserdampf gesättigt wurde, der sich aber bei seinem Abfliessen gegen die höheren Breiten nicht mehr als unsichtbarer Wasserdampf in der kühleren Luft erhalten konnte, sondern sichtbare Dunst- und Wolkenform annahm. Bei den höchst einfachen geographischen Verhältnissen der ältesten Perioden der Erde wird dieser Process der Verdichtung des Wasserdampfes ein sehr regelmässiger und constanter gewesen sein. |
3) Die trockenen Landwinde, welche geeignet sind, die Wol-
ken aufzusaugen und heitern Himmel hervorzurufen, fehlten da- zumal ganz. Gebirgshöhen mit verschiedener Temperatur und dadurch hervorgerufener Aspiration und unregelmässigem Einfluss auf die Witterung fehlten ebenfalls ganz. 4) Die Pflanzen, welche in den ältesten Perioden existirten, waren so beschaffen, dass dieselben nach Analogie der lebenden (Bärlappen und Farren) der Einwirkung des directen Sonnen- lichtes wenig bedurften (Heer). Sie stehen somit in gutem Ein- klang mit einem constant bewölkten Himmel.
5) Auch die Insecten jener Zeit (Kakerlaken uud Termiten), sind der Mehrzahl nach nächtliche Thiere (Heer). Die Organi- sation des Trilobitenauges, welches man für die Existenz eines heitern Himmels in den ältesten Perioden anführte, beweist doch nicht mehr, als dass auch in diesen alten Perioden Tageshelle vorhanden war. Denn nicht blos enthbehrt ein Theil dieser arten- reichen Gruppe gänzlich der Sehorgane, sondern nach Barrande waren dieselben pelagische Thiere, die auf dem Grund des Oceans lebten, deren Sehorgane schon aus diesem Grunde nur ein ab- geschwächtes Licht empfangen konnten (cf. Bronn: Classen und Ordnungen des Thierreichs Bd. V, 8. 1168 und 1260).
6) Sehr wichtig und instructiv sind die astronomischen Be- obachtungen, die an andern planetarischen Körpern gemacht wurden. Offenbar befinden sich nicht sämmtliche Planeten im gleichen Stadium ihrer geologischen Entwicklung. Die grossen Kugeln (Jupiter, Saturn) befinden sich in einem jüngeren Sta- dium als die kleine Kugel, z. B. des Mondes, der Erde. Nun ist es aber interessant, dass gerade die zwei grössten Planeten naclı
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allgemeiner Uebereinstimmung nicht blos sehr mächtige, sondern constant bewölkte Atmosphären zeigen. Auch die Venus, die der Erde an Grösse gleich steht, aber, weil zu den innern Pianeten gehörig, wohl jüngeren Ursprungs ist als die Erde, be- sitzt eine „dichte Atmosphäre, die mit Wolken fast ständig be- deckt ist, sehr selten nur hinreichend klar ist, um den Anblick der eigentlichen Oberfläche des Planeten zu gestatten“ (H. Klein: Durchmusterung des Himmels S. 100).
Wie selten die Wolkendecke der Venus zerreisse, geht daraus hervor, dass von der ersten Beobachtung ihrer festen Oberfläche durch Bianchini bis zur sichern Wiederbeobachtung derselben durch de Vico 120 Jahre vergingen. Herrschel sah dieselbe niemals. (H. Klein.)
Andererseits hat die kleinere Kugel des Mars zwar eine Atmosphäre ähnlich der Erde, aber weniger wolkig, so dass es Schiaparelli gelungen ist, eine Karte der gesammten Oberfläche - innerhalb kurzer Zeit zu entwerfen.
Die noch kleinere Kugel des Mondes der Erde aber ist in ihrer Entwicklung soweit vorgeschritten, dass dieselbe der Atmo- sphäre und des Wassers verlustig geworden ist.
Es scheint hier ein allgemeines planetarisches Entwicklungs- gesetz vorzuliegen, dessen allgemeine Züge, bei aller Mannig- faltigkeit der einzelnen Planeten, doch im Grossen übereinstimmen.
Diese und ähnliche Gründe haben dann auch die besonnensten Paläontologen und Geologen* bewogen, den ältesten Perioden der Erde eine mehr oder weniger starke Bewölkung zu vindiciren, ohne dass jedoch dieser Gesichtspunkt weiter verfolgt worden wäre.
Es wird somit keine allzu gewagte Bahn betreten werden, wenn wir auch unsererseits diese Voraussetzung machen; nur muss eine genauere Erklärung gegeben werden, wie dieser Zustand zu denken sei und wie seine Wirkung auf die climatischen Zu- stände der Erdoberfläche aufgefasst werden müsse. Der Schwer- punkt der Aufgabe liegt nicht in dem an und für sich gar nicht
* z. B. Heer: Urwelt. 2. Auflage. 8. 21.
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fern liegenden, aber in solcher Unbestimmtheit unfruchtbaren Ge- danken einer stärkeren Bewölkung der Atmosphäre der Urzeiten, sondern in der genaueren Präcisirung dieses Zustandes und besonders in der möglichst conereten Entwicklung der Art ‘und Weise der Einwirkung desselben auf die DE Ver- hältnisse der alten Erdperioden.
Die genauere Vorstellung, wie wir uns den Zustand der constanten Bewölkung denken, lässt sich in wenigen Zügen dar- stellen.
1) In den Tropen und den nächstgelegenen Gegenden be- steht heutzutage ein System von Passaten und Calmen, das sich über den ganzen Gürtel, soweit er nicht durch Continente unter- brochen ist, fortsetzt, sowohl durch deu Atlantischen als Stillen Ocean. In dieser Region tragen die meteorischen Verhältnisse so sehr den Stempel der strengen Regelmässigkeit an sich, dass nichts entgegensteht, diese gesetzmässigen Verhältnisse bis in die ältesten Perioden der Erde, in denen das organische Leben an- fing, zurückzudatiren. Selbst die Ausnahmen von der Regel (Monsuns im Indischen Meere) lassen sich auf Einflüsse der Con- tinente zurückführen und konnten somit in jenen alten Perioden, denen die Continente fehlten, gar nicht vorkommen. Aus diesen Gründen gehen wir von der Annahme aus, dass dem ganzen Tropengürtel in der Urzeit das gleiche Maass von Heiterkeit und Trübung des Himmels, von Zustrah- lung und Ausstrahlung zugekommen sei, in dessen Besitz dasselbe heutzutage noch über dem tropischen Theil des Stillen und Atlantischen Oceans' sich be- findet.
2) Von dieser mittleren Zone weg gegen die höhern Breiten zu hatte sich in der Urzeit eine constante Dunst- und Wolkenhülle festgesetzt, welche dünner gegen die Tropen, dichter gegen die Pole zu war. Man wird hiebei an die mit dem Aequator parallel laufenden Streifen des Jupiter und Saturn er- innert, die sichtlich auf eine zonenweise Anordnung des Gewölks daselbst hinweisen. |
Der Grund für unsere Annahme liegt darin, dass die Con-
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densation des Wasserdampfs zu sichtbarem Dunst und zu Wolken beim Eintritt der dampfgesättigten Luft in weniger warme Re- gionen sich vollzog. Sobald der über den Tropen mit Wasser- dampf erfüllte Luftstrom bei seinem Abfluss nach den höhern Breiten in Regionen kam, die bei gleicher Höhe einen geringeren Wärmegrad besassen, so gieng ein Theil seines unsichtbaren Wasserdampfs in sichtbare Bläschen (Dunst, Nebel, Wolken) über. Bei der sehr grossen Gleichförmigkeit, besser Einförmig- keit der geographischen Zustände der alten Perioden musste dieser Process ein sehr regelmässiger sein, d.h. die Bewölkung der Atmosphäreinden ausserhalb des Tropengürtels gelegenen Theilen der Erdoberfläche musste con- stant sein.
Die Vorstellung, die wir uns von den Bewölkungsverhält- nissen der alten geologischen Perioden machen, ist somit keines- wegs verwickelt und widerstreitet keinem Naturgesetze; sie ist einfach und vom Standpunkt der Physik nicht abzulehnen.
Ueber die Art und Weise aber, wie diese Bewölkung auf die climatischen Zustände zu wirken vermochte und beziehungs- weise wirken musste, sowie über die Intensität ihrer Wirkung, darüber müssen wir uns ausführlicher verbreiten. Die beiden nächsten Artikel werden diese Seiten dieses Gegenstandes be- handeln.
3. Artikel.
Ueber die Art und Weise der Ausgleichung der Temperatur durch die constante Bewölkung in den alten geologischen Perioden.
Dass die Bewölkung und besonders eine constante Be- wölkung auf die Temperatur überhaupt ausgleichend wirke, zeigt die tägliche Erfahrung. Die Gränzen der Temperatur- schwankungen zwischen Tag und Nacht, Sommer und Winter werden eingeengt. Das ist ganz begreiflich, weil durch die Be- wölkung sowohl die Zustrahlung als die Ausstrahlung vermindert wird. Im nächsten Artikel wird Gelegenheit gegeben, darauf noch näher einzugehen.
Allein bei der oceanischen Beschaffenheit der Erdoberfläche
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in den alten Erdperioden wirkte die Bewölkung nicht blos einfach ausgleichend, sondern ausgleichend zu Gunsten einer höheren Wärme. |
Im ersten Artikel sind schon die Gründe angegeben, wesshalb _ das oceanische Clima auch bei den gegenwärtig bestehenden Ver- hältnissen der Erdoberfläche nicht blos ausgleichend, sondern (in den mittleren und höheren Breiten) zugleich erwärmend wirkt. Das gilt nun in den alten Erdperioden in gesteigertem Maasse wegen ihrer constanten Bewölkung. Wenn, wie vorausgesetzt wird, in diesen Zeiten von den Wendekreisen polwärts eine con- stante Wolkenhülle sich ausbreitete, so traten die unter den Tropen erwärmten Wasser des Oceans in Regionen ein, wo sie zwar vor weiterer Erwärmung durch Zustrahlung, aber auch vor weiterer Abkühlung durch Ausstrahlung ausgiebig beschützt wurden. Der Zustrahlung von Wärme in den höheren Breiten konnten die Gewässer entbehren, da sie in gleichem Grade gegen Ausstrah- lung geschützt waren; aber es kam ihnen zu Gunsten ihrer Tem- peratur der Vortheil zu gut, dass ihre schon unter den Tropen . mitgetheilte Wärme kräftig zusammengehalten wurde. Durch die angenommene constante Wolkenhülle wird eine doppelte Wirkung ausgeübt. Sie wirkt abhaltend und zusammenhaltend zugleich. Abhaltend wirkt sie gegenüber den Sonnenstrahlen, welche auch den höheren Breiten noch zukommen würden; aber in den nämlichen Breiten und in gleichem Grade hält sie auch die Ausstrahlung der Wärme von der Oberfläche der Erde in den kalten freien Raum zurück. Hiedurch wird somit für die . mittlere Temperatur nichts gewonnen und nichts verloren. Es wird nur eine Ausgleichung der Temperaturschwankungen - hergestellt, die Mittelzahl aber bleibt unverändert, weil die Ab- haltung nach beiden entgegengesetzten Seiten hin mit gleicher Kraft wirkte. Das ist jedoch nur eine Seite der Wirkung der Umhüllung. Es kommt nun weiter noch in Betracht, dass uurch dieselbe die Wärme des Oceans zusammengehalten wird und in den höheren Breiten sich nicht verflüchtigen kann, und diese Wirkung ist eine positive, nicht blos eine die Schwan-
kungen ausgleichende. Diese nicht an Ort und Stelle erzeugte, Württemb. naturw. Jahreshefte. 1881. 5
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sondern aus den Tropen importirte Wärme, die durch die con- stante Bewölkung auch noch jenseits der Wendekreise nicht ab- solut, aber immerhin kräftig conservirt wird, ist im Stande, die Temperatur der Oberfläche in den höheren und mitt- leren Breiten zu steigern. Es liegt hier der Fall einer natürlichen Wasserheizung vor, deren Effect durch eine vor Verlusten schützende äussere Umhüllung verstärkt wird. Auch schon bei den heutigen wechselvollen Verhältnissen der
Heiterkeit und Trübung der Atmosphäre vermag das Meer eine viel srössere Wärme in hohen Breiten zu bewahren. Der Grund davon ist nach der vorangegangenen Darlegung die grosse spe- zifische Wärme des Wassers und dass die warmen Wasser oben schwimmen. In den alten Erdperioden trat diese Wirkung noch entschiedener hervor, weil (nach unserer Annahme) eine constante Wolkenhülle sich ausbreitete, die in hohem Grad geeignet war, die Wärme des Wassers noch kräftiger vor Verlusten zu schützen. Der Sachverhalt wird am besten verstanden werden, wenn ein verkleinerter Maassstab zu Grund gelegt wird.
Stellen wir uns eine rotirende Kugel von c. 1° Durchmesser vor, deren Oberfläche fast ganz mit Wasser bedeckt ist; dieselbe werde in ihrer Mitte in einer Ausdehnung von 231/,° jederseits ihres Aequators durch eine Licht- und Wärmequelle (Sonne) leb- haft bis zu 20° R. erwärmt. Von diesem (tropischen) Gürtel weg gegen die Pole soll eine Hülle constant sich ausbreiten, welche sowohl die Einflüsse der strahlenden Wärme von aussen, als auch die Ausstrahlung in die sehr kalte Temperatur des haums ausserhalb nicht absolut aber in bedeutendem Maasse zu verhindern vermag. Unter solchen Umständen wird man ohne Schwierigkeit einsehen, dass nicht blos der äquatoriale Gürtel dieser Kugel von jederseits 231/,° erwärmt wird, sondern, dass sich das hier erwärmte Wasser überall hin bis nach den Polen in Strömungen vertheilen wird und, weil es seiner Wärme nicht verlustig werden kann, die Temperatur dieser Kugel auf ihrer ganzen Oberfläche eine nicht absolut aber annähernd recht gleich- förmige und zugleich warme sein wird. Andererseits sieht man aber auch ein, dass mit dem Wegfall der angenommenen Hülle,
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mit der Möglichkeit einer ungehinderten Ausstrahlung in die sehr tiefe Temperatur des Aussenraums, die Gleichförmigkeit und Er- wärmung gegen die Pole hin sich fühlbar vermindern wird.
Der eigentliche Grund der Erwärmung liegt in dem Vorhandensein und in der Beschaffenheit (spezifischen Wärme) des Wassers, die durch den Schutz einer constanten Bewölkungs- hülle zu einer beträchtlich stärkeren Geltung kommt, als ohne diese. Der grosse Vortheil, den diese Auffassung darbietet, be- steht darin, dass durch die Annahme einer constanten Bewölkung kein an sich neuer Wärmefactor eingeführt wird, der aus sich selbst und nach besondern Prineipien wirkte. Die Wirkungs- weise der constanten Bewölkung ist vielmehr in den physikali- schen Eigenschaften des Wassers schon enthalten; dieselbe trägt nur dazu bei, die letzteren kräftiger in die Erscheinung treten zu lassen.
Damit ist das Problem bedeutend vereinfacht. Es ist nicht erforderlich, dass erst die Gesetze erforscht werden müssten, wie die constante Bewölkung wirkt. Diese Gesetze sind schon ge- geben, empirisch gegeben, in der Art und Weise, wie das reine Seeclima sich dem Normalclima gegenüber verhält; nur dass dieses Verhältniss in all’ seinen Beziehungen noch um irgend einen Betrag gesteigert wird.
Die bisherige Entwicklung lässt sich in folgende Sätze zu- sammenfassen:
1) Der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht Sommer und Winter, überhaupt der ganze Gang der Jahres- temperatur wird schon durch die physikalischen Eigenschaften des Wassers bei der oceanischen Beschaffenheit der Erdoberfläche, auch bei den heutzutage bestehenden Bewölkungsverhältnissen stark eingeengt oder ausgeglicen. Noch mehr wird diess geschehen durch den Hinzutritt einer constanten Bewölkung.
2) Diese Ausgleichung der Temperatur fällt aus zu Gunsten einer grösseren Erwärmung. Schon die physikalischen Eigen- schaften des Wassers allein, abgesehen von den Bewölkungs- verhältnissen, bringen diese Wirkung hervor, wie sich in dem
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reinen Seeclima der Gegenwart offenbart. Noch mehr wird diess geschehen durch den Hinzutritt der constanten Bewölkung.
3) Die ausgleichend-erwärmende Wirkung des Oceans tritt in verschiedenen Breiten verschieden in die Erscheinung. In den niedrigen Breiten ist die Ziffer am kleinsten, in den mitt- leren mittelmässig stark, in den hohen am höchsten. Diess ge- schieht schon bei den heutigen Bewölkungsverhältnissen; durch den Hinzutritt einer constanten Bewölkung treten auch diese Ver- hältnisse noch schärfer hervor.
4) Die Temperatur der Tropen erleidet durch die Eigen- thümlichkeiten des reinen Seeclimas überhaupt nur eine ganz geringe Aenderung. Nach der obigen Annahme waren die Be- wölkungsverhältnisse unter den Tropen auch in den alten Perioden unverändert wie bei dem heutigen reinen Seeclima, so dass die Temperatur der Tropen durch dieselben überhaupt nicht weiter in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Es erübrigt nun hauptsächlich noch die Beantwortung der Frage, ob der Betrag der ausgleichend-erwärmenden Wirkung durch die constante Wolkenumhüllung ganz unbestimmt gelassen werden müsse, oder ob es möglich sei, einigermassen bestimmte Ziffern einzusetzen, wenn dieselben auch nicht auf endgiltige Genauigkeit Anspruch machen können. Wenn diess gelingt, so wäre der sich ergebende Betrag einfach zu der "Temperatur des reinen Seeclimas der Gegenwart zu addiren und könnte sich hiemit im günstigen Falle die Temperatur der alten Erdperioden als Resultat ergeben.
4. Artikel. Ueber den Betrag der Ausgleichung der Temperatur durch die Bewölkung.
Die thermographischen Tafeln, welche den Gang der Tem- peratur von Tag zu Tag und von Nacht zu Nacht anschaulich und mechanisch genau darstellen, sind die einzigen aber aus- reichenden Grundlagen, die wir haben, um den Einfluss der Be- wölkung oder Heiterkeit des Himmels zu erkennen. Es wäre allerdings wünschenswerth, Tabellen zu Grund legen zu können,
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die auf einer Inselstation aufgenommen wurden; allein in Er-
manglung solcher müssen wir uns an die in Stuttgart für das Jahr 1868 aufgenommene, welche in den Württ. naturwiss. Jahres-
heften* von Hrn. Prof. v. Zech mitgetheilt werden, halten. Der
Wechsel von Heiterkeit und Trübung ist übrigens in mittleren europäischen Breiten nirgends auffallend verschieden.
„Ein Blick auf die Tafel,“ sagt Prof. v. Zech, „genügt, um die sanz heiteren Tage herauszufinden und stellen sich die steilen Curven als das Bild derselben dar; sowie aber der Himmel sich bewölkt, so wird, bei steigender Temperatur, das Steigen schwä- cher und geht sogar in Fallen über; eine ganz gleichmässige Bewölkung, sei es durch Nebel, anhaltenden Regen (Landregen) charakterisirt sich durch ganz abgeflachte Curven, da die Ein- wirkung der Strahlung aufhört. Tage mit wechselndem Sonnen- schein und Regen (Aprilwetter) bringen die unregelmässigsten Curven hervor.“
Diese Tafeln lassen sich nach verschiedenen Seiten betrachten,
um den Einfluss der Bewölkung auf den Gang der Temperatur
zu beobachten. Die steilste Tagescurve des Jahrs bei ganz heiterm Himmel findet sich am 3. Mai mit 15° C,, die flachste bei sehr trübem Himmel am 11. November mit kaum 0,5° €. Die Schwankung bewegte sich somit im Laufe des Jahrs inner-
halb der Gränze von 140,50 C.; der Mittelwerth ist 79,25 0. Da jedoch einzelne Tage weniger bezeichnend sind, als längere Pe- rioden, so sind auch solche Zeiträume in Betracht zu ziehen, welche einen ausgezeichneten Character, sei es nun der Trübung oder der Heiterkeit, besitzen. Als eine hervorragend heitere Periode tritt die Zeit vom 4,.—12. September hervor mit Curven, welche im Durchschnitt aller neun Tage 13°,5 C. erreichen. Eine Periode von entgegengesetztem Character, deren Trübheit sich in den flachen Curven ausdrückt, bestand vom 7.—12. November. Dieselben bewegen sich zwischen 2°,5 C. und 0°,5 C.; der Durch- schnitt der 6 Tage beträgt nur 19,5 C. Die Schwankungsampli- tude zwischen diesen beiden extremen Perioden beträgt somit
* Jahrgang 1869 S. 101.
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12°C. Das Mittel daraus sind 6°C. Nimmt man wieder das Mittel zwischen dem Mittelwerth der extremsten Tage (7,25 C.) und der extremen Perioden (6° C.), so ergibt sich aus ihnen als mittlere Jahresamplitude der durch den Einfluss der heutigen Bewölkungsverhältnisse in mittleren Breiten hervorgerufenen Temperaturschwankungen die Mittelzahl von 69,62 C. |
Eine ganz ähnliche Ziffer erhält man auch, wenn das Mittel aus dem trübsten Monat (Januar mit Curven von durchschnittlich 4° C.) und dem heitersten Monat (September mit Curven von durehschnittlich 90,50 C.) genommen wird. Das Mittel der Curven von sämmtlichen 365 Tagen des Jahrgangs 1868 ergibt eben- falls einen Mittelwerth von 6°--7°C. Die Annahme des mitt- leren Werths der Schwankungsamplitude der Temperatur durch den Einfluss der heutigen Bewölkungsverhältnisse in mittleren europäischen Breiten (Stuttgart liegt unter 48° 47‘ nördlicher Breite) mit rund 6'/,0 C. ist somit nicht eine willkürliche, son- dern ein Ergebniss der thermographischen Aufzeichnungen. Be- fände sich in mittleren Breiten irgend eine Localität, die das sanze Jahr hindurch lauter heitere Tage und Nächte geniesst (wie in der Septemberperiode und am 3. Mai 1868), so würde der Thermograph daselbst lauter steile Curven mit c. 13° C. verzeichnen; befände sich aber in mittleren Breiten irgend wo ein Punkt, der das ganze Jahr sehr trübe Tage und Nächte (wie die Novemberperiode und der 11. November 1868) auf- weist, so würden Curven entstehen, welche im Mittel nur 1,5 C. umfassen. Bei unsern wechselvollen Bewölkungsverhältnissen zeichnet der Thermograph sehr verschiedene Curven, die. sich aber auf einen jährlichen Durchschnittswerth von 6%/, C. über dem Niveau der trübsten Tage und Perioden und ebensoviel unter den heitersten Zeiten und Tagen der Gegenwart reduciren lassen.
Wir nehmen nun ferner an, dass die constante ‚Bewölkung der alten Erdperioden eine so intensive gewesen sei, dass die- selbe nur eine Schwankungsamplitude wie in der Novemberperiode 1868 zuliess, im Betrag von 1°,5 C. Eine solche Annahme liegt nicht nur ganz innerhalb des Bereichs der Möglichkeit, sofern
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_ solche Perioden auch heutzutage noch thatsächlich vorkommen, sondern ist auch an sich wahrscheinlich, Es kann kein Zweifel bestehen, dass die ausgleichende Wirkung der Bewölkung in den alten Perioden der Erde das Mittel der Schwankungen der heutigen Aera bedeutend übertroffen haben musste. Um einen annähernd adäquaten Betrag hiefür zu finden, darf man nicht blos, sondern ınuss man auf die am stärksten bewölkten Perioden der heutigen Aera zurückgreifen, die sich in der That im Laufe eines Jahrs als kürzere Perioden noch vorfinden. Wir beziehen uns auf die Gründe, die in Art. 2 über die Bewölkungsverhältnisse der alten Erdperioden überhaupt beigebracht wurden.
Durch den Einfluss einer solchen intensiven Bewölkung wird, gegenüber der gegenwärtigen Erdperiode, in mittleren geographi- schen Breiten zunächst die Jahresamplitude der Temperatur- eurven eingeengt, und zwar um den Betrag von 6?/,° C., wie oben näher begründet wurde.
Diese Einengung der Schwankungen stellt aber nicht blos eine einfache Verminderung der Schwankungsamplitude dar, son- dern, wegen der oceanischen Beschaffenheit der alten Erdperioden, zugleich eine Ausgleichung zu Gunsten der Wärme.
Im vorhergehenden Artikel wurde die Begründung für diese Auffassung gegeben. Dass ferner diese Ziffer nur für mittlere Breiten eine unmittelbare Anwendung findet, für die hohen Breiten aber höher, für die niedrigen Breiten niedriger sich gestaltet, ganz in Uebereinstimmung und Proportion mit der Zunahme und Abnahme bei dem reinen Seeclima der Gegenwart (Tabelle I), darüber ist der Nachweis gegeben im Artikel 1 und 2.
Ein ganz genauer Ausdruck für den Werth der Temperatur- ausgleichung ist hiemit allerdings noch nicht erreicht; nur die Vergleiehung einer ganzen Reihe von thermographischen Tabellen aus verschiedenen Jahrgängen und Orten könnte zu einem ganz unanfechtbaren Resultat führen. Doch ist nicht zu zweifeln, dass, trotz aller Schwankungen, die Mittelwerthe, um die es sich allein handeln kann, keineswegs weit von einander sich ent- fernen werden. Eine genauere Feststellung des Werthes der Ausgleichung der Temperatur durch Bewölkung liegt nach dem
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angegebenen Verfahren nicht blos im Bereich der Möglichkeit, sondern ist auch recht wünschenswerth. Vorerst wird jedoch die gefundene Ziffer genügen; dieselbe hat immerhin eine weitaus mehr positive Bedeutung, als auf dem Weg einer willkürlichen Annahme und Schätzung zu erreichen wäre.
Die Bedeutung der gefundenen Ziffer tritt aber erst dann ganz hervor, wenn dieselbe mit jener Ziffer zusammengehalten wird, welche in Tabelle I als Wärmezuwachs durch das reine Seeclima der Gegenwart gegenüber dem Normalclima aufgeführt ist. Dort ist angegeben, dass durch das reine oceanische Clima an sich, ohne Beachtung der Bewölkungsverhältnisse oder viel- mehr bei Annahme der heutigen Zustände derselben, die Tem- peratur. bei dem 50° n. Br., um 5038 R. — 69,72 0. erloht wird. Durch die ausgleichend-erwärmende Wirkung der con- stanten Bewölkung kommt ein weiterer Betrag hinzu, der sich für Stuttgart (das unter 48° 47° n. Br. liegt, somit von dem fünfzigsten Breitegrade so wenig abliegt, dass der Unterschied nicht als ein wesentlicher erscheint) auf c. 61/0 C. belauft. Das will soviel sagen: Durch die angenommene constante Bewölkung des Himmels der Urzeit wird die Aus- gleichung und Erwärmung, die durch das reine See- clima gegenüber dem Normalelima hervorgerufen wird, je in den verschiedenen Breiten noch um un- sefähr ihren eigenen Betrag vermehrt.
Es lässt sich desshalb die Tabelle II entwerfen und unter Vergleichung der Tabelle I der entsprechende Werth der Tem- peratur der alten geologischen Perioden für die verschiedenen Breitegrade einsetzen. Dabei ist nur zu bemerken:
1) Dass bei der geringen Differenz der Werthe, die sich einerseits für den Wärmezuwachs durch das reine Seeclima (6?/,° C.) und durch den Schutz der Bewölkung (6°,72 C.) ergeben haben, dieselben um der Einfachheit willen geradezu gleich gesetzt werden.
2) Mag es gestattet sein, in der letzten Colonne der Ta- belle II (Addition der Wärme des oceanischen Climas und des bewölkten Himmels) zuzurunden, theils aufzurunden, theils ab- zurunden und die runde Summe mit circa zu bezeichnen. Niemand
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wird die Temperaturziffern bis auf Dezimalen hinaus mit Bestimmt- heit angeben wollen. Schon der Berechnung der Temperatur des Normalclimas und des reinen Seeclimas kleben Unvollkommen- heiten an, die unvermeidlich sind. Aus diesem Gesichtspunkte ist ohne Zweifel auch die Unzuträglichkeit zu erklären, dass z. B. die Addition der Ziffern unter dem 80° und 90° Breitegrad eine etwas höhere Temperatur ergeben würde, als die unter dem 60° und 70° der Breite.
3) Unter dem Tropengürtel, also ungefähr vom 20° an (da die Eintheilung nach Decaden getroffen ist), wird für Bewölkung üherhaupt kein Werth beigefügt, da nach Voraussetzung die Be- wölkungsverhältnisse der Gegenwart und Urzeit innerhalb der Tropen sich gleich geblieben sind. Man ersieht jedoch, dass diese Werthe an sich sehr gering ausfallen würden.
4) Darf die Temperatur des dominirenden Oceans auch auf die damals bestehenden Räume des Festlandes ausgedehnt werden, da dieselben weder von bedeutender Grösse noch von bedeutender Erhebung über dem Meeresspiegel waren.
Tabelle II. L; 2. ER 4. Temperatur des ; ß ji } $ Zuwachs der Wärme | Addition von 2 und 35, Breite- | reinen Seeclimas y i durch Bewölkung Clima der alten grade. der Gegenwart
1 >ey] An. IST Neo (cf. Tab. I Col. 4). | geologischen Periode
90 0°.84 R. + 149.04 R. circa + 14° R. 80 10,49 —+ 129,60 | + 14° 70 30,36 —- 10,46 ‚+ 14° 60 6°,20 —+ 7,00 + 14° 50 99 68 + 50,58 4+- 15° 130.33 + 20,43 16°
17°
. 160 70 0% 10 =
0034... _ + 19 200,89 = + 20° 210,14 Sn | + 210
= IA+t+tHrr Hr HH
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5. Artikel. Möglichkeit einer weiteren Steigerung der Wärme.
Der Ertrag von 14° R. für die hohen und höchsten Breiten
möchte ganz genügen, um die Existenz von Baumfarren und andern Gewächsen daselbst zu begreifen. Dieselben verlangen mehr ein
sehr gleichförmiges als ein sehr warmes Clima, wie das Vor- kommen derselben besonders in Neuseeland beweist. Aber es ist nicht in Abrede zu ziehen, dass die in der Silurzeit und über- haupt in den ältesten Perioden vorkommenden riffbauenden Corallen bis hinauf in das Grinell-Land bei fast 83° n. Br. (cf. Heer: Polarflora V. S. 18) eine etwas höhere Temperatur beanspruchen. Es handelt sich desshalb darum, ob die bisher gefundenen Ziffern sich nicht für die alten Perioden noch um einige Grade steigern lassen. Ein ganz nahe liegendes Auskunftsmittel ist hier der Beitrag der innern Erdwärme, der in der That für die alten Perioden der Erde nicht wird ganz beseitigt werden dürfen.
Sartorius von Waltershausen berechnet (l. c. S. 155) den Zuschuss der innern Erdwärme für die silurische Zeit auf 30,200 R.; für die devonische auf 209,190 R. und für die Steinkohlenformation auf 10,242 R.; somit im Durchschnitt auf c. 20 R.
Wenn jedoch die Ziffern betrachtet werden, die derselbe für die Mächtigkeit der Formationen zu Grund legt*, so möchte man fast glauben, dass Sartorius einen thunlichst geringen Werth derselben unterlegt habe und es wäre somit möglich, dass selbst diese bescheidenen Ziffern immerhin noch etwas zu hoch gegriffen wären.
Ein anderes Hilfsmittel, um die Ziffer des Wärmebetrags noch zu steigern, ist die Annahme einer voluminoseren, daher auch schwereren und dichteren luftförmigen Hülle des Pla- neten (die mit der Bewölkung nicht zu verwechselu ist), in den alten Perioden. Wenn man bedenkt, wie gross die Masse der Kohlensäure und des Kohlenstoffes ist, die in den Schichten der Erde niedergelegt sind, so kann man nicht umhin einen grösseren
*]. c. $. 154; andererseits wären zu vergleichen die Angaben bei Heer: Urwelt 2. Auflage. S. 646.
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Gehalt von Kohlensäure in der Luft während den alten Perioden anzuerkennen. Wenn die Atmosphäre durch ein grösseres Quan- tum beigemengter Kohlensäure höher und schwerer war als heut- zutage, so war sie auch in jenen Schichten, welche der Erdober- fläche zunächst sich befanden, einer intensiveren Erwärmung fähig. Man braucht sich die Quantität der Kohlensäure durchaus nicht allzu gross zu denken, um auf solche Weise wenigstens noch um ein paar Grade die Temperatur der alten Perioden zu stei- gern. Es mag jedoch hier ein gewisser Spielraum offen behalten bleiben, um so mehr als das Wärmebedürfniss der Thiere und Pflanzen der ältesten Aera doch nur im Allgemeinen,
aber nicht mit irgend welcher Genauigkeit geschätzt werden kann.
Immerhin sieht man die Möglichkeit, die Temperatur der Urzeiten, ohne dass eine bestimmte Endziffer festgesetzt wird, soweit zu steigern, dass selbst innerhalb des Polarkreises die Corallen ihre Existenzbedingungen finden konnten.
Allein wir erklären ausdrücklich, dass wir die beiden oben angeführten Gesichtspunkte nur insoweit herbeiziehen, als dieselben dienlich sind, den Wärmebetrag um einige Grade zu steigern. Principiell, d. h. zur selbstständigen Erklärung der climatischen Verhältnisse der Urzeiten sind dieselben völlig unbrauchbar. Abgesehen davon, dass es durchaus nicht an- geht, die innere Erdwärme oder die Dichtigkeit der Atmosphäre nach Belieben bis zu den höchsten Beträgen zu steigern, so sind diese beiden Hypothesen ihrer Natur nach nicht geeignet, den thatsächlichen climatischen Character der Urzeiten zu erklären. Man sieht ohne weiteren Beweis ein, dass die innere Erdwärme und die schwerern Atmosphären in allen Breitegraden die gleiche Wirkung haben. Würde aber durch die innere Erdwärme bei- spielsweise die Temperatur der Pole um 20° R. erhöht werden können, so würde auch die Temperatur der Tropen und überhaupt aller Breiten durch die nämliche Ursache um den gleichen Be-
trag erhöht. Aber es verbliebe immerhin jene Ungleich-
förmigkeit bestehen, welche in verschiedenen geographischen Breiten durch die Sonnenstrahlen hervorgerufen wird. Die
Temperatur sowohl des Aequators, als auch der Pole, überhaupt
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aller Breitengrade, würde zwar um 20° erhöht, aber hiedurch würde keine Gleichförmigkeit des Climas hergestellt, was doch eine ganz characteristische Eigenschaft der alten Erd- perioden is. Wenn man Gleiches zu Ungleichem addirt, so kommt wieder Ungleiches heraus. Dasselbe ist zu sagen von der schwereren Atmosphäre; die Ungleichförmigkeit der Tem- peratur, die in verschiedenen Breiten durch die Sonne hervor- gerufen wird, bliebe vor wie nach ungemindert bestehen, nur würde die Wärme überall um einige Grade, oder, wenn man will, viele Grade gesteigert. Um aber das auffallend gleichförmige Clima der alten Perioden, in welchem die zonenweisen Unter- schiede verwischt sind, zu erklären, bedarf man eines Factors, der im Stande ist, die Wirkung der in höhern Breiten immer schiefer auffallenden und desshalb immer schwächer wirkenden Sonnenstrahlen bis auf einen gewissen Grad zu ergänzen und sich so zu sagen an ihre Stelle zu setzen. Ein solches physika- lisches Agens ist das Wasser des Oceans und man darf sagen nur dieses. Dasselbe erwärmt sich unter den Tropen und ist nun durch seine hohe spezifische Wärme im Stande, seine Tem- peratur mit ansehnlicher Zähigkeit zu bewahren und somit der Oberfläche der Erde auch in hohen Breiten eine Wärme zu ver- schaffen, welche den Abmangel der Sonnenwärme ergänzt, um so mehr, je vollständiger der Ocean selbst in höheren Breiten vor Ausstrahlung durch Bewölkung geschützt ist.
Auch die meisten andern Hypothesen scheitern vorzüglich an der nämlichen Klippe. Die Annahme, dass das gesammte Sonnensystem zu verschiedenen Zeiten durch verschieden warme Regionen des Weltraums sich bewege, leidet an dem gleichen Missstand. Diese, die ganze Oberfläche des Planeten beschlagende periodisch wärmere oder kältere Temperatur addirt sich zu jener Temperatur, welche durch die Sonnenbescheinung in den ver- schiedenen Zonen sehr verschieden sich gestaltet; aber eben dess- halb vermag sie die Ungleichförmigkeit nicht zu beseitigen. Es bestünden in dem angenommenen Falle zwei Wärmequellen, wo- von die eine (Weltraum) zu verschiedenen Zeiten verschiedene Temperaturen mittheilt, die jedoch zur gleichen Zeit für die
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ganze Oberfläche gleich bleibt. Die andere aber (Sonne) ruft jeder Zeit ungleichförmige Temperaturen auf der Erd- oberfläche hervor. Durch den Hinzutritt dieser letzteren Wärme- quelle wird die Gleichmässigkeit der ersteren wieder aufgehoben. Nicht minder ergibt sich die Unzureichenheit der schon an sich sehr gewagten Annahme einer Veränderung in der Stellung der Erdachse. Würde man auch zugestehen können, dass vor alten Zeiten der Aequator in der Nähe von Spitzbergen verlaufen sei, und damit die dortige Fauna und Flora der Steinkohlenzeit er- klären, so müsste doch nothwendig irgendwo zu jener Zeit auch eine gemässigte und kalte Zone bestanden haben. Aber hievon wissen die Paläontologen nichts. Selbst die um mehr als 30 Erdgrade von dort entferntern Steinkohlenschichten in Deutschland etc., sind in sehr vielen Arten übereinstimmend und der gesammte Typus der organischen Wesen identisch. Die Theorie ferner, welche die Schwankungen und Ortsveränderungen des Perihels und Aphels zu ihrer Grundlage nimmt, ist nicht blos nicht geeignet eine grössere Gleichförmigkeit des tellurischen Climas zu motiviren, sondern führt zu noch grösseren Ungleich- förmigkeiten. Diese Theorie wurde in der That auch haupt- sächlich ausgebildet, um die Contraste der Temperatur zwischen Molassezeit und Eiszeit zu erklären.
Nur die, hauptsächlich von Lyell vertretene, Ansicht einer andern Vertheilung von Land und Wasser vermag eine annähernd ‚gleichförmigere Temperatur zu begründen. Allein sie öffnet offen- bar der Willkür einen sehr weiten Spielraum und schliesslich ist dieselbe doch ausser Stand eine noch grössere Gleichförmig- keit zu produciren, als sie das reine Seeclima der Gegenwart (Sartorius) darbietet. Offenbar besteht die höchst mögliche Stufe der Gleichförmigkeit, die auf diesem Wege angestrebt und er- reicht werden kann, darin, dass das feste Land, als die unzweifel- hafte Ursache der excessiven Temperaturen, nicht blos anders vertheilt, sondern überhaupt eliminirt wird. Man sieht aber aus Tabelle I, dass selbst eine solche Temperatur, sowohl was den Grad der Wärme als auch der Gleichförmigkeit anbelangt, weit hinter den Anforderungen der Paläontologen zurückbleibt.
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Die Auffassung aber, welche vorzuführen und zu begründen in Obigem gesucht wurde, empfiehlt sich dadurch, dass sie einer-
seits die Erklärung einer hohen Temperatur in den hohen Breiten
an die Hand gibt, und auch andererseits zugleich die sehr grosse Gleichförmigkeit des Climas in den verschiedensten Breiten er- klärt. Nachdem eine solche Grundlage gewonnen ist, leistet die Annahme eines bescheidenen Wärmezuschusses durch die innere Erdwärme und durch eine schwerere Atmosphäre gute Dienste, weil man derselben nur soweit bedarf, um die Temperatur noch um einige Grade über alle Breiten bin zu erhöhen. Wenn somit beispielsweise in den höchsten Breiten statt einer Temperatur von 14° R. eine solche von 17° R. gewonnen wird; oder in mitt- leren Breiten statt 150,50 R. der Betrag auf 180,50 R. und unter den Tropen statt 200 R. auf 23° R. sich steigert, so wird hie- durch den Anforderungen der Paläontologen nur um so besser entsprochen und die Gleichförmigkeit des Climas hiedurch keines- wees alterirt.
Dass dieser Zuwachs an Wärme nur für die alten geologi- schen Perioden in Betracht und Geltung komme, ergibt sich aus einer einfachen Betrachtung.
Mit zunehmender Dicke der festen Erdrinde in den jüngeren Perioden schwächt sich die Wirkung der innern Erdwärme von selbst bis zur völligen Unbedeutendheit ab. In den jüngeren Perioden fällt sodann auch die Wirkung der schwereren Atmo- sphäre weg, weil die ehemals der Luft beigemischte Kohlensäure durch die später entstandenen Schichten gebunden wurde.
. Bei der grossen Gleichförmigkeit der Temperatur in allen Zonen mussten auch die Schwankungen derselben in den ver- schiedenen Jahreszeiten ganz in den Hintergrund treten. Nicht so fast der Stand der Sonne ist es, der das Clima der alten Perioden in den mittlern und höhern Breiten beherrschte, sondern die Anwesenheit und Temperatur der in ungeschwächter Kraft wirkenden Gewässer des Oceans. Die warmen Wasser desselben, durch eine constante Wolkenhülle vor den Wirkungen der Aus- strahlung geschützt, verliehen der ganzen Erdoberfläche ein ebenso warmes als gleichförmiges Clima. Innere Erdwärme und dichtere
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Atmosphäre wirkten ihrerseits, jedoch nur als untergeordnete Factoren, in der gleichen Richtung mit, sofern sie die Wärme um einige Grade steigerten, ohne dadurch an der Gleichförmig- ‘keit des Climas etwas zu ändern.
6. Artikel.
Rückblick auf die climatischen Verhältnisse der alten geologischen Perioden.
Das reine Seeclima der Gegenwart trägt, gegenüber dem Normalclima der gegenwärtigen Erdperiode nicht blos einzelne deutliche Züge einer Aehnlichkeit mit dem Clima der alten geo- logischen Perioden an sich, sonderh der gesammte Character beider trifit in überraschender Weise zusammen. Beide stimmen typisch zusammen in der grössern Gleichförmigkeit, in der srössern Wärme und besonders in der eigenthümlichen Vertheilung der Wärme Während unter den Tropen die gleichen oder wenigstens nahezu gleichen Wärmeverhältnisse be- stehen, gibt sich sowohl bei dem reinen Seeclima der Gegenwart segenüber dem Normalclima, wie auch bei dem Clima der alten Perioden in den mittlern und besonders höhern Breiten ein relativ stetig zunehmender”* Wärmebetrag zu erkennen, wodurch bei beiden eine beträchtlich grössere Gleichförmigkeit der Tem- peratur in den verschiedenen Zonen hervorgebracht wird. Sobald man einmal durch tabellarische Gegenüberstellung von dieser ge- meinsamen climatischen Physiognomie sich volle Klarheit ver- schafft hat, so drängt sich die zuversichtliche Hoffnung auf, dass in dem reinen Seeclima die feste Basis und der Schlüssel zu finden seien, von wo aus es gelingen werde, zu dem räthsel- haften Clima der alten Perioden aufzusteigen.
Diese Ueberzeugung wird um so lebhafter, da ja in der That während der alten Perioden das oceanische Clima nahezu vollständig im Besitz sich befinden musste. Es handelt sich blos darum, einen Factor ausfindig zu machen, durch welchen die in
* s, Tabelle 1.
I. SLR
dem reinen Seeclima zu Tag tretenden Züge noch verstärkt werden. Durch den Umstand, dass die Wärmeziffern des reinen ‚Seeclimas der Gegenwart dem Grade nach unzureichend sind, um die Erscheinungen der fossilen Organismen der alten For- mationen zu begreifen, darf man sich nicht abschrecken lassen, auf diesem Wege voranzugehen und auf dieser soliden Basis fortzubauen.
Das reine Seeclima der Gegenwart ist ja selbst nur eine Abstraction, und zwar eine unvollständige, die sich zu- nächst nur die Aufgabe stellt, die unmittelbaren sozusagen greif- baren Einflüsse des festen Landes auf die Temperatur der Erd- oberfläche zu eliminiren. Letzteres ist allerdings eine sehr wichtige Seite, aber es ist doch nicht der einzige Punkt, wodurch sich das reine Seeclima und das Normalclima unterscheiden. In jenen geologischen Zeiträumen, da das Seeclima nicht eine Ab- straction war, sondern in dem thatsächlichen Besitz sich be- fand, mussten durch seinen gewaltigen Einfluss auch noch ander- weitige Wirkungen hervorgerufen werden, namentlich auch auf den Zustand der Atmosphäre. Die trockenen Continente, die heutzutage ungefähr ein Drittel der Erdoberfläche einnehmen, beeinflussen ihrerseits die Beschaffenheit der Atmosphäre, beson- ders ihren Wassergehalt.e Derselbe ist von dem Umfang der verdunstenden nassen Oberfläche abhängig, ist desshalb in der gesenwärtigen Periode kleiner, als in den alten Perioden. Die Anwesenheit grosser trockener Erdtheile bringt sodann durch die trockenen Luftströmungen Wirkungen in der Atmosphäre hervor, die denen des Oceans theilweise geradezu entgegenarbeiten und dieselben zum Theil aufheben. In der Hauptsache wird die Behauptung keinem Anstand unterliegen, dass die continentale oder vielmehr gemischte Beschaffenheit der Oberfläche der Erde auch ähnliche, gemischte Zustände der Atmosphäre hervorrufe, dass wechselvolle und gemischte Zustände der Trübung und Heiterkeit in ihrem Gefolg auftreten. Andererseits ist nicht zu beanstanden, dass eine rein oceanische Beschaffenheit der Erd- oberfläche durch ihre eigene Gleichförmigkeit, auch gleichförmige Zustände der Atmosphäre begünstigt, welche aber mehr zu einer
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constanten Trübheit, als zur wolkenlosen Heiterkeit des Himmels sich hinneigen mussten.”
Wie man sich nun diese Zustände näher vorstellen soll, das ist Sache der Hypothese; aber die Hypothese hat hier eine Be- rechtigung, vorausgesetzt, dass dieselbe sich innerhalb der Schran- ken der physicalischen Möglichkeit bewegt. Willkommen ist, dass aus den astronomischen Beobachtungen an solchen Planeten, welche ohne Zweifel in einem jugendlicheren Stadium ihrer geologi- ' schen Entwicklung sich befinden, einige Anhaltspunkte sich er- seben, wie man sich die Zustände unseres Planeten in seinen früheren Perioden vorstellen soll. Ferner ist willkommen, dass auch die Beschaffenheit der Organismen der alten Perioden, der Pflanzen insbesondere, einigen Aufschluss darüber zu geben ge- eignet sind. Ein sumpfiger Boden, trüber Himmel, beträchtliche Regenmengen, Gleichförmigkeit der Temperatur entsprechen ihren Existenzbedingungen am besten. **
Die Annahme einer constanten Wolkenhülle von den Wende- kreisen polwärts ist nun ganz geeignet, solche Dienste zu leisten, dass das oceanische Clima in allen seinen Eigenschaften zu verstärkter Geltung gelangt.””* Die thermographischen ‚ Aufzeichnungen sodann geben die Mittel an die Hand, um den Betrag7r der Verstärkung wenigstens annähernd zu eruiren. Auf diesem Wege ergeben sich als Mittelzahlen der Temperatur in den alten Perioden für die polaren Gegenden c. + 14° R,, für die mittleren Breiten, genauer für den 45. Breitegrad, c. + 150,50 R. und für die Tropen e. + 20° R. (Tabelle IT). Hiedurch möchte schon die hauptsächlichste Kluft zwischen dem Clina der Urzeiten. und dem der Gegenwart als ausgefüllt be- trachtet werden können. Da jedoch ein Zuschuss der innern Erdwärme und eine Temperaturerhöhung durch die grössere Dich- tigkeit der Atmosphäre in den alten Erdperioden nicht ganz von der Hand gewiesen werden können, auch einige Organismen der
* Artikel 1. *= Artikel 2. **= Artikel 3. T Artikel 4. Württemb. naturw. Jahreshefte. 1831. 9
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alten geologischen Perioden eine noch grössere Wärme verlangen, so lässt sich, mit Vorbehalt eines gewissen Spielraums, eine Steigerung um c. 3°R., somit für die polaren Gegenden eine Temperatur von c. + 17°R., für die mittleren Breiten von c. +:180,50..R. und für die Tropen von c. + 239 R.* moti- viren. Das ist nun eine Temperaturscala, welche den Anforde- rungen der Paläontologen an das Clima der Urzeiten entsprechen dürfte, sowohl was den Grad der Wärme anbelangt, als auch in Betreff der Gleichförmigkeit der Temperatur innerhalb der ver- schiedenen Zonen. — Eine nicht unbeträchtliche Schwierigkeit dürfen wir jedoch nicht mit Stillschweigen übergehen.
Für das Gedeihen der Organismen, der Pflanzen insbeson- dere, ist nicht blos ein gewisses Quantum von Wärme erforder- lich, sondern auch Licht. Es wurde schon oben darauf hin- gewiesen, dass Farne und Lycopodien das directe Sonnenlicht leichter entbehren können, dass ihnen schattige Standorte gut zusagen. Allein in den hohen und höchsten Breiten handelt es sich nicht blos um abgeeschwächtes Licht, sondern um die langen Winternächte, in welchen das Tageslicht ganz fehlt. Die Tertiär- zeit bietet in dieser Beziehung schon keine grossen Schwierig- keiten mehr dar. Die zur Tertiärzeit in Spitzbergen lebenden Pflanzen hatten nach Heer sämmtlich fallendes Laub; sie waren
somit auf einen Stillstand der Vegetation während der Winter-
nacht eingerichtet. Allein das Gleiche kann schon von den Pflanzen der Kreideformation in Grönland und Spitzbergen nicht mehr gesagt werden, so wenig als von den Steinkohlenpflanzen daselbst.
Ob nun die immergrünen Pflanzen dieser Perioden die lange Winternacht ertragen konnten ? :
Wir beschränken uns darauf, das zu wiederholen, was Heer in seiner Polarflora I $. 73 darüber sagt: „Es ist bekannt, dass in Petersburg zahlreiche Pflanzen südlicher Zonen in Gewächs- häusern überwintert werden, welche während langer Zeit sehr wenig Licht erhalten; wie denn auch in unsern Breiten die Ge-
* Artikel 5.
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wächshäuser wochenlang wegen der strengen Kälte zugedeckt werden müssen. Allerdings leiden darunter die Pflanzen, die- jenigen indessen am wenigsten, welche Winterruhe halten. Eine solche Winterruhe halten alle Pflanzen mit fallendem Laub, aber auch manche wintergrüne Bäume, so die Nadelhölzer und unsere Alpenrosen, welche letztere in den Alpen während mehrerer Mo- nate von einem Schneemantel bedeckt, also dem Licht unzugäng- lich sind.“
Auch Arago* hebt hervor, dass wegen der Refraction des Lichts der Sonne und weil erst völlige Finsterniss eintritt, wenn die Sonne 18° unter dem Horizont steht, die Polarnächte reducirt werden und bemerkt, dass „in den Polargegenden der Tag nur selten absolut aufhört und die vollständige Nacht von den Be- obachtern daselbst fast nicht gekannt ist.“
Das Hinderniss wegen Mangels an Licht darf somit als ein absolutes Hinderniss des Gedeihens der Vegetation in hohen Breiten nıcht aufgefasst werden. Ob diese Schwierigkeit durch Annahme der Blandet’schen Hypothese (Mercur-Sonne) besser und ganz beseitigt werde, ist sehr zweifelhaft, wenn für den an- genommenen damaligen Zustand der Sonne der Maassstab der Leuchtkraft des Zodiacallichts in Anwendung gebracht werden darf (cf. Einleitung).
Zweiter Abschnitt.
Motivirung der climatischen Verhältnisse der jüngern geologischen Perioden, besonders der Miocänformation,
1. Artikel. Verhältniss des Tertiärclimas zu dem der vorhergehenden Perioden.
Wie schon in der Einleitung erwähnt wurde, bieten jene geologischen Perioden, welche auf die Steinkohlenformation zu- nächst folgen, keine hervorragenden Unterschiede der climatischen Verhältnisse gegenüber den vorangegangenen Perioden dar. Die
* Populäre Astronomie IV, S. 486. 6*
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Pflanzen und Thiere treten zwar nach und nach vom Schauplatze ab und andere mehr oder weniger nahe stehende Formen treten dafür auf; aber die climatischen Verhältnisse bleiben sich in der Hauptsache gleich, d. h. die zonenweisen Unterschiede treten auch hier noch nicht hervor, obwohl der Character der Pflanzen nach Graf Saporta grössere Wärme und Trockenheit anzeigt.
Es folgt daraus, dass die tellurischen Verhältnisse, nämlich - oceanische Beschaffenheit der Erdoberfläche und damit zusammen- hängend constante Bewölkung nicht, oder besser, so wenig sich ge- ändert haben, dass die unbedeutenden Aenderungen keinen deutlich wahrnehmbaren Einfluss auf das Clima ausüben konnten. Erst mit der obern Kreideformation tritt, nicht ganz unerwartet, sofern auch der schon in der untern Kreide eine erste Spur (Grönland) sich eingestellt hatte, eine grössere Zahl der dicotyledonen Pflanzen hervor und zugleich damit ein bemerkbarer Unterschied in der Temperatur der verschiedenen Zonen. Aber erst in der tertiären und zwar miocänen Formation sind namhafte climatische Unter- schiede nachweisbar und zugleich ist jetzt die Flora und be- ziehungsweise Fauna den lebenden Gattungen sehr nahe stehend, zum grossen Theil mit denselben identisch, so dass eine Ver- gleichung mit den climatischen Ansprüchen der Organismen der Jetztwelt sich durchführen lässt.
Unterdessen sind aber auch in den tellurischen Ver- hältnissen nachweisbar Aenderungen vor sich gegangen, durch welche der gesammte Character der Erdoberfläche ein ganz an- deres Gepräge erhalten hat.
Schon zur Zeit der eocänen Formation hat sich ausgebreitetes Land in beiden Halbkugeln gebildet. Zeuge davon sind die zahlreichen Landsäugethiere, hauptsächlich Pachydermen. Dazu lichtliebende Landpflanzen mit der Organisation der Dicotyledonen und Monocotyledonen. |
Noch besser gekannt ist die miocäne Formation, die in Europa, Asien und America, unter den Polen, in mittleren Breiten und unter dem Aequator zahlreiche Schichten mit versteinerten Organismen zurückgelassen hat. |
Pachydermen sind überall verbreitet, dazu Wiederkäuer und
Nager etc.; auch die Ausbeute fossiler miocäner landbewohnender Pflanzen vermehrt sich gewaltig.
Das sind lauter sprechende Zeugnisse, dass die tellurischen ‚Verhältnisse selbst, gegenüber den alten Perioden, sich beträcht- lich geändert haben müssen. Jene fast einförmige Gleichförmig- keit der tellurischen Verhältnisse und damit des Climas und auch der Organismen, wie sie in den alten Perioden herrschend war, war nicht dazu bestimmt, dass sie immer und zu allen Zeiten bestehen sollte,
Die Anlage zu Veränderungen in all’ diesen Beziehungen war von Anfang an vorhanden, nur brauchte es Zeit, bis die- selben sich zur Geltung zu bringen vermochten.
Diese Anlage können wir nach Bronn*® als die terripetale Entwicklung der Erde kurz bezeichnen.
Die Bewegung der oceanischen Gewässer grifi da und dort die starr gewordene Erdrinde an und schüttete an andern Stellen Sedimente auf. Stellenweise erhob sich Land über den Meeres- spiegel, wenn auch nur wenig. Andererseits drangen die Sicker- wasser allmählig immer tiefer in die fest gewordene, langsam erkaltende Erdrinde ein, wodurch der Umfang des Meeres ver- kleinert, der Umfang des Landes aber vergrössert wurden. Ob und inwieweit auch vuleanische Kräfte im gleichen Sinn gewirkt haben, mag eine oflene Frage bleiben. Aber die Anfänge des festen Landes waren noch zu schwach, um eine irgend wahr- nehmbare Rückwirkung auf die climatischen Zustände auszuüben. Die Zeit musste aber kommen, wenn auch ganz allmählig, da die sporadischen Flecken des Festlandes sich zusammenschlossen und die Continente ins Dasein traten. Sobald aber festes Land in einer Ausdehnung vorhanden war, dass dasselbe den Namen eines Continents verdiente, so konnte dieser Umstand nicht mebr ohne Rückwirkung auf das Clima bleiber. |
Die bisherige Gleichförmigkeit musste bis auf einen gewissen Grad aufgehoben werden, wodurch in mittleren und höheren Breiten
* Untersuchungen über die Entwicklungsgesetze 1858. S. 351 und 123.
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ein Verlust an Wärme verbunden war. Die grosse Gleich-
förmigkeit und hohe Wärme der alten geologischen Perioden ist ja, wie zuvor ausgeführt wurde, in erster Reihe durch die physi- kalischen Eigenschaften des allverbreiteten Wassers bedingt, wenn auch nicht durch sie ganz allein.
Mit dem Erscheinen der Continente traten aber noch andere
Erscheinungen auf, welche die Wirkung des festen Landes ver- stärkten. Die Landwinde, welche zur Ausgleichung des gestörten Gleichgewichts der Lufttemperatur sich erhoben, waren im Stande die Wolkenhülle theilweise aufzusaugen und zeitweise zu zerstören. Ohnehin musste die Wolkenbildung in der tertiären Zeit spärlicher sein als in den alten geologischen Perioden, weil die Continente weniger Wasserdampf lieferten als das Meer, das zuvor ihre Stelle einnahm. Mit der Zerreissung der zuvor constanten Dunst- und Wolkenhülle, wurde nun die Ungleichförmigkeit des Climas in den verschiedenen Breiten gesteigert; Zustrahlung und Aus- strahlung fingen an ihr Spiel energischer zu treiben.
Ein solcher Zustand der Oberfläche der Erde und des Climas liegt nach den paläontologischen Untersuchungen zur tertiären Zeit in der That klar vor Augen. Aber einen hohen Grad der Aus- bildung haben diese Zustände noch keineswegs erreicht. Die Continente waren vielfach noch durchbrochen von Meeresarmen, wie jede geognostische Karte lehrt, oder auch von grossen Süss- wasserseen, von welchen die weitverbreiteten Schildkröten und Krokodile Zeugniss geben; überdiess war das Land niedrig. Heer nimmt die Meereshöhe der Molasselandschaft mit richtigem Taect, wie uns scheint, auf nicht mehr als 250° über dem Meeresspiegel an (cf. Urwelt S. 478). In der 2. Auflage der Urwelt nimmt er dafür 100 m. Die Flüsse hatten wenig Gefäll, das Fluss- adernetz war wenig entwickelt. Wir können sagen: in der Tertiär- zeit waren in der That Continente vorhanden, aber sie befanden
sich noch im Anfangsstadium ihrer Ausbildung. Im Zusammen-
hang mit diesen Verhältnissen wird man annehmen dürfen und müssen, dass zwar die constante Bewölkung der alten Perioden nicht mehr bestand, aber sie mag immerhin noch um ein be- trächtliches Maass stärker gewesen sein als heutzutage. Dank
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den Bemühungen der Paläontologen (besonders Heer’s) ist man im Stande, von dem Clima der Tertiärzeit (Miocänzeit haupt- sächlich) nicht blos eine allgemeine, immerhin unbestimmte Dar- legung zu geben, sondern bestimmte Ziffern aufzuführen, welche ein deutliches, ziemlich scharf umgrenztes Bild desselben erkennen lassen. Schon Bronn hat in seinen Entwicklungsgesetzen S. 198 die climatischen Verhältnisse der Tertiärzeit dargestellt; allein durch die merkwürdige Ausbeute von fossilen Pflanzen in den höchsten Breiten, deren Untersuchung sich Heer* unterzog, haben sich noch viel bestimmtere Resultate ergeben. Hienach berechnet Heer als Minimalbetrag der mittleren Jahrestemperatur zur mio- cänen Zeit für Spitzbergen (78° n. Br.) + 6° C., für Grönland (72° n. Br.) — 99 C., für Island + 9°C. Das sind jedoch nur Minimalbeträge** und Graf Saporta betont, dass die Tempera- turen in Wirklichkeit höher gewesen sein werden. Wir werden desshalb nicht weit fehlgreifen, wenn wir statt der angegebenen Grade nach Centesimaleintheilung, dieselben als nach Reaumur’- scher Eintheilung aufgestellt betrachten.
Für die Schweiz (47° n. Br.) berechnet sodann Heer die Temperatur der untern Süsswassermolasse auf 20—21°C., die der obern auf 18—19° C., somit im Mittel beider auf 199,50 C. —= 15,60 R. Die tropischen Breiten aber (Sumatra, Java, Borneo) weisen, wenn auch das genaue Alter der Formation, aus welcher die Pflanzenreste stammen, noch nicht ganz sicher gestellt ist, auf eine dem recenten Clima entsprechende Temperatur hin, nach den übereinstimmenden Untersuchungen von Heer ***, Göppertf und Geylerff. Das climatische Bild der Tertiärzeit, das aus diesen
* Flora fossilis arctica.. 5 Bände.
** In der 2. Auflage seiner Urwelt setzt nunmehr auch Heer die Jahrestemperatur der Molassezeit von Spitzbergen auf + 9°C. und die von Grinellland auf + 8°C. (cf. S. 657 und 509). Für die miocäne Jahrestemperatur von Grönland setzt Heer daselbst nunmehr + 11°C., was unserer Umänderung in + 9° R. ziemlich gut entspricht (cf. S. 512).
*** Wossile Pflanzen von Sumatra. S. 9. T Tertiärflora von Java. S. 65. Tr Fossile Pflanzen von Borneo. 8. 69.
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Ziffern entgegentritt, steht schon ziemlich weit ab von dem Clima der Urzeit; es ist durchaus nicht mehr so gleichförmig wie jenes. Es steht aber noch weiter ab von dem’ Normalclima der Gegen- wart, sofern es doch viel gleichförmiger in den verschiedenen Breitegraden ist, als das heutige. Nur in den Tropen selbst stimmen sowohl das tertiäre Clima, als das Clima der ältesten Perioden, als das Seeclima der Gegenwart, sowie auch das Normal- clima bis auf eine überraschend geringe Abweichung hin überein. Relativ am nächsten kommt das Tertiärelima mit dem reinen Seeclima der Gegenwart überein. Allein die Abweichung ist auch hier noch zu gross, wie es andererseits sicher ist, dass zur Tertiärzeit die Erdoberfläche keineswegs mehr eine rein oceanische war. Wir werden wohl die Eigenthümlichkeit dieses Climas am besten verstehen lernen, wenn wir dasselbe so analysiren:
1) Das oceanische Clima der alten Perioden war zur mitt- leren Tertiärzeit zurückgedrängt, aber noch nicht soweit, dass schon ein Continentalelima im heutigen Sinn hätte Platz greifen können.
2) Auch die constante Bewölkung der alten Perioden wurde unterbrochen, aber nicht in dem hohen Grade wie heutzutage. Durch das Zusammenwirken dieser beiden Umstände wurde ein Clima hervorgerufen, welches zwischen dem sehr gleichförmigen und warmen der alten Perioden und zwischen den ungleich- förmigen und abgekühlten der Gegenwart einigermassen in der Mitte steht, jedoch so, dass es noch mehr zu den Eigenschaften der alten Perioden Annäherung zeigt, als zu denen der Gegen- wart. Ein Zuschuss von Wärme durch das Erdinnere ist in diesen jungen Perioden, wenn auch nicht absolut abzulehnen, aber so unbedeutend, dass man von ihm ganz absehen kann. Sobald aber die tellurischen Zustände in der bisherigen Richtung sich noch weiter entwickelten, als ungefähr zur mittelmiocänen Periode ge- schehen war, so mussten auch die elimatischen Differenzen noch schärfer hervortreten.
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2. Artikel. Ulimatische Zustände gegen Ende der Pliocänzeit.
Während der Pliocänzeit haben die Continente ihre Gestalt und ihren Umfang gewonnen, wie sie in der Gegenwart noch bestehen, wenn auch nicht in allen Einzelheiten, so doch in der Hauptsache. In Folge dieser Aenderung der tellurischen Ver- hältnisse, treten nun aber auch climatische Abänderungen ein, welche das Ende der Tertiärzeit von’ ihrem Anfang und ihrer Mitte beträchtlich unterscheiden. Die paläontologischen Unter- suchungen über diesen Abschnitt der Tertiärformation sind leider nicht ganz so ergiebig, wenigstens nach dem gegenwärtigen Stand, als über die früheren Abtheilungen. Der Grund mag in der Natur der Sache selbst liegen. Zeiten der Hebung, wie die plioeäne Periode offenbar in hervorragender Weise war, sind weniger geeignet zur Schichtenbildung und zum Einschluss von Organismen in dieselben, als Zeiten der Senkung oder des ruhigen Beharrens. Wo aber Untersuchungen angestellt werden konnten, z. B. in England, lassen sich starke Veränderungen der Tempe- raturverhältnisse während dieser Zeit daraus abnehmen. Die pliocäne Formation (Crag) daselbst, lässt nach Wood* bei den Meeresmuscheln von Stufe zu Stufe ein Abnehmen jener Arten erkennen, welche einem wärmeren Clima angehören; dagegen ein stetiges Zunelmen jener Arten, die kälteren Gegenden zu eigen sind, so dass zuletzt die Meeresbevölkerung schon am Schlusse der pliocänen Zeit einen Character annimmt, der heutzutage nur in höhern Breiten gefunden wird. Es wurde sogar der Versuch gemacht, Plivcän und Eiszeit geradezu zu identificiren, was jedoch von anderer Seite abgelehnt wurde (cf. Rütimeyer: Pliocän und Eiszeit). Dagegen wird die von Heer vertretene Ansicht (Ur- welt. 2. Auflage, S. 659), dass die Temperatur am Ende der pliocänen Zeit mit jener der Gegenwart gleich zu setzen sei, der Wirkliehkeit am meisten entsprechen. Daraus ergibt sich un- mittelbar, dass der stärkste relative Absprung der Temperatur- erniedrigung zwischen die Miocänzeit und das Einde der Pliocän-
* cf. Lyell: Alter des Menschengeschlechts. S. 162.
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zeit fällt. Heer verzeichnet für mittlere Breiten (Schweiz) der obermiocänen Zeit 180,5 C., für das Ende der Pliocänzeit nur noch 9° C., ein Abstand, der grösser ist als je vorher und nachher zwischen zwei zeitlich einander so unmittelbar nahe gerückten Perioden (cf. Urwelt. 2. Auflage, S. 659). Befremden können solche climatische Zustände nicht. Weil sich die tellurischen Verhältnisse während der Pliocänzeit beträchtlich änderten, so mussten auch die climatischen Zustände im Sinne desselben sich beträchtlich abändern; der continentale Character des Climas konnte und musste jetzt in einer gewissen Schärfe in die Er- scheinung treten. Letzterer zeichnet sich aber aus sowohl durch Ungleichförmigkeit der Temperatur in verschiedenen Breiten und in verschiedenen Jahreszeiten, als auch durch einen Rückgang der mittleren Jahreswärme in den mittleren und hohen Breiten, wie das schon in den vorangegangenen Artikeln auseinander- gesetzt wurde. Wenn Dove auf 8. 25 seiner öfter citirten Schrift bemerkt, dass die Temperatur der Erdoberfläche sich im Allgemeinen bei jeder Vermehrung des festen Areals vermehrt haben müsse, so ist uns diese Aeusserung unverständlich. Wir verweisen jedoch auf die Angabe der nämlichen Schrift, 8. 22, welche ganz richtig sagt: „dass das feste Land in der heissen Zone im Jahresmittel heisser wird, als das Meer, in gemässigten und kalten Zonen aber das Umgekehrte stattfindet.*
Es musste somit das pliocäne Clima nicht blos von den alten geologischen Perioden stark abweichen, sehr annähernd wie das heutige Clima, sondern auch von dem der anfänglichen und mittleren Tertiärzeit selbst, während welcher der continentale Character erst in seinen Anfängen sich befand. Die Continente, die am Ende der Pliocänzeit vorhanden waren, vermochten sich ihr spezifisches Clima selbst zu schaffen. Das feste und trockene Land ist ein vielmal besserer Wärmeleiter als das Wasser, man nimmt an, fünfmal besser. Dass daraus grössere Ungleichförmigkeit der Temperatur entstehen müsse, leuchtet ein. Sodann sind die trockenen Landwinde jetzt, seitdem die continen- tale Beschaffenheit der Erdoberfläche noch schärfer hervorgetreten - ist, noch weit mehr geeignet, die Wolkenhülle zu zerreissen und
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der Ausstrahlung und Zustrahlung freien Pass zu gewähren. Dass aber in mittleren und höheren Breiten der Effect der Aus- strahlung überwiegen musste, lehrt eine einfache Betrachtung. Die Zustrahlung von der Sonne her ist in diesen Breiten schon an sich wegen des schiefen Auffallens der Sonnenstrahlen geschwächt; dagegen hat die Ausstrahlung überall mit keinem schiefen Winkel zu schaffen und kann sich in ungeschwächter Kraft auch in hohen Breiten vollziehen, so dass sich bei dem vorherrschend heitern Himmel des continentalen Climas ein Ueberschuss der Ausstrahlung in höheren Breiten er- geben muss, was gleichbedeutend ist mit einem Deficit an Wärme. Hiezu kommt der climatische Einfluss, der sich aus den Uneben- heiten der Erdoberfläche (Gebirgen) ergab, und sich in dieser letzten Zeit der Tertiärformation vorzüglich einstellte. Die Gebirge trugen wesentlich dazu bei, das Clima nicht blos ungleichförmiger, sondern auch kälter zu machen. Da jedoch dieselben über die Continente hin sehr unregelmässig zerstreut sind und unter sich in Höhe und Ausdehnung sehr bedeutend abweichen, so ist es sehr schwierig, hiefür eine bestimmte Ziffer anzuführen und die- selbe von der Wirkung des continentalen Climas allein (auch - ohne Gebirge) auszuscheiden. Es ist um so unthunlicher darauf einzugehen, als die Geographen und Meteorologen, in Würdigung der durch die gebirgigen Erhebungen verursachten Unregelmässig- keiten der Temperaturverhältnisse, eine Reduction auf die Meeres- fläche zur Anwendung zu bringen, sich zum Grundsatz gemacht haben. Immerhin sieht man, dass auch in den Unterabtheilungen der Tertiärformation der Satz sich bestätigt, der unserer ganzen Auffassung zu Grunde liegt, dass die climatischen Verhältnisse wesentlich mit der tellurischen Oberflächenbeschaffenheit zusammen- hängen.
Sodann ist aber noch ein dritter Umstand zu beachten. Wie das Clima zu Ende der Pliocänzeit dem heutigen Clima in der Hauptsache gleichzusetzen ist, so wird dazumal, wie heutzutage, in mittleren und höheren Breiten der Character der Niederschläge ebenfalls der gleiche gewesen sein; d. h. durch einen guten Theil des Jahres hindurch werden die Niederschläge in der
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festen Form des Schnees erfolgt sein. Eine Schneedecke la- gerte sich auf weite Räume während des Winters längere oder kürzere Zeit auf der Erde nieder. Für die wärmere Jahreszeit erwuchs nun aber die nächste und unvermeidliche Aufgabe, den Schnee wegzuschmelzen, bevor eine positive Erwärmung erfolgen konnte. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass durch diese Leistung eine Abminderurg der mittleren Jahrestemperatur statt- finden musste, sowohl gegenüber den alten Erdperioden, welche diese Erscheinung überhaupt nicht kannten, als auch gegenüber der Molasseperiode, wo dieselbe vielleicht in der Nähe der Pole aber nur auf engem Raum eine schnell vorübergehende Erschei- nung gewesen sein konnte.
Die Condensationswärme bei der Kıystallirung des Schnees dürfen wir als einen Ersatz für diesen Verlust an Wärme nicht in Anschlag bringen. Eine einfache Betrachtung über die Regionen, in welchen das Schmelzen des Schnees einerseits und das Krystallisiren desselben andererseits stattfindet, wird darüber genügendes Licht verbreiten. Das Abschmelzen der Schneedecke geschieht unmittelbar an der Oberfläche der Erde selbst. Die hiezu erforderliche Wärme wird entnommen jenen Luft- schichten und jenen Sonnenstrahlen, welche ohne diese Leistung direct auf die Erhöhung der Temperatur der Erdoberfläche ein- wirken würden. Die Erstarrung des Schnees aber findet in hohen Regionen der Luft statt, welche mit der Oberfläche der Erde jedenfalls in keinem unmittelbaren directen Contact stehen; die Condensationswärme zerstreut sich im freien Himmelsraum, während die zum Schmelzen des Schnees erforderliche Wärme aus der unmittelbaren Nähe der Erdoberfläche entnommen wird. Dadurch entsteht ein weiterer nicht gering anzuschlagender Ver- lust an eflectiver, den Organismen sonst zu gut kommender Wärme der Erdoberfläche.
Hiemit sind drei Factoren namhaft gemacht, die continentale
und die gebirgige Beschaffenheit der Erdoberfläche und dazu die
Erscheinung des Schnees, welche zusammenwirkend wohl im Stande waren ein so gewaltiges Resultat hervorzurufen, wie das- selbe in der Abminderung der Temperatur seit der Molassezeit
RN ae
in mittleren Breiten von 18,50 C. auf 9° C. sich darstellte. In der That wird in keiner andern geologischen Periode ein Zu- sammentreffen so mannigfacher und energischer Umstände naclı- gewiesen werden können, welche eine solche Abänderung des zuvor im Besitz befindlichen Climas zu bewirken im Stande waren. Eine weitere wichtige Frage möchte jedoch die sein: ob nicht die abgeänderten climatischen Verhältnisse nun von sich aus im Stande waren, auf die Umgestaltung der Erdoberfläche zurückzuwirken? Mit andern Worten, ob nicht ein Verhält- niss der Wechselwirkung zwischen climatischen und telluri- - schen Zuständen sich einstellen konnte, und ob dieses Verhältniss sich nicht schon zur pliocänen Zeit selbst geltend gemacht habe?
Wir glauben diese Frage mit Bestimmtheit bejahen zu kön- nen; wollen jedoch, um den Gegenstand nicht verwickelt zu machen, die Besprechung desselben aufschieben und späterhin abgresondert behandeln.
Dritter Abschnitt.
Motivirung der climatischen Verhältnisse der Quartärzeit.
Als Erbschaft aus der Tertiärzeit empfing die quartäre Zeit- periode nicht blos die Continente im Gegensatz zu der mehr oder weniger oceanischen Beschaffenheit der früheren Perioden, sondern auch die Gebirge. Diese letztere Seite ist es, welche der quar- tären Periode ihr spezifisches climatisches Gepräge verleiht, und die desshalb noch näher in Betracht zu ziehen sein wird. Ein ausgedehnter Continent vermag, auch wenn er eine niedrige Lage über dem Meer einnimmt, ein excessives Clima hervorzurufen und, wenn dasselbe sich in hohen Breitegraden befindet, so wird auch das Jahresmittel der Temperatur tief herabgedrückt; aber die Erscheinung der Gletscher wird hiedurch allein noch nicht hervorgerufen.
Sibirien hat nach Middendorf* trotz seiner sehr tiefen jähr-
* Reise in den äussersten Osten und Norden Sibiriens. IV, S. 435.
Be get
lichen Durchschnittstemperatur, keinen bleibenden Schnee und keine Gletscher, weil die Soemmerwärme im Stande ist, den Schnee wegzuschmelzen. Middendorf äussert sich aber, „dass eine nur unbedeutende Hebung des Taymirlandes um einige hundert Fuss oder auch das Vorhandensein eines einzigen Gipfels in einem Gebirgsstock, der sich um ein paar tausend Fuss erhöbe, hin- reichend wäre, um das Land in eine Schneewüste zu verwandeln. Nur ein wenig mehr Seeclima, d. h. nur gedämpfte Sommer- monate und einzelne Schneetriften würden übersommern, Kerne hinterlassend, welche, begünstigt durch einen darauf folgenden kalten Sommer, sich grossartig entwickeln und ihrerseits auf das Clima zurückzuwirken vermöchten“ (8. 435).
Die Vorbedingung der Entwicklung der Gletscher, besonders jener grossartigen Gletscher, wie sie in der quartären Zeit er- scheinen, sind hienach die Gebirge, auf welchen sich die Massen von Schnee ansammeln können.
Es wurde schon in einer frühern Abhandlung * der Zusammen- hang der Gebirge und der Gletscherzeit zu erörtern gesucht und möchten wir uns desshalb hier darauf beschränken können, nur die wichtigsten Gesichtspunkte hervorzuheben.
Die Gebirge erheben sich in Regionen des Luftkreises, in welchen wegen der Dünnheit der Luft ‘und ihrer dadurch ver- minderten Wärmecapacität die Niederschläge, je nach der geo- graphischen Breite, einen grossen Theil des Jahrs in fester Form (Schnee) erfolgen. Die geringe Wärme des kurzen Sommers ist nicht im Stande den Schnee ganz zu bewältigen, es bleibt ein Rest übrig und so bildet sich die Zone des sogenannten ewigen
Schnees. Man mag sich nun die Entstehung der Gebirge denken,
wie man will, soviel wird sicher sein, dass dieselben anfänglich weniger zerstückelt, mehr in sich geschlossen waren, als heutzutage. Dass die Menge von Thälern, insbesondere von Querthälern, erst nachträglich durch die Erosion und die mit ihr Hand in Hand gehende Verwitterung entstanden sind, aus dem Gebirg herausmodellirt wurden, scheint bei dem heutigen Stand
* Württ. naturwissenschaftliche Jahreshefte. 1875. S. 85.
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der Untersuchung kaum mehr zweifelhaft zu sein; wobei jedoch selbstverständlich durchaus nicht ausgeschlossen ist, dass sich die erodirenden Gewässer die vorhandene Terrainbeschaffenheit (Risse und Spalten im Gebirge) möglichst zu Nutzen machten und sich _ an dieselben anschlossen. |
Die Anfänge der Erosion können gleichzeitig mit der Er- hebung der Gebirge begonnen haben. Sobald durch die Uneben- heiten da und dort das Wasser ein stärkeres Gefäll erlangte, fing dasselbe an, Rinnen in das Gebirge zu graben. Aber diese Rinnen (Thäler) nahmen ihren Anfang am Fusse des Gebirgs und zogen sich langsamer oder rascher von unten nach oben von aussen nach innen. Die Erosion konnte der Hebung nicht vorauseillen und auch nicht ganz gleichen Schritt mit derselben halten, weil das zu erodirende Object (der Berg), nothwendig vorher sein muss, als das Product der Erosion (das Thal). So brach sich die Erosion von dem Fuss und dem äussern Abhang ausgehend, nach oben und nach der Mitte des Gebirgs Bahn mit ungleicher Geschwindigkeit, aber immerhin langsamer als die Hebung. Ist ja heutzutage die Erosion in Gebirg und Hügel- land auch da, wo keine Spur von recenter Hebung vorhanden ist, immer noch in Thätigkeit und lässt sich bei genauer Beob- achtung der Fortschritt derselben von Jahr zu Jahr erkennen. Das Wasseradernetz fährt immer noch fort sich auszubilden und. neue Thäler und Thälchen untergeordneten Rangs in diagonaler oder rechtwinkliger Richtung auf das Hauptthal zu bilden. Das langsamere oder raschere Fortschreiten der Erosion durch die fliessenden Wasser, womit die Verwitterung Hand in Hand geht, hängt von verschiedenen Umständen ab, besonders von der Be- schaffenheit der Schichten und Schichtenstellung.
Selbst in dem leicht möglichen Falle, dass alte, d.h. vorangegangenen Erdperioden, oder auch einem früheren Abschnitt der gleichen Periode angehörige Thalwege, durch eine spätere Hebung mit emporgehoben wurden, werden sich die Verhältnisse der Erosion zur Hebung nicht wesentlich ändern. Sobald nämlich der alte Thalboden von der Hebung mitergriffen ‘wurde, ver- änderten sich die Terrainverhältnisse so, dass derselbe nicht mehr
OREEN ! die Fuuctionen als Thalweg verrichten konnte. Der alte Thal- weg war als solcher ausser Curs gesetzt und musste warten, ob und wann und wie weit bei den veränderten Terrainverhältnissen der Fortgang der Erosion ihn ergriff oder bei Seite liegen liess.
Aus all’ diesem folgt, dass auf den inneren Zügen jener Gebirge, welche die Grenze des ewigen Schnees erreichten, die im Lauf der Jahre niedergehenden Schneemassen sich eine Zeit lang ansammeln mussten. Es bedarf kaum einer Rechnung, um zu zeigen, dass in Zeiträumen, welche in geologischem Sinne sehr klein sind, schon in einigen Jahrhunderten, sich gewaltige Schnee- massen angesammelt haben mussten. Erst, wenn die der Hebung nachfolgende Erosion tiefer und tiefer ihre Querthäler eingefurcht hatte und gegen die inneren Gebirgszüge vorgerückt war, trat die Möglichkeit eimer Abfuhr der Schneemassen durch die Querthäler ein. Sie flossen nun ab als Gletscher und die sämmt- lichen alten grossen Gletscher der Alpen flossen nur durch Querthäler ab. |
Ob die Gletscher selbst direct zur Ausfurchung und Aus- weitung der Thäler kräftig mitgewirkt haben, ist nach den Be- obachtungen der alpinen Geologen zweifelhaft. Aber ihre ın- directe diessbezügliche Wirkung ist sicher sehr hoch anzu- schlagen. Dieselben schafften den Gebirgsschutt weg und führten ihn weit fort in Gegenden ausserhalb des Gebirgs. Daä- durch wurde für die Verwitterung immer neues Feld hergestellt, während ohne sie, durch die Schutthalden, die Thalwände vor tiefer gehender Verwitterung geschützt worden wären. Dass diese Thätigkeit der Gletscher schwer ins Gewicht fällt, wird alsbald klar, wenn man die ausgedehnten, mehrere hundert Fuss mäch- tigen Schuttmassen betrachtet, welche die alten Gletscher über ganze Landstrecken, über hunderte von Quadratmeilen hin trans- portirt haben.
Die Gletscher flossen durch die Querthäler in die Niederungen herab; aber die Wärme der Niederung war offenbar nicht im Stande dieses seit vielleicht einigen Jahrhunderten angesammelte Material alsbald zu bewältigen und zu schmelzen. Sie breiteten sich am Fuss des Gebirgs in der Ebene fächerförmig aus. Die bisher
ENGE ih
in der Ebene lebende Fauna und Flora wurde verdrängt und climatische Zustände hervorgerufen, auch in der Ebene, die durch Fernwirkung auf benachbarte Mittelgebirge auf so kräftige Weise sich äussern konnte, dass auch auf diesen eine Linie des ewigen Schnees und Gletscherbildung ins Leben treten konnte. In dem Fall aber, dass die Gletscher sich in das Meer ergossen, stran- deten die Eisberge in vielleicht erst grosser Entfernung, überall die climatischen Zustände verschlimmernd. So war es möglich, dass weithin in Gegenden, die ihrer Lage nach zuvor eines viel- leicht schon mehr oder weniger continentalen, aber immerhin ge- mässigten Climas, theilhaftig waren, eine Umänderung der clima- tischen Verhältnisse sich vollzog, die man. mit Recht mit dem Namen der Eiszeit belegte.
Viele Geologen sehen sich aus Gründen der Lagerung und der eingeschlossenen organischen Reste veranlasst, eine doppelte Eiszeit, unterbrochen durch eine interglaciale Periode (Utznach) anzunehmen. Für Norddeutschland wird neuestens (A. Penk*) eine wenigstens dreimalige Wiederholung und Unterbrechung verlangt. -
Es kann sich blos fragen, ob diese Erscheinungen unter dem Gesichtspunkt einer selbstständigen geologischen Unter- abtheilung aufgefasst werden dürfen und müssen, oder aber unter dem Gesichtspunkt von Schwankungen in der Abwicklung des Prozesses, welcher in seinen hauptsächlichsten Zügen dargestellt wurde. Unsere Auffassung legt den letzteren Gesichtspunkt
näher. Die Entstehung der Gebirge, sei es durch Faltung oder
durch irgend eine andere Ursache, war nicht Sache eines Mo- ments, trat auch sicher nicht ausschliesslich nur in einer einzigen Periode ein, obwohl dem Ende der tertiären Zeit eine. hervorragende Bedeutung zufällt; sie mag in manchen Gegenden der Erde schon früher angefangen haben und setzte sich jeden- falls durch die quartäre Zeit hindurch noch fort.
Bedeutende Niveauschwankungen in England und Amerika
* Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft 1879. III. Band, S:.117, -
Württemb. naturw. Jahreshefte. 1881. T
Re
während der quartären Zeit legen davon bestimmte Zeugnisse
ab. Durch die fortgesetzte Faltung oder Hebung wurden nun
bald da bald dort die schon eröffneten Wege zur Abfuhr des Schnees oder zum: Abfluss der Gletscher verstopft. Die weitere Abfuhr gerieth vielleicht auf längere Zeit ins Stocken, oder traten Senkungen selbst unter den Spiegel des Meeres ein. In der Zwischenzeit konnte nun da und dort ein gelinderes Clima sich geltend machen, weil die Ursache der Verschlechterung des Climas, mehr oder weniger vollständig, auf kürzere oder längere Zeit beseitigt, wenigstens in die Ferne gerückt war.
Sobald aber durch die Erosion wieder neue Bahnen ge- brochen waren, so begann auch wieder der Prozess der Ent- ladung der indessen im Gebirge wiederholt angesammelten Schnee- massen mit all’ seinen begleitenden Erscheinungen.
Wollte man aber den durch Beobachtung an mehreren Orten (ef. Heer: Urwelt. 2. Auflage, S. 574) nachgewiesenen Temperaturschwankungen innerhalb der Quartärzeit die Bedeutung einer allgemein verbreiteten geologischen Unterabtheilung zu- erkennen, so würde man dadurch auf einen ganz andern prin- eipiellen Standpunkt hingedrängt; auf jenen Standpunkt, der eine fortlaufende Reihe abwechselnd warmer und kalter Perioden durch die ganze Zeit der Entwicklung der Erde hindurch fordert (Croll). Da jedoch die paläontologischen Untersuchungen hiemit keines- wegs im Einklang stehen (cf. Heer: Urwelt. 2. Auflage, S. 668), so wird es misslich sein, auf diese Auffassung sich einzulassen, so lange noch die Möglichkeit einer anderweitigen Erklärung besteht. |
Es ist hier nicht der Ort, specielle Beobachtungen über Lagerungsverhältnisse anzuführen. Aber wir könnten solche aus dem Nordrand des Rheinthalgletschers (bei Biberach) namhaft machen, woselbst in einer rasch aufeinander folgenden Reihe von Aufschlüssen ganz bedeutende Abweichungen in den Lagerungs- verhältnissen vorhanden sind, die unseres Erachtens nicht anders, denn als locale Abänderungen aufgefasst werden können. Einige Punkte haben wir in diesen Jahresheften 1874, Seite 68, namhaft gemacht. Aber auch die Untersuchungen der Schweizer
Geologen selbst, welche innerhaib des Molassegebiets der Schweiz Reihen von hintereinander liegenden Endmoränen nachgewiesen haben*, sind ganz geeignet den Beweis zu liefern, dass der “ Rückzug des Gletschers mehrfachen localen Schwankungen unter- lag. An solchen Stellen und zu solchen Zeiten, wo die End- moränen sich anhäuften, erlitt derselbe offenbar Verzögerungen, die sich oft wiederholten. Noch mehr mögen Stillstände statt- sefunden haben beim Vordringen der Gletscher, da gerade hier oft die bedeutendsten Terrainschwierigkeiten zu überwinden waren, die dem Vordringen derselben recht lang dauernde Hin- dernisse in den Weg gelegt haben mögen.
Die characteristischen Erscheinungen der Eiszeit sind somit nach dieser Auffassung zunächst an bestimmte, oft verwickelte, locale Bedingungen gebunden; sie sind eine Folgeerschei- nung der ursprünglichen Beschaffenheit des Gebirgs und haben eine grosse räumliche Ausdehnung annehmen können und müssen, aber sie sind ihrer Natur nach nicht universell.
Wir können desshalb dem Grafen Saporta nicht principiell widersprechen, wenn derselbe auf Grund einiger fossilen Orga- nismen der quartären Periode ein wärmeres Clima zuzuschreiben geneigt ist (l. c. S. 122). Die tellurischen Verhältnisse konnten zur Quartärzeit an verschiedenen Orten sehr verschieden gewesen sein. Dort Gebirge, auf welchen sich die Schneemassen ansam- melten und schliesslich auf die Ebene hinab entluden; ander- . wärts aber Ebenen oder Hügelland, welche von dem Einfluss der Gebirge und der daselbst sich vollziehenden Vorgänge so weit entfernt waren, dass dieselben nicht oder kaum merklich davon beeinflusst wurden, während vielleicht erwärmende Einflüsse sich seltend machen konnten. Ein Blick auf die Karte, welche von Professor Rütimeyer”* zur Veranschaulichung der Verbreitung der alpinen Gletscher in der Quartärzeit entworfen wurde, zeigt auch in der That, dass auf das französische Territorium die Gletscher nur sehr wenig Eingang gefunden haben; es ist nur
* cf. Heer: Urwelt. 2. Auflage, S. 543. ** P]liocän und Eiszeit. Tafel 1].
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die Gegend von Grenoble bis Lyon. Deutschland aber wurde nicht blos in seiner ganzen Breite von Süden her (von den Alpen aus) mit Gletschern weithin überdeckt, sondern gleichzeitig wurde der Norden durch die scandinavischen Eisberge überschüttet und die mitteldeutschen Gebirge und Landstriche in die Mitte senommen. Es konnten somit in dieser Zeit die mannigfaltigsten und nicht selten scheinbar oder wirklich sich widersprechende climatische Erscheinungen auftreten und eine Zeit lang aufrecht erhalten, deren Ausgleichung erst der folgenden Periode, der recenten Erdperiode, vorbehalten waren. Ä
Für jene Gegenden Mitteldeutschlands, welche von dem Gletscher selbst nicht occupirt waren, aber unter dem Einfluss der in Nord und Süd in colossalem Maassstab entwickelten Eis- massen standen, beansprucht Herr Prof. Sandberger* eine Tem- peratur, wie sie heutzutage Petersburg besitzt, nämlich 3?/, R., wofür ihm sowohl die Beschaffenheit der Conchylien als der Wirbelthiere den Maassstab an die Hand geben. Für Würzburg speciell, mit 8° R. Jahreswärme, beträgt sonach die Differenz gegen das heutige Clima eine Abnahme von 4%/, R.
Ganz nahe übereinstimmend hiemit ist das Resultat, welches von Heer für die Schweiz** gewonnen wird. Er nimmt für die- selbe während der ersten Gletscherperiode 5° C. und während der zweiten 4° C. als mittlere Jahrestemperatur an.
Vierter Abschnitt.
Motivirung der climatischen Verhältnisse der Gegenwart.
Von dem Schluss der quartären Zeit bis zur Gegenwart haben bedeutende Senkungen und Hebungen, welche im Stande gewesen wären, das gegenseitige Verhältniss des festen Landes und des flüssigen Elements in grossem Maassstab zu ändern, nicht stattgefunden. Die quartären Schichtencomplexe zeigen, soweit bekannt, überall ungestörte, ursprüngliche, horizontale
* Urwelt. 2. Auflage, S. 659. ** Ueber Ablagerungen der Glacialzeit und ihre Fauna. S. 13, 1879
ol
Lagerungsverhältnisse; kleinere Abweichungen haben nur locale Bedeutung.
Wenn aber auch die tellurischen Verhältnisse nach dieser Richtung hin eine wesentliche Aenderung nicht erlitten haben, so fehlte es doch nach anderer Seite hin nicht an belangreichen Alterationen der in der vorhergehenden Periode bestandenen Zu- stände. | |
Im vorigen Abschnitt wurde auf die Thätigkeit der Erosion und der dadurch bewirkten Zerstücklung der Gebirge hingewiesen, durch welche die anfängliche Geschlossenheit derselben durch- brochen wurde. Eine langdauernde Ansammlung der Schnee- massen war nunmehr nicht mehr möglich. Damit würde die Erscheinung der Gletscher auf ein bescheidenes Maass zurück- seführt. Die noch vorhandenen Gletscher der Hochgebirge führen das ganze Jahr hindurch den Gebirgsschnee ab und stellen nach den Untersuchungen von Tyndall selbst während des Winters ihre Thätigkeit nicht ganz ein. Mit solchen zeitlich zertheilten Mengen weiss die Wärme der Niederungen bald fertig zu werden. Die recenten Gletscherreste werden, mit Ausnahme derjenigen, die in sehr hohen Breiten sich befinden, nach kurzem Lauf in Wasser umgewandelt und setzen als Flüsse ihre Bahn fort.
Hiemit ist eine wesentliche Milderung des recenten Climas - gegenüber der quartären Zeit gegeben.
Allein eine Rückkehr zu dem warmen und gleichförmigen Clima der alten geologischen Perioden, oder auch nur der Molasse- zeit konnte nicht stattfinden. -Wenn es möglich wäre, dass das feste Land sich soweit erniedrigen würde, wie zur Molassezeit, somit einen sehr wichtigen Theil seiner continentalen Beschaffen- heit verlieren würde, wenn damit dann auch die Bewölkungs- verhältnisse und der Character der meteorischen Niederschläge sich in Einklang setzen würden, so würde auch das Clima der Molassezeit wieder in Wirksamkeit treten können. Und wenn die Erniedrigung des festen Landes noch weiter gehen würde, wenn die Continente sich auflösen würden, die oceanische Beschaffenheit der Erdoberfläche wieder weitaus dominirend würde und sich die Bewölkungsverhältnisse damit in Einklang setzen
würden, dann könnte auch selbst das Clima der alten Perioden in der Hauptsache sich wieder geltend machen.
Nur das Clima und die Beschaffenheit der Erdoberfläche am Ende der Pliocänzeit bietet einen Character dar, welcher mit dem der Gegenwart im Einklange steht. Die Gebirge der Pliocänzeit hatten wohl eine andere Qualität als die der Jetztzeit, es konnten sich dort wegen ihrer grösseren Geschlossenheit die Anfänge zu einer climatischen befremdenden Umänderung bilden; aber doch nur die Anfänge, denn die volle wirkliche Ausbildung dieser Zustände ist nicht mehr die Pliocänzeit, sondern die Eiszeit selbst. Heutzutage aber vermögen sich nur noch verhältniss- mässig geringe Reste der grossartigen Erscheinung der Gletscher- ‚zeit zu halten. Das Anfangsstadium zur Pliocänzeit und das Endstadium in der recenten Periode werden, wenigstens was den climatischen Effect anbelangt, kaum von einander verschieden sein.
Wie gross und welcher Art die Temperaturdifferenzen gegen- über den früheren Erdperioden seien, findet man durch Ver- sleichung der jetzt bestehenden Temperatur mit jener, welche sich aus den Fossilresten der früheren Erdperioden annähernd ab- nehmen lassen. Heer und Graf Saporta haben sich eingehend mit diesen Untersuchungen DSSCHPHEN. wie schon früher hervor- gehoben wurde.
Wir haben jedoch gesucht, die Abnahme der Temperatur auch noch auf einem andern Wege darzulegen. Für das Clima der alten Erdperioden kann man nach Tabelle II unter Hinzu- fügung von 30 R., welche in Art. 5 des ersten Abschnitts als eine zulässige nachzuweisen gesucht wurde, in den Hauptzonen annehmen: - |
für die polaren Gegenden. : . . +17 RR
für. den: 45°.der: Breite us! as... an 187503
für Sie. Trepnen arte ren. ne 2
Das Normalclima der Gegenwart aber (Dove) ergibt als einen
Mittelwerth der nämlichen Zonen (cf. Tabelle I):
für die Polarzone im Mittel. . ... — 1° R.
für- den: 450 der Breite... 0 BED.
für. .die, Taapen 3. 0.2 1. ne ee
— 103 —
Die Abminderung der Wärme wäre somit seit den alten geologischen Perioden:
in der oem Besiim 2.0, Yen a mern Bean 2.020.000, ET unter den Tropen . . . ST RDITT ER
der mittlere Durchschnitt der Abnahme in Sr drei Zonen circa 14% BR.
Legt man aber die von den Paläontologen auf Grund der Fossilreste gemachten Anforderungen zu Grund, so ergibt sich kein beträchtlich abweichendes Resultat.
Die Paläontologen verlangen, wie früher schon angeführt, dem Wortlaut nach ein gleichmässiges Clima über alle Breiten für die alten Erdperioden im Betrag von c. 20° R. Somit er- gibt sich gegenüber dem Normalclima der Gegenwart eine Dif- ferenz von durchschnittlich :
Beer Bolsa 00 en aha, unser dem 45° der, Breiten. „u... 2.122,40. B, unter den Tropen . . . 00
beziehungsweise hier eine Fahne von 10 R.
Der mittlere Durchschnitt der Abnahme in allen drei Zonen beträgt 140,46 R., somit ähnlich wie oben.
Wir glauben jedoch, dass die Paläontologen kein grosses Gewicht auf eine unter allen Breiten ganz strict gleich- mässige Temperatur selbst nur der alten Perioden legen wer- den, dass vielmehr die oben in Rechnung gebrachte sehr mässige Ungleichmässigkeit des Climas sich in manchen Punkten der natürlichen Ordnung der Dinge besser accommodiren werde. In allen Faunen- und Florengebieten der Jetztwelt kommen ähnliche und noch viel stärkere mittlere Temperaturdifferenzen vor, was nicht hindert, dass der grösste Theil der Pflanzen und Thiere über das ganze Gebiet hin ein gutes Gedeihen findet.
Sodann ist zu beachten, dass, wenn wirklich die Temperatur zwischen Aequator und Polen im strieten Wortsinn eine gleiche gewesen wäre, dann auch die meridionalen Meeresströmungen, welche hauptsächlich auf der Ungleichheit der Temperatur des
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oceanischen Wassers in verschiedenen Breiten beruhen *, in Wegfall gekommen wäre. Auch nach der oben ausgeführten Auffassung ist der Temperaturunterschied keineswegs gross, aber er ist immerhin vorhanden und konnte, beziehungsweise musste eine Strömung zur Ausgleichung desselben, wenn auch in abgeschwäch- tem Maasse, stattfinden. Wenn ferner angenommen wird, dass unter den Tropen die Verdampfung des Wassers so unbehindert wie heutzutage vor sich gehen konnte, während dieselbe unter den höheren und hohen Breiten durch die constante Wolken- umhüllung behindert wurde und der Zustand einer Uebersättigung der Luft mit Wasserdampf sich einstellte, so wurde eine Ver- minderung des Vorraths an füssigem Wasser unter den Tropen hervorgerufen, in den hohen Breiten aber ein Ueberfluss des- selben. Auch hiedurch gewann die Strömung einen Anstoss, so dass die Meeresströmungen auch in den alten Perioden doch eine gewisse Energie erreichen konnten.
Aus der oben angeführten Zusammenstellung der Tempera- turen geht unmittelbar hervor, dass, wenn man die Gegenwart und die alten Erdperioden mit einander vergleicht, der Betrag und die Abstufung der Wärmeabnahme sich in verschiedenen Breiten sehr verschieden darstellt. Die kleinste Differenz findet sich unter den Tropen; namhaft stärker ist dieselbe in mittleren Breiten, am stärksten in hohen Breiten. Eine derartige Vertheilung der Wärme ist ganz characteristisch und kann nur mit dem Fortschritt der terripetalen Entwicklung der Erdoberfläche in Einklang gebracht werden; sie ist sozusagen der climatische Reflex des Zurückweichens der oceanischen Beschaffenheit der Erdoberfläche seit den alten Erdperioden bis zur Gegenwart. Zur Bestätigung dient auch die Vergleichung der Temperatur der Molassezeit mit jener der Gegenwart.
Nach Heer ist zur Molassezeit für Spitzbergen und Grinell- land eine mittlere Temperatur vorhanden von + 9°C. und 8°C. (= 792 R. und 6%,4 R.), während der Parallelkreis von 80° Breite in der Gegenwart ein Normalclima von — 11’ R.
* cf. Otto Krümmel: Die äquatorialen Meeresströmungen etc. S. 36.
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aufweist; somit zwischen Gegenwart und Molassezeit eine Diffe- renz von c. 17°R. Die Insel Disko (70° n. Br.) zeigt in der Tertiärzeit nach Heer + 11°C. (= 89,80 R.); in der Gegen- - wart hat der 70° der Breite eine normale Mitteltemperatur von — 7° R., somit eine Differenz von c. 16° R.
In den mittleren Breiten (Schweiz) gestaltet sich die Wärme- abnahme schon anders. Heer berechnet für die Schweiz zwischen GegenwartundMolassezeit eine Differenz von 70—9°C. (= 6,40 R.), wobei er eine Reduction auf 100 m Meereshöhe vornimmt.
Unter den Tropen dagegen lassen sich, soweit die Unter- suchungen bisher gediehen sind, keine Temperaturunterschiede zwischen Gegenwart und Tertiärzeit nachweisen.
Es bestehen somit auch hier, zwischen Gegenwart und Molassezeit jene, man möchte sagen, typischen Unterschiede und Akstufungen der zonenweisen Wärmevertheilung, nur in abge- schwächtem Grade. Eine in den Hauptzügen ganz übereinstim- mende 'lemperaturscala hat sich schon bei Vergleichung der alten Erdperioden mit der Gegenwart ergeben, nur dort in noch grösseren Distanzen sich bewegend, als zur Molassezeit. Dass in der Tertiärzeit (Miocänzeit) die Unterschiede nicht mehr in solcher Grösse sich darstellen, wie in den alten Erdperioden, steht ganz im Einklang mit der principiellen Anschauung von der allmähligen Umänderung der tellurischen und damit auch der elimatischen Verhältnisse.
Nicht minder steht hiemit in Uebereinstimmung die grosse climatische Aehnlichkeit zwischen dem Ende der Pliocänzeit und der Gegenwart, da in beiden Zeitaltern die tellurischen Verhält- nisse der Erdoberfläche schon unter einander ganz ähnlich ge- worden sind.
Die Paläontologen haben diese climatischen Zustände nicht blos in ihren allgemeinen Umrissen erkannt, sondern auch den speciellen Thatbestand mit den Folgerungen, die sich daraus er- seben, scharf genug hervorgehoben. So äussert sich Heer ın der 2. Auflage seiner Urwelt (S. 510): „Der Abstand zwischen der miocänen und lebenden Flora ist daher in der arctischen Zone noch viel grösser, als in der gemässigten, so dass nach
=. 190 ern
Norden hin derselbe an Grösse zunimmt.“ Und auf 8.511: „Wir erfahren von diesen Pflanzen (aus Sumatra), dass im tropi- schen Asien zur Tertiärzeit dasselbe Clima herrschte, wie gegenwärtig; die grossen Aenderungen im Clima beschlagen daher nur die aussertropischen Theile der Erde.“
Die Eigenthümlichkeit der Wärmevertheilung ist somit durch die paläontologischen Beobachtungen auch in den concreten Ver- hältnissen der einzelnen Zonen scharf eruirt. Die fernere Frage kann nur diese sein: welches Agens ist im Stande eine solche Wirkung hervorzubringen, dass in den verflossenen Erdperioden gegenüber dem heutigen Clima unter den Tropen das Clima keine Aenderung erleidet, während dasselbe in mittleren Breiten ziem- lich stark, unter den höchsten Breiten aber am stärksten zu Gunsten der Wärme sich gestaltet hatte? Ein Blick auf die Tabelle I zeigt ganz deutlich, dass schon durch das oceanische Clima alle diese Modificationen in der That hervorgerufen werden, und dass dasselbe nur noch einer graduellen Verstärkung bedarf, um die climatischen Verhältnisse der früheren Erdperioden darzustellen. Ein anderes Agens aber, das die gleichen Wir- kungen hervorzurufen im Stande wäre, wird wohl vergebens ge- sucht werden, es sei denn, dass die Wirkung desselben geradezu
46, ER 5 BT h BIER Mn RR NE}
auf die des Wassers zurückgeführt werden kann, wie bei der
constanten Wolkenumhüllung von den Wendekreisen an polwärts nachzuweisen gesucht wurde. Auch die Blandet’sche Hypothese (Mercursonne) wird nicht ausreichen, alle diese Modificationen in der Vertheilung der Wärme zu erklären. Insbesondere wird es derselben nicht gelingen können zu erklären, wesshalb gegen die ‚höchsten Breiten zu die Wärmezunahme relativ (gegenüber dem Normalclima) am stärksten sich darstelle. Man mag sich die Beschaffenheit der Sonne vorstellen wie man will, mit dem schie- feren Auffallen ihrer Strahlen gegen die Pole zu vermindert sich ihre Kraft in gleichem Verhältnisse und es ist auch in dieser Hypothese kein Factor gegeben, der diese Wärme- abnahme so modifieiren könnte, wie die paläontologischen Beob- achtungen es verlangen. Nur das Wasser des Oceans, besonders wenn es gegen Ausstrahlung genügend geschützt ist, vermag
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durch das Hervortretenlassen seiner Eigenschaft der hohen spezi- fischen Wärme gerade in solchen hohen Breiten zu bewirken, dass die absolute Wärme des Climas in den höheren und höchsten Breiten sich verhältnissmässig viel langsamer vermindert und dass sich dadurch polwärts relativ, dem Normalclima unter gleichen Breitegraden gegenüber, eine stetig wachsende Wärme- zunahme ergibt. Auch in den mittleren Breiten wird durch die nämliche Eigenschaft des Wassers eine gleichartige Wirkung hervorgebracht, aber mn minder hohem Grade und unter den Tropen neigt sich die Wirkung desselben zu einer Abkühlung hin, die jedoch so unbedeutend ist, dass Normalclima und See- ciima hier kaum differiren (cf. Tabelle I) und als gleich be- trachtet werden können.
Eine solche Uebereinstimmung der theoretischen Auffassung mit den paläontologischen Untersuchungen bis auf die soncretesten Züge hinaus, .wird bei den anderweitigen Hypothesen vermisst.
Werfen wir einen Blick zurück auf den Gang der Ent- wicklung und Abänderung der climatischen Verhältnisse in den verschiedenen Perioden der Erde.
In den alten geologischen Perioden finden wir ein sehr gleichförmiges und warmes Clima über alle Zonen hin; mit der Tertiärzeit hauptsächlich fängt die deutliche zonenweise Aus- scheidung der Climate an; und mit dem Ende der Tertiärzeit (Pliocän) machen sich Zustände geltend, die mit der heutigen Periode nahezu oder ganz übereinstimmen.
Für die alten Perioden haben wir eine Abnahme der Tem- peratur von dem Aequator bis zu den Polen gefunden, von + 24 R. bis + 170 R., somit auf jeden Breitegrad durch- schnittlich nur 0,07’ R.
Zur Erklärung dieser climatischen Beschaffenheit wurde her- beigezogen das reine Seeclima, verstärkt durch eine constante Bewölkung von den Wendekreisen polwärts. Das Molasseclima ergibt eine Temperaturscala von + 21° R. unter den Tropen bis zu + 6°R. an den Polen, somit eine Abnahme auf jeden Breitegrad vom Aequator an mit 0,16° R. Zur Erklärung dieses Climas gegenüber den Zuständen der alten Perioden wurde
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herbeigezogen das Zurückweichen der oceanischen Beschaffenheit der Erdoberfläche oder die Anfänge der auftauchenden Continente, welche auch einen Einfluss auf die Verminderung der Bewölkung ausübten und eine grössere Differenziirung des Climas hervor- riefen.
Das Ende der Tertiärzeit zeigt eine beschleunigte Abnahme der Temperatur, ganz ähnlich wie das heutige Clima, somit von + 21° R. am Aequator bis zu — 13°R. an den Polen; eine Abnahme von 0,4° R. auf jeden Breitegrad durchschnittlich vom Aequator zu den Polen, welche Abnahme jedoch sehr ungleich- förmig über die verschiedenen Zonen sich vertheilt. Die Be- schaffenheit der Erdoberfläche hatte am Ende der Tertiärzeit in ihrer gereiften continentalen und gebirgigen Beschaffenheit und in ihren meteorischen Niederschlägen (Schnee) einen Charakter angenommen, der mit der heutigen, sowohl was die Erdoberfläche selbst, als auch die Bewölkung betrifft, in guter Uebereinstimmung steht. Die Folge davon ist auch die Uebereinstimmung der climatischen Zustände.
Bis dahin macht die Entwicklung des Climas den Eindruck, dass dasselbe ganz allein unter der Herrschaft eines Natur- gesetzes stehe, nämlich der continentalen oder terripetalen Ent- wicklung der Erde.
Das quartäre Clima (Eiszeit) aber droht in diese gute Ord- nung der Dinge eine Störung zu bringen. Es wurde jedoch darauf hingewiesen, dass dasselbe eine Folgeerscheinung der Erhebung der Gebirge sei, auf welchen anfänglich die Schnee- nassen sich ansammeln mussten. Die Gebirge waren anfänglich ausser Stande, wegen ihrer grösseren Geschlossenheit, die an- sesammelten Schneemassen alsbald und stetig zu entlassen. Die Anhäufung derselben und ihre schliessliche Dislocation war ge- eignet, aber doch nur vorübergehend, die normale Entwicklung des Climas zu stören und sehr fremdartige climatische Erschei- nungen hervorzurufen.
Als aber diese Krisis sich vollzogen hatte, so trat das heutige Clima, sich anschmiegend an die vorhandenen Gestal- tungen der Erdoberfläche und ihrer Bewölkung, als das letzte
ang
Glied in die normale Reihe der climatischen Entwicklungen ein. Man erkennt ohne Schwierigkeit, dass das recente Clima, weil es sich an die bestehenden Zustände der Erdoberfläche anschliesst und von ihnen abhängt, entschieden ungleichförmiger und zugleich kälter sein muss, als jenes der alten Erdperioden, welche tellu- rische Zustände besassen, die der Gleichförmigkeit des Climas und zugleich der höheren Wärme günstig waren.
Dass dasselbe aber auch die fremdartigen Erscheinungen der Eiszeit abstreifen musste, ergibt sich aus der einfachen T'hatsache, dass die anfängliche Beschaffenheit der Gebirge, ihre grössere Geschlossenheit, im Verlaufe der Eiszeit selbst durch- brochen wurde. Am nächsten steht das Clima der Gegenwart dem tertiären Clima, aber noch nicht dem der früheren und mittleren Teertiärzeit, sondern erst dem Ende derselben. In dieser Zeit waren die Zustände der Oberfläche der Erde mit denen der Gegenwart schon sehr nahe übereinstimmend.
Die Ansammlungen der Schneemassen auf den Gebirgen, durch welche später die Eiszeit sich auszeichnete, war erst im Werden und noch wenig vorangeschritten; sie erlangte ihren sanzen Umfang erst während der Eiszeit. Sobald dieselbe eine bedeutende Ausdehnung: erlangt hatle, hört die Pliocänzeit auf und beginnt die Eiszeit. In jenem anfänglichen Stadium, das die Ansammlung: der Schneemassen während der Pliocänzeit: selbst erreichte, war desshalb auch die climatische Bedeutung derselben weniger stark. Heutzutage kann die Ansammlung keinen hohen Grad erreichen, wegen der Durchfurchung des Gebirgs; in der Plioeänzeit war die Möglichkeit der Ansammlung zwar vor- handen, aber sie selbst hatte thatsächlich noch keinen hohen Grad erreicht, so dass die climatische Einwirkung derselben in beiden Zeitaltern ungefähr als gleich stark betrachtet werden kann.
Wir glauben, diese Abhandlung nicht abschliessen zu sollen, ohne eine spezielle Vergleichung mit der Theorie von Professor Sartorius von Waltershausen in ihren Hauptpunkten zu geben. Wir sparen diese Vergleichung bis an den Schluss, weil bei jeder wichtigen Phase der Entwicklung des tellurischen Climas
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— 10 — sowohl eine Uebereinstimmung als auch eine Divergenz der beider- seitigen Auffassungen hervorzuheben ist.
Sartorius von Waltershausen hat das bedeutende Verdienst, dass er die climatischen Verhältnisse der Erde principiell und consequent als von den tellurischen Verhältnissen abhängig und durch dieselben hervorgerufen, auffasst. Diese Grundlage wird unseres Erachtens nicht mehr verlassen werden können. Niemand wird von Sartorius abweichen können in der Auffassung, dass den alten Erdperioden eine sehr vorherrschend oceanische Be- schaffenheit und somit auch ein oceanisches Clima zu eigen ge- wesen sei. Dessgleichen wird Niemand Anstand nehmen, für die ältesten Erdperioden einen bescheidenen Zuwachs der Temperatur - durch die Wirkung des Erdinnern anzunehmen. Ferner kann es keinem Anstand unterliegen, dass (l. c. 8. 151—153) ein Wärmetransport durch Winde und Niederschläge, sowie durch Meeresströmungen stattgefunden habe, und hiedurch die Tempe- ratur der hohen Breiten gemildert worden sei. Dass auch die Bewölkung einen Einfluss auf die Verminderung der Schwankung der Temperatur ausgeübt habe, dürfte ohne Anstand bejaht wer- den. Sartorius, dem noch keine thermographischen Tabellen zu Gebot standen, schätzt den Einfluss derselben nur auf 1°,70 R., offenbar zu wenig. Er nimmt jedoch nur eine Ausgleichung der Temperaturschwankungen durch Bewölkung an und nimmt keine Rücksicht darauf, dass diese Ausgleichung zu Guusten der Wärme ausfalle. Leider sieht sich Sartorius bei der numerischen Behandlung dieser Factoren auf eine Schätzung angewiesen, die man nicht anders als eine willkürliche bezeichnen kann.
Um nun das Clima der Silurzeit in mittleren Breiten (45°) zu berechnen, legt er (l. c. 8. 153) das reine Seeclima jener Breiten mit 100,69 R. zu Grunde, addirt hiezu den Zuschuss der inneren Erdwärme mit 30,20 R. (für jene Zeit); ferner einen Zuschuss durch Transport der Winde und Niederschläge mit 1° R. und durch Meeresströmungen mit 2° R., so dass er für die silu- rische Zeit in mittleren Breiten eine Temperatur von 16°,89 R. erhäit.
Für mittlere Breiten ist diese Ziffer wohl zufriedenstellend
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wie. auch der Werth der Temperatur, der von ihm für den Aequator gefunden wird mit 24°,24 R. Allein für die höheren und höchsten Breiten lässt sich das nicht sagen. Offenbar hat
Sartorius in jenen Werthen, welche er zu der Temperatur des
reinen Seeclimas addirt, Gegenstände aufgenommen, weiche unter sich ziemlich ungleichartig sind. Die innere Erdwärme gibt für alle Breitengrade ohne Zweifel den gleichen Wärmezuschuss ab. Ob aber auch die Meeresströmungen und Winde in allen Breite- sraden gleich wirken oder ungleich und wie? — darüber spricht sich Sartorius nicht ganz bestimmt aus. Er spricht nur von einer der Zeit (Formation) proportionalen Abnahme derselben (l. c. S. 155). Es müssen sich somit ihm ganz andere Zahlen ergeben, als bei der Annahme, die wir gemacht haben, dass nämlich die Zunahme und Abnahme der Temperatur unter verschiedenen Breitegraden durch den Einfluss der Bewölkung sich gerade so verhalte wie der Einfluss des reinen Seeclimas gegenüber dem Normalclima. Das Resultat für Sartorius ist, dass er für die Silurzeit eine Temperatur der Pole von 99,54 R. berechnet. Gegen- über den mittleren Breiten ergibt sich somit nach seiner Unter- stellung schon in jener frühen (silurischen) Zeit ein Temperatur- unterschied von 70,35 R. und gegenüber dem Aequator eine Dif- ferenz von 140,70 R. Ein so namhafter Unterschied würde aber offenbar schon eine nicht zu verkennende zonenweise Abstufung des Climas schon in jener frühen Periode in sich schliessen, wo- mit die paläontologischen Beobachtungen nicht im Einklang stehen. Auch ist eine Temperatur von nur 9° oder 10° R. in den hohen Breiten für den typischen Character der Organismen jener Zeit offenbar zu niedrig.
Noch weniger entsprechen die von Sartorius berechneten Temperaturen für die späteren Erdperioden. Die Juraformation hätte nach ihm an den Polen nur noch + 29,13 R., die Tertiär- formation daselbst nur + 00,93 R. Gegen solche Temperaturen legen die Paläontologen auf Grund reeller Untersuchungen ent- schieden Protest ein (cf. Heer: Polarflora I, S. 73 und 76).
Wenn wir Sartorius in der Zugrundlegung des reinen See- elimas überhaupt gefolgt sind, so konnten wir ihm nicht oder
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nur mit wesentlichen Modificationen folgen in der Berechnung jener Werthe, welche er zu der Temperatur des reinen See- climas hinzufügt. Auf Grund der thermographischen Tabellen wurde auf die elimatische Bedeutung der constanten Bewölkung (wie dieselbe genauer präcisirt wurde) hingewiesen und nachzu- weisen gesucht, dass der Einfluss derselben auf das Clima un- .gefähr gerade so stark sei, wie der Einfluss des reinen gegen- wärtigen Seeclimas gegenüber dem Normalclima; und dass die constante Bewölkung in ganz homologer Weise wirke, wie das oceanische Clima selbst, ja nur eine Verstärkung desselben sei; dass somit nach den hohen Breiten hin der Einfluss desselben in continvirlich wachsenden, nach den niedrigen Breiten aber in eontinuirlich abnehmenden Ziffern sich kund gebe. Was Sartorius unter dem Transport der Wärme durch Winde und an- dere weniger fassbare Factoren begreift, fassen wir zusammen unter der constanten Bewölkung jenseits der Tropen. Hiedurch ergibt sich eine Zifferreihe, die in den mittleren Breiten (der alten Erdperioden) von den durch Sartorius aufgestellten nur unbeträchtlich abweicht; aber für die höheren ' und höchsten Breiten besonders, gestalten sich dieselben so, dass sie wirklich den Ansprüchen der Paläontologie Genüge leisten können. Für das Tertiäreclima konnte nicht zum Voraus die Temperatur be- rechnet werden, wie Sartorius thut; aber es wurde darauf hin- gewiesen, dass die von den Paläontologen verlangten Wärme- grade und Wärmeabstufungen mit den zur Anwendung gebrachten Prineipien in gutem Einklang stehen. | |
In Betreff des Quartärclimas geht Sartorius von der unseres Erachtens ganz richtigen Auffassung aus, dass die niedrige Tem- peratur dieser Periode (in der Ausdehnung der Gletscher sich ‚manifestirend) nicht von universeller, sondern nur von localer Beschaffenheit sei und durch die Erhebung der Gebirge sich er- klären lasse. Er nimmt dabei eine Höhe der Gebirge während. der Quartärzeit an, welche die jetzige Höhe derselben um eben- soviel übertraf, als die Temperatur jener Zeit niedriger war als die jetzige. Was den letzteren Punkt anbelangt, so konnten wir Sartorius darin nicht folgen. Es wurde vielmehr auf die
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unvermeidliche Ansammlung der Schneemassen in dem noch nicht oder jedenfalls weniger zerstückelten jungen Gebirge hingewiesen, welche Annahme die Erscheinungen der Quartärzeit ebenso gut erklären dürfte, als die immerhin gewagte Annahme von Sartorius.
Was sodann das recente Clima anbelangt, so kommt Sar- torius zu dem gleichen Resultat wie wir, sofern er das Clima der Gegenwart als ein solches betrachtet, in welchem eine Rück- kehr von den climatischen Ausschreitungen der Quartärzeit sich vollzieht; nur sind die Wege verschieden. Sartorius nimmt ein Zurücksinken der Gebirge von der Höhe derselben zur Quartär- zeit an. Unsere Ansicht haben wir dahin entwickelt, dass die Ansammlung der Schneemassen auf den Gebirgen und ihre schliess- liche Entladung wohl eine gewaltige, aber doch nicht eine blei- bende climatische Wirkung hervorbringen konnte, dass aber dieser Einfluss allmählig hinschwinden musste, als die Möglichkeit einer längeren Ansammlung der Schneemassen im Innern der Gebirge durch Bildung und Vervielfältigung der Querthäler beseitigt war und die Schneemassen durch Gletscher fortgeführt wurden. Die Eiszeit erreichte zwar jetzt erst extensiv durch das weite Vor- dringen der Gletscher ihren Höhepunkt, aber gleichzeitig wurden ihre Hilfsquellen im Gebirge selbst geschwächt und erschöpft. Die zu weit vorgeschobenen Eismassen, welche durch mechani- schen Druck von dem tiefeingeschneiten Gebirge herab, nicht durch die eigenen climatischen Zustände der Ebene sich hier ein- gefunden hatten, konnten der einheimischen höheren Temperatur der Ebene nicht auf die Dauer Stand halten; die Position musste aufgegeben werden und die Gletscher mussten sich, nicht ohne Schwankungen, allmählig in die Hochthäler der Gebirge zurück- ziehen.
Das Resultat all’ dieser Entwicklungen und Vorgänge auf der Oberfläche der Erde ist das Clima der BE EENERN Erd- periode.
Württemb. naturw. Jahreshefte. 1881. 8
Zur Kenntniss der quartären Wirbelthiere in Ober- | schwaben.
Von Dr. J. Probst in Unter-Essendorf.
Als die wichtigsten Fundorte der quartären Fauna haben sich in Württemberg ausser den Höhlen des Jura, der Löss von Cannstatt und die Renthierstation von Schussenried erwiesen. Anderwärts sind in dem mit diluvialem Schichtenmaterial so reich ausgestatteten, aber der Höhlen entbehrenden Oberschwaben nur sporadische Reste dieser Fauna, und zwar, wie sich erwarten lässt, hauptsächlich der grossen Thiere dieser Formation ge- funden worden. Auch dem Rissthal entlang gelang es, eine allerdings nur sehr mässige Anzahl solcher Reste im Laufe einiger Jahrzehnte zu sammeln.
Die Funde gehören zu den am meisten verbreiteten Vor- kommnissen und sind nach der gef. Bestimmung von Herrn Pro- fessor Sandberger: Elephas primigenius, Rhinoceros tichorhinus, Sus scrofa, Equus primigenius und Bos primigenius. Lohnender war, wie sich herausstellte, die Aufmerksamkeit auf die kleine Fauna jener Zeit, die in der Schicht von Schussenried fehlt und selbst in den Höhlen des Jura nur spärlich vertreten ist (ef. Württemb. naturw. Jahreshefte. 1872. S. 33). Eine Er- gänzung besonders nach dieser letzteren Seite hin, dürfte daher erwünscht sein.
Die Reste der kleinen Fauna, meist aus Nagern bestehend, sind nicht blos schwierig zu finden, sondern noch schwieriger zu bestimmen. Es konnte desshalb früher auch nur eine allgemein
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gehaltene Hinweisung auf das Vorhandensein derselben und die unzweifelhaft erkennbaren Reste gegeben werden (cf. Württemb.
naturw. Jahreshefte.. 1874. 8. 79). Seither vermehrten sich
‚Jedoch die Funde und konnten durch die gef. Vermittlung des
Herrn Professor Sandberger in die Hände des verdienstvollen Kenners der kleinen quartären Fauna, des Herrn Dr. Nehring in Wolfenbüttel, gelangen, dessen Bemühung die genaue Bestim- mung derselben zu verdanken ist.
Wir geben nun zuerst eine Darstellung der Fundorte dieser Fossilreste und sodann ein Verzeichniss der bisher gefundenen Wirbelthierreste.
Die Reste der grossen Thiere fanden sich in den Kies- gruben, welche an der lang hingestreckten Flussterrasse des Rissthales im Oberamt Biberach und Laupheim eröffnet sind, namentlich in den Markungen Aepfingen, Baltringen und Mietingen. Nur die Zähne des Rhinoceros lagen nicht im Kies, sondern im ächten Löss bei Baltringen, der die Kiesterrasse dort nach oben deckt und dort stellenweise auch die characteristischen Löss- schnecken, Succinea oblonga und Pupa muscorum, enthält.
Die Reste der kleinen Fauna aber fanden sich theils in den Spalten der Meeresmolasse von Baltringen und Mietingen, theils in sandigen, lössartigen Gebilden, von welchen die obere Süsswassermolasse stellenweise bedeckt wird. Was den ersteren Fundort anbelangt (Spalten der Meeresmolasse), so ist schon bei oberflächlicher Besichtigung wahrzunehmen, dass die
- Schichten der Meeresmolasse nicht selten senkrecht von Klüften
durchbrochen sind. Dieselben durchziehen die ganze Mächtigkeit
des obersten Gliedes der Schichtenfolge, des sogenannten Gesims-
sandes und theilweise auch noch die Bank des Ufersandsteins selbst. Sie sind meist schmal und wechseln in der Breite von 0,06 m bis 0,80 m bei einer beträchtlichen Höhe bis zu 10 m. Nur in seltenen Fällen sind dieselben unausgefüllt geblieben, in der Regel sind sie durch Sand und Plattenstücke des Gesims- sandes wieder ausgefüllt. Wegen ihrer Schmalheit und senk- rechten Ansteigens sind dieselben meist unzugänglich und spezielle Untersuchungen unthunlich. 8*F
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Man ist zumeist auf die zufälligen Funde bei der Abraum- arbeit hingewiesen. Die nachher anzuführenden Fossilreste wurden bei solcher Gelegenheit in einer nicht ganz ausgefüllten, nur nach oben geschlossenen Spalte in einem Steinbruch bei Mietingen, OA. Laupheim, gefunden.
Nur das Murmelthier wurde nicht an diesem Ort, sondern für sich allein, aber auch in einem Steinbruch der Meeresmolasse von Baltringen gefunden, worüber nachher die genaueren Um- stände angegeben werden.
Als weitere Fundorte (in lössartigen, sandigen Gebilden innerhalb des Gebiets der oberen Süsswassermolasse) sind nam- haft zu machen: der Einödhof Venusberg bei Essendorf, Ingol- dingen, OA. Waldsee und Schnürpflingen, OA. Laupheim. Die Fossilreste lagern hier nicht in Spalten, sondern am Abhang der Thalwand, die aus oberer Süsswassermolasse besteht, aber mit einer leichten Decke sandigen Lösses stellenweise bedeckt ist.
Was nun diese Thierreste selbst betrifft, so sind die in den Spalten der Meeresmolasse von Mietingen und beziehungsweise Baltringen gefundenen ohne Frage die interessantesten. Hier (Mietingen) wurden, in einem Häuflein beisammenliegend, ge- funden nach den Bestimmungen von Herrn Dr. Nehring:
Myodes torquatus, der Halsbandlemming. Dieser hoch- nordische Nager ist in mehreren sicher zu bestimmenden Unter- und Oberkiefern nebst Extremitätenknochen vorhanden. Herr Dr. Nehring gab eine Abbildung eines Unterkieferastes einer andern Art, des Myodes lemnus, in seiner Schrift: die quarter- nären Faunen von Thiede und Westeregeln. Das hauptsächlichste Kennzeichen des Geschlechts Myodes gegenüber dem Geschlecht Arvicola ist in dieser Abbildung deutlich hervorgehoben; es ist die Insertion des Schneidezahns und die davon abhängige Bil- dung: des letzten Zahns und des Gelenkfortsatzes*. In der Gaea (Jahrgang 1879 im 11. und 12. Heft) wird von ihm auch Auf-
* Zu vergleichen die Abhandlung Nehrings: Fossile Lemminge und Arvicolen aus dem Diluviallehm von Thiede und Westeregeln, Seite 23.
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schluss über die Verbreitung dieses Thiers zur Quartärzeit in Eu- ropa gegeben. Für Württemberg ist das Vorkommen dieses Na- gers nicht ganz neu, sofern ein Unterkieferast desselben im ‘ Innern eines verletzten Höhlenbärenknochens vom Hohlestein bei Lonthal (Ulm) sich befand, der jedoch seinen Weg nach Italien fand und daselbst durch Forsyth-Major 1872 entdeckt wurde (cf. Gaea 1879, S. 669). Nach gef. brieflicher Mittheilung des Herrn Dr. Nehring ist Mietingen bis jetzt als der südlichste Punkt des Vorkommens in Deutschland anzusehen.
Mit diesem Nager waren die Reste von zwei nordischen Wühlmäusen vergesellschaftet: Arvicola ratticeps und A. gregalis; sodann die weitverbreiteten und bei uns noch lebenden A. am- phibius und arvalis. Ein .Lagomys pusillus ist noch nicht ganz gesichert, da von ihm nur Extremitätenknochen, aber keine Schädel- theile vorliegen. Ferner lag dabei ein Theil des Milchgebisses vom Hermelin (Foetorius erminea), Knöchelchen von einem kleinen Vogel und Wirbel von einer Schlange und Kröte.
-Abgesondert von diesen Resten auf der Markung Baltrin- gen wurde eine beträchtliche Anzahl von Knochen eines Murmel- thiers (Arctomys marmotta) gefunden; ausser einer recht gut erhaltenen Unterkieferhälfte noch eine Anzahl Extremitätenknochen und Wirbel; sie gehören einem Individuum an.
Diese Knochen lagen nicht in einer senkrechten Spalte, son- dern in Mitte des marinen Sandes, der dort c. 6 m Höhe erreicht, ‚aber in einer kleinen Höhlung, welche horizontal verlief. Dieses Fossil ist jedoch sicher nicht als tertiär zu betrachten aus nach- folgenden Gründen. Die Knochen waren mit dem Sand nicht innig verbunden, sondern lagen lose da, so dass sie ohne weiteres mit den Fingern herausgenommen werden konnten. Die tertiären Knochen von Baltringen sind auch ganz anders erhalten, als diese Murmelthierreste; letztere klebten stark an der Zunge, welche Eigenschaft den tertiären Knochen von Baltringen ganz ab- geht; sie sind weiss, die tertiären dagegen bräunlich bis schwarz gefärbt; sie lagen sämmtlich bei einander und gehören sichtlich einem Individuum an, während die Tertiärfossilien daselbst voll- ständig zerstreut vorkommen, so dass es nicht gelingt, auch nur
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zwei Skelettheile desselben Thieres neben einander zu finden. Es kann somit keinem Zweifel unterliegen, dass das Thier zu einer Zeit, als der Meeressand schon abgelagert war, hier sich eine Höhle grub und verendete. Dass nicht sämmtliche Gebeine aufgefunden wurden, mag Zufälligkeiten oder auch der Unauf- merksamkeit der mit dem Abraum beschäftigten Leute zuzuschreiben sein. Die Meeresmolasse von Baltringen und Mietingen ist von der Erdmoräne des Rheinthalgletschers nur 2 bis 3 Kilometer entfernt und stellt sich dieselbe dort als ein auch landschaftlich deutlich zu unterscheidender Wall dar, der den Namen Boschach- wald führt (cf. Württemb. naturw. Jahreshefte. 1874. S. 64). Der Aufenthalt eines Murmeltbiers zur Quartärzeit lässt sich so- mit an dieser Stelle leicht erklären. Ganz in der Nähe der Fundstelle ist auch eine sandiglehmige Schicht angeschnitten, in welcher ich Succinea oblonga und Pupa muscorum, aber noch keine Wirbelthierreste gefunden habe. |
Wir sind auf die Lagerungsverhältnisse dieses Fossils aus dem Grunde genauer eingegangen, weil ein, wie es scheint, ähn- liches Vorkommen eines Lemmings und eines Ziesels bei Eppels- heim Veranlassung zu der Auffassung gegeben hat, als ob diese Thiere der dortigen Tertiärformation angehören *.
Vom Murmelthier sind in Württemberg bisher nur sehr spärliche Reste gefunden und bekannt gemacht worden; nämlich ein Lendenwirbel mit einer zerbrochenen Rippe durch wi > aus dem Löss von Cannstatt.
Die Höhle in dem älteren Süsswassertuff von Langenbrunn an der Donau oberhalb Sigmaringen lieferte einen schönen Unter- kieferast, der ebenfalls von Jäger *** bestimmt und abgebildet wurde und mit unserem Exemplar von Baltringen sehr gut über- einstimmt. Daselbst sind auch mehrere Oberarmknochen (Taf. III Fig. 65—69) abgebildet. Da ich die beiden Oberarmknochen von Baltringen in ganz vollständiger Erhaltung besitze, so ist
* cf. Nehring: Beiträge zur Kenntniss der Diluvialfauna; in der Zeitschrift für gesammte Naturwissenschaft. 1876. 8. 211. ** cf, Württemb. naturw. Jahreshefte. 1845. S. 245. *** cf, Württemb. naturw. Jahreshefte. 1853. S. 136.
—.119 -— S zu bemerken nicht ganz unwichtig, dass die letzteren Stücke mit dem in Figur 65 abgebildeten recenten alpinen Murmelthier, sowohl was die Grösse als auch den von Jäger namhaft gemachten Vorsprung (bei dem in der Zeichnung mit c markirten Punkt) anbelangt, sehr gut übereinstimmen. Von dem Eppelsheimer Oberarmknochen -(Fig. 67) und von den beiden aus Aachen (Fig. 68. 69) weichen sie gerade so ab, wie das lebende Thier. Die im Jahr 1872 vorgenommenen Ausgrabungen zu Langen- brunn durch die Herren Ecker und Rehmann bestätigen das Vor- kommen des Murmelthiers daselbst und fügen, besonders bei den Wiederkäuern, noch einige sehr interessante Arten hinzu *. Die im Braunschweigischen gefundenen Reste des Murmel- thieres werden auf Arctomys bobac bezogen. Auch in Italien wird das Vorkommen von fossilen Murmelthieren in Asti unl an anderen Orten durch Prof. Rütimeyer bekannt gemacht (Eiszeit und Pliocän. $. 69). Weniger interessant, aber doch das Gesammtbild der quar- tären Fauna in Oberschwaben ergänzend, sind die Vorkommnisse in den lössartigen Gebilden der schon oben namhaft gemachten Orte, Schnürpflingen, Ingoldingen und Venusberg bei Essendorf. An allen drei Orten waren besonders die Knochen von Batrachiern nesterweise abgelagert, durch deren grosse Zahl die Aufmerksamkeit geweckt wurde, während es sonst nur schwer gelingen würde, die vereinzelten kleinen Objecte zu finden. Ausser den Batrachiern kamen daselbst nach der Be- stimmung von Herrn Dr. Nehring noch vor: Talpa europaea, Sorex vulgaris, ‚Lepus, Myosis glis, Arvicola amphibius, Arvicola arvakks,
und ein kleiner Vogel.
Wenn wir nun diese Thiere mit der Fauna von Schussen-
* cf. Archiv für Anthropologie. Band IX und X.
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ried combiniren, die von Prof. Fraas (in den Württemb. naturw. Jahresheften. 1867. 8. 49) bestimmt wurden, so ergibt sich ein Gesammtbild der quartären Fauna in Oberschwaben, soweit dieselbe zur Zeit bekannt ist. Anderwärts ist die quartäre Fauna in Höhlen concentrirt; bei dem Mangel an Höhlen in Ober- schwaben müssen und dürfen die verschiedenen oft sehr ver- einzelten Fundstellen zusammengestellt werden. Diekhäuter: Elephas primigenius, Rhinoceros tichorhinus, Sus scrofa. Einhufer: Equus primigenius. Wiederkäuer: Cervus tarandus, Bos primigenäus, Bos, eine kleinere Art. Fleischfresser und Insectenfresser: Ursus priscus, Gulo borealis, Canis lupus, Canis lagopus, Canis fulvus. F'oetorius erminea, Talpa